05-19 Korrission Lagune

19.Mai, Santa Barbara – Agios Georgios – Korrission Lagune – Paramonas

Auf dem Balkon sitzend geniesse ich die Abendstimmung in der Bucht von Paramonas und lasse den heutigen Tag an mir vorüberziehen. Neben mir trocknen die Badehosen – und Tücher und die erste Wäsche flattert im Abendwind .Mir scheint, wir seien schon so lange weg von Basel und vollkommen eingetaucht in die Ferienwelt. Seit unserer Ankunft gestern morgen haben wir schon so viel erlebt und gesehen und einander kennengelernt.

Heute morgen um 8.00 finden sich die kleinen Gruppen, die in verschiedenen Häusern im kleinen Ort Paramonas untergebracht sind zum Morgenessen in der Greek Taverna Sunset ein, wo wir gestern unser erstes griechischen Abendessen eingenommen haben. Wir stärken uns mit Eiern, Brot und Kuchen, Kaffee oder Tee für die heutige Wanderung, die uns keine Höhenmeter abverlangen wird.

Um 9.15 ist das Car abfahrbereit, das uns über Aryrádes und Perivóli hinunter in den Süden nach Agia Varvára oder Santa Barbara, an der an der Westküste liegt, fährt.

Wie schon gestern sehen wir zwei verschiede Seiten von Griechenland. Da treibt eine alte Frau einen mit Stroh beladen Esel aus einem Garten heraus – ein Bild des alten Griechenlands – dort zeigt sich der Massentourismus mit Reihen von Kneipen, Souvenierständen und Swinmmingpools – ein Bild des neuen,modernen Griechenlands.

Dass es auch etwas dazwischen gibt werden wir während unserer Wanderungen auf dem Korfu-Trail erleben.

Um 10.00 kommen wir am Strand von Santa Barbara an und bald sind wir in kleinen Gruppen unterwegs und suchen uns die beste feste Spur im Sand. Vor uns dehnt sich ein langer, sehr breiter und flacher Sandstrand aus Issos Strand). Einige ziehen bereits die Schuhe aus und waten in den sanften Wellen. Ich geniesse die Weite der Landschaft, die leichte Brise und den Sonnenschein, ich bin wahrhaft in den Ferien!

Bei der Golden Beach finden wir uns alle wieder auf der Terrasse eines Strandcafés, das auf der Düne oben sitzt. Hier genehmige ich den ersten Café Frappé, der typisch griechisch sein soll. Wir befinden uns in Agios Georgios, einem Ferienort mit vielen Souvenierläden. Vreni (welches wohl?) liebäugelt mit einem grossen grünen Gummifrosch. Welches Vergnügen, mit einem Frosch nachher im Meer zu schwimmen! Aber es geht auch ohne.

Bald lassen wir Agios Georgios hinter uns und befinden uns nach der Ueberquerung von viel Geröll und grossen Steinbrocken duchsetzt von Strandgut – modernes Griechenland – . Bald gehen wir wieder auf Sand, Einer nach dem andern entledigt sich seiner Schuhe.

Adrian, der Chef will uns nun laufen lassen und erklärt uns den Weg durch die Dünenlandschaft zur Korrison Lagune und zur Brücke, die wir jedenfalls überqueren müssen, um auf den richtigen Pfad zu kommen, der uns zurück nach Parmaonas führen wird.

Die mit Wachholderbäumen durchsetzte, unberühte Dünenlandschaft ist wunderschön und lädt zum Fotographieren ein. So zerstreuen sich die Leute und finden sich bald einmal in kleinen und kleinsten Gruppen, die die Weg suchen, was doch nicht so einfach zu sein scheint. Wir hören später Geschichten von dichtem fast undurchdringlichem Wald und einer aufgescheuchten Ziegenherde!

Ich scheine mit der Gruppe, der ich mich zufällig angeschlossen habe, Glück zu haben. Die späteren Späher in unserern folgenden Wanderungen, zeigen bereits jetzt ihre Qualitäten. Franz und René lotsen uns mit viel Umsicht und Gespür (sie haben die Beschreibung eingehend studiert) auf den versprochenen, doppelspurigen Pfad, welcher uns durch den Wald an den Rand der Lagune bringt.Wir sehen Orchideen und wilde Gladiolen und andere Blumen. Endlich stossen wir auf die besagte Brücke. Dieser Uebergang ist ein Foto wert!

Bald gelangen wir wieder an den ausgedehnten Strand und beschliessen, nun endlich die Mittagsrast zu halten. Wir lassen uns in den Dünen nieder und nehmen vor dem Essen ein ausgedehntes Bad im Meer, das sehr ruhig ist. Es braucht etwas Mut, sich ins Nass hinein zu wagen Sicher ist die Wassertemperatur unter 20 Grad. Für die meisten ist das das erste Bad in diesen Ferien.

Mechthild geht mit ihrem Surfertäschli ins Wasser, um es auszutesten. Niemand begreift, was sie auf sich trägt. Die Männer fragen sich: Ist es ein Schmincktäschchen oder eine Schwimmhilfe (wohl etwas klein)? Für den Rest der Ferien bleibt es das Schmincktäschchen!

Es ist sehr warm und wir trocken schnell in den warmen windstillen Sandmulden und erwerben die erste Sommerbräune. Das Picknick schmeckt, auch wenn der Sand überall ist, auch schon mal zwischen den Zähnen. Irgendwann ist es dann Zeit zum Aufbruch, denn wir haben noch eine weite Strecke zu gehen. Der Pfad führt am Ufer der Korission Lagune entlang, die ein bedeutendes Feuchtbiotop und ein Überwinterungsplatz für viele Vögel sein soll (laut Berichten soll es hier u.a. Strandläufer, Säbelschnäbler, Komorane, Fischreiher und Ibisse geben). Der ca. 600 ha große See wird durch einen schmalen Dünenstreifen, auf welchem der Pfad verläuft, vom Meer getrennt.

Irgenwann erreichen wir das Ende der Lagune.

Der Weg wendet sich nun inland und wir lassen die Taverne in der Alonaki Bucht, wo sich offensichtlich einige Leute unserer Gruppe wiedergefunden haben, links liegen und wandern auf einem Fahrweg vorbei an Wiesen und grossen Gärten, die teilweise sehr gepflegt sind. Wir werden immer wieder überrascht von der Vielfalt der Flora. Schliesslich nehmen uns die Olivenhaine auf und wir gehen im Schatten dieser alten, knorrigen Bäume. Ich habe auf dem Internet eine interessante Seite zur Vegetation im allgemeinen und zu den Olivenbäumen im besonderen gefunden.

( http://island.korfu-service.com/Korfu/Natur/Vegetation/vegetation.html )

Sicherlich gab es Ölbäume schon im Altertum auf Korfu. Doch als sich die Insel im Jahr 1386 unter den Schutz Venedigs begab, spielte die Ölbaumkultur offensichtlich keine hervorragende Rolle. Denn im Gegensatz zu Weinstöcken wurden Ölbäume nicht als Besitztum und Steuerobjekt ausgewiesen. 1413 wird zwar die Besteuerung der Ölbäume erwähnt, aber erst ab 1565 nahm die Bedeutung der Ölbaumkultur zu.

Damals nämlich sah sich Venedig vor der schwierigen Aufgabe, die durch die türkische Belagerung verödete und entvölkerte Insel mit wirtschaftlichem Leben zu füllen; dies musste flächendeckend, aber mit geringem Arbeitseinsatz möglich sein. Gleichzeitig versuchte man, aus eigenen Ländereien so viel wie möglich Öl zu gewinnen.

Man versuchte deshalb die Bevölkerung dazu zu bewegen, in kurzer Zeit ihre Ödlandflächen durch Veredelung von wildwachsenden Oleastern oder durch Stecklinge in Ölbaumkulturen zu verwandeln. Dies hatte nicht sonderlich viel Erfolg, so dass die Regierung sich im Jahr 1623 genötigt sah, die Anpflanzung von jeweils 100 Ölbäumen mit 12 Zechinen zu belohnen.

Das zeigte Wirkung; doch statt neue Flächen zu roden, wurden bestehende Weinpflanzungen in Ölbaumhaine umgewandelt. Als Ergebnis wurden im Jahr 1766 auf Korfu 1.873.730 Ölbäume gezählt. Diese Zahl dürfte eine untere Grenze angeben, denn bereits 1879 wurden 3.814.730 Ölbäume gezählt. Dies bedeuteten damals 150 bis 200 Ölbäume je Kopf der ländlichen Bevölkerung. Es war klar, dass diese enorme Zahl von Bäumen nicht intensiv gepflegt werden, sondern nur geerntet werden konnte. Als Folge entwickelten sich die Ölbaumhaine zu wahren Ölbaumwäldern.

Dies die Erklärung für die vielen Olivenwälder, die wir in Laufe unserer Wanderferien durchquerten.

Zwischendurch müssen wir auf einer Teerstrasse gehen, was wir nocht besonders schätzen. Wir werden dann aber mit einer grossartigen Aussicht auf die Küste belohnt. Wir tauchen dann wieder ein in die Olivenwälder und verpassen fast den richtigen Abstieg nach Paramonas. Wir sind müde und durstig. Die einen wollen sich zuerst in der Beiz niederlassen, die andern streben ihren Behausungen am Hügel entgegen, um zu duschen und den frühen Abend auf dem Balkon zu genießen. Wir sind die ersten in den Appartements Aretin, die zurück sind.

Erst später belebt sich das Haus mit den Stimmen und Geräuschen der Zurückkehrer, die sich alle für das Abendessen bereitmachen.

Mein Tagesrückblick auf dem Balkon ist zu Ende, die Karte und die kurzen Notizen werden ein mein Reisemäppchen zurückgelegt.

Mechthild und ich schlendern hinunter zur Sun Set Taverne, wo wir Christine suchen. Wir fragen nach ihr und siehe da, der Wirt kennt ihre Zimmernummer im Hotel Parmaonas! Wir gehen zum Hotel und auch da ist die Dame schon bekannt! Sie kommt hinunter und wir setzen uns später zusammen in der Taverne nieder zum Abendessen, zu griechischem Salat, Fisch und Moussaka und Wein. Bald füllt sich der Raum mit unseren Gruppenteilnehmern und anderen Gästen und es wird fröhlich über die Tische einander zugeprostet:

Auf tolle, erlebnisreiche Wander- und Badeferien oder Bade – und Wanderferien – je nach Gusto.

Bisher war es sehr gut – es kann so weitergehen.

Marianne Frei

Hiking in Switzerland and around the world