05-11 Santa Cruz

11.Mai, Überfahrt nach Teneriffa

Obwohl dieser Tag mit dem Beginn der Rückreise verknüpft war, beschlossen wir die letzen Ferienstunden in vollen Zügen zu geniessen. Nichtsdestotrotz war dieser Tag von einer einzigartigen Pünktlichkeit und Diszipliniertheit unsererseits geprägt, was einen reibungslosen Ablauf erwarten lassen hätte können ….

Der Tag startete absolut nach Plan. Pünktlich um 9 Uhr verliess der Bus unser Luxushotel für die einstündige Fahrt nach Santa Cruz, der Hauptstadt der Insel. Wir genossen den Blick auf das azurblaue Meer und die unzähligen Bananenplantagen. Von dort war geplant, per Fähre auf Teneriffa überzusetzen, wo gut einen Tag später um 16:35 unser Flugzeug nach Zürich starten sollte. Mir persönlich war zuerst nicht klar, warum die knapp dreistündige Überfuhr nicht am Tag des Fluges stattfindet, aber ich sollte rasch dazulernen. Der Stadtbummel in Sta. Cruz war hochinteressant. Wir schlenderten durch die Touristenstrasse, gesäumt von wunderschönen Fassaden und idyllischen Innenhöfen. Vor der Kirche stand eine Statue von Manuel Hernàndez Diaz, eines Pfarrers, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts sich für eine liberale Verfassung und kostenlose Schulen eingesetzt hatte und dafür vor ein Kirchengericht gestellt worden war. Die Kirche selber beeindruckte durch Glasfenster und die im Mudejar-Stil gehaltenen Holzdecken, die Markthalle durch eine Vielfalt von einheimischen Früchten – zu erwähnen sind die überdimensionierten Papayas und die unterdimensionierten Bananen, beide von köstlich intensivem Geschmack. Der Rundgang endete bei einem riesigen Betonschiff, der Barco de la Virgen auf dem Plaza de la Alameda, wo wir uns in der Bar El Encuentro den letzten Cortado (Kaffee mit gesüsster Kondensmilch) schmecken liessen.

Bilder: Impressionen von Santa Cruz

Pünktlich um 11:50 fanden wir uns wieder beim Hafen ein, wo unsere Fähre um 12:30 Richtung Teneriffa starten sollte. Ich möchte die Situation ganz kurz in ein Statement fassen – der Zeitpunkt 12:30 bedeutet lediglich, dass das Schiff nicht vor 12:30 gehen wird. Soweit zu kanarischen Fahrplänen. Die praktische Umsetzung verlief folgendermassen: 25 Leute und circa 50 Gepäckstücke sassen friedlich am Dock in der prallen Sonne und warteten geduldig bis 15:30, bis unser Schiff sich endlich am Horizont zeigte. Als einzige Unterhaltung konnte man den halben Kilometer zur klimatisierten Bürohalle zurückgehen, und dort die Zeit absitzen. Ansonsten gab es nur Warten, Warten und Warten und für Adrian stundenlanges Sonnen auf Beton.

Bilder: die Wartenden

Ich nützte die Zeit, um die letzten zwei Wochen gedanklich Revue passieren zu lassen. Folgende Elemente betrachte ich als ein absolutes Muss für La Palma Reisende:

die Vulkantour im Süden der Insel, wo man auf feinkörniger Asche die Berge hinuntersegeln kann

den Roque de las Muchachas, wo Europas grösstes Observatorium steht und von wo aus man einen herrlichen Blick über La Palma und bis zu den anderen Inseln hat

die Meerwasserbecken bei La Fajana zum gefahrlosen Baden im kühlen Wasser

Bienmesabe – das köstliche Mandeldessert

Musik von den Los Sabadenos aus Teneriffa, um die dreistündige Wartezeit am Fährhafen zu verkürzen.

Schliesslich sahen wir unser Schiff, ein riesiger Trimaran der norwegischen Gesellschaft Fred Olsen. Dieser Trimaran ist der grösste seiner Klasse – das Traumschiff fasst 350 Fahrzeuge und 1350 Passagiere. Er ist funknagelneu, wurde in Australien gebaut und kam über Südafrika Anfang April nach Teneriffa, wo zwei blinde Passagiere aus Burundi per Flugzeug zurückgeschickt wurden. Dementsprechend misstrauisch war die Besatzung – beim Boarden wurde Vreni Ceresoli beim Betreten rüde zurückgewiesen, weil sie nur das Gruppenfreiticket vorweisen konnte. Doch Vreni hat in kämpferischer Manier die Situation rasch geregelt, mit Unterstützung von Adrian, der selbst kein besseres Ticket vorweisen konnte. Die Überfuhr war ruhig und ereignislos, einige sahen sogar Delphine, andere verschliefen die gesamte Fahrt.

Bilder: Barca de la Virgen in St. Cruz / die Schlafenden / das langersehnte Fährschiff

Nach knapp drei Stunden erreichten wir am späten Nachmittag Los Cristianos auf Teneriffa, ein Ort von abgrundtiefer Hässlichkeit, der erste Schritt zurück in die Zivilisation. Immerhin lag ein schönes altes Schiff im Hafen. Per Bus ging es dann nach Médano, knapp 15 km nördlich von Los Cristianos, in unser Hotel Playa sul Tenerife, ein flughafennahes Hotel mit Hintertür direkt zum Strand (Vorsicht: Schiebetürmechanismus). Trotz vorgeschrittener Stunde beschloss ich, noch im ruhigen Meer zu baden – der Strand war flach und das Baden absolut ungefährlich. Plätschernd im lauen Wasser beobachtete ich die vielen gelben Bojen und die eine rote Boje, die plötzlich mit englischem Akzent zu sprechen begann und sich schliesslich als der rotgesonnte Adrian identifizierte. Der Tag endete für einige in Hotel mit einem preiswerten (und guten) Abendessen, andere gingen in den kleinen Ort, wo sie kulinarische Köstlichkeiten erwarteten.

Wandbemalung auf dem Schiff / Hafen Los Cristianos / Sonnenaufgang auf dem Montana Roja

Als Abschluss möchte ich noch kurz unsere frühmorgendliche Tour auf den Montana Roja erwähnen, gleich neben dem Hotel. Wir starten um 6:45 auf den 171 m hohen Berg, wo wir mit einem spektakulären Sonnenaufgang und einem tollen Weitblick nach allen Seiten belohnt wurden.

Christine

Hiking in Switzerland and around the world