09 10 Akrotiri Perissa

Steilküste nahe Vlichada
Steilküste nahe Vlichada

Sonntag, 09. Oktober – Ausgrabungen von Akrotiri und Küstenwanderung

Um 9.3o Uhr bringt uns ein Bus in die Höhe, wo wir bald bei den Ausgrabungen von Akrotiri aussteigen. 1967 entdeckte der Archäologe Marinatos eine Stadt der Kykladenkultur mit starkem Einfluss der minoischen Kultur. Die Stadt wurde in ihrer Blütezeit durch einen Vulkanausbruch verschüttet und so für über 3500 Jahre konserviert. Der exzellente Erhaltungszustand der Gebäude und herausragender Fresken erlaubt Einblicke in die Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte der Bronzezeit in der Ägäis.

Das Gelände wurde kurz nach der Entdeckung überdacht, um die freigelegten Gebäude und andere Funde vor Wetter und Sonneneinstrahlung zu schützen. 2002-2005 ersetzte man die vielfach erweiterte Überdachung mit Förderung der Europäischen Union durch eine neue Konstruktion – für mich in nie gesehenen gewaltigen Ausmaßen. 2005 kam es zu einem Unfall, bei dem ein Teil der neuen Überdachung unmittelbar vor der Fertigstellung einstürzte und einen Touristen tötete. Zwischen 2009 und 2011 wurde ein neues Dach nach modernen Umweltstandards errichtet. Die Überdachung ist teilweise mit einer dünnen Erdschicht bedeckt, die das Klima unter dem Dach auch bei mehreren tausend Besuchern am Tag mäßigt. Nach Norden gerichtete Fenster im Sheddach sind mit Lüftungsöffnungen versehen, ob elektronisch/automatisch gesteuert, konnte ich anhand der eigentümlichen Hebel nicht erkennen. Durch diese Fenster kommt Licht in die Ausgrabungsstätte. Unser Rundweg durch die Stadt macht Einblicke in Souterrain- und Erdgeschossräume möglich. Dabei sehen wir Details der Konstruktion von Wänden wie die Anordnung von tragenden Balken und der Fassadengestaltung. In einigen Räumen sind große Vorratsgefäße, Amphoren und andere keramische Gefäße sowie Mahlsteine und weitere Artefakte angeordnet, die auf Verbindungen zu Ägypten und dem minoischen Reich hindeuten. Funde auf allen Kykladeninseln zeugen von Marktmacht/Einfluss der Stadt. Tonröhren liefern den Beweis, dass die Häuser an eine öffentliche Kanalisation angeschlossen waren.

Anders als in Pompeji wurden in den Asche- und Bimssteinschichten von Akrotiri keine menschlichen Überreste gefunden. Es gibt in den Häusern keinen Schmuck und nur wenige aufwändig gefertigte Werkzeuge. Dies deutet darauf hin, dass die Bewohner vor dem Vulkanausbruch noch Zeit hatten, mit ihren Wertsachen auf die Boote zu fliehen. Die Warnung vor der eigentlichen Eruption geschah offenbar durch ein Erdbeben. Nach dem Erdbeben kehrten einige der geflüchteten Bewohner zurück. Sie legten die Straßen wieder frei, rissen beschädigte Mauern ein und sortierten wiederverwendbares Baumaterial. Außerdem bargen sie Möbelstücke und Güter. So wurde ein Stapel Bettgestelle gefunden, die aus einem Haus zum Abtransport bereitgestellt wurden. Unbeschädigte Krüge und Amphoren mit Lebensmitteln waren ebenfalls an Sammelstellen außerhalb der Häuser gebracht worden. Zu diesem Abtransport kam es nicht mehr. Der Ausbruch, die sog. Minoische Eruption, dauerte nur kurz, die Menge des ausgestoßenen lockeren Materials war gering. Bewohner konnten sich in Sicherheit bringen. Es ist daher anzunehmen, dass die Flüchtlinge durch Gase der Eruption oder durch Flutwellen doch noch ums Leben kamen.

Die Datierung der Eruption und damit des Untergangs der Stadt Akrotiri ist nicht vollständig gesichert. Begraben wurde die wahrscheinlich erste europäische Stadt unter Lava und Asche. Manche Forscher setzen sie sogar mit dem sagenhaften Atlantis gleich.

Nicht weit ist es hinab zum Meer. Wir wandern am Ufer entlang. Als bequem will ich den Weg zwar nicht bezeichnen, dafür sehr abwechslungsreich. Am feinkiesigen schwarzen Strand erholen wir uns bis 14.3o Uhr zu viert im Meer, es gab sogar kleine Wellen. Zur Gruppe stoßen wir in Vlichada. Auffällig der hohe Schornstein einer restaurierten Tomatenfabrik. In derselben westlichen Richtung setzen wir unsere Wan­derung fort mit einem kleinen Abstecher zu zwei Felsengräbern .

Perissa rühmt sich nach Kamari als zweites Badeparadies auf der Insel. Der Strand ist durch eine Promenade durchgängig erreichbar. Auf dieser Strandstraße entlang an den standardmäßigen touristischen Einrichtungen quälen wir uns über 4 km, die letzten Schritte im Eiltempo. Siggi hält das fahrplanmäßige Boot auf, das uns um den Felssporn des Mesa Vouno zum Nachbarort Kamari zurückbringt. Bis zum gemeinsamen Abendessen sitze ich auf den sonnigen Felsen im Meer.

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