05-25 Mathraki Insel

25.Mai, MathrakiInsel

Für diesen Tag gab es zwei Optionen – Wandern auf Korfu oder eine kleine Bootsfahrt zu einer nahe gelegenen Miniinsel, falls es das Wetter zulässt. Zurückblickend auf die mehrtägigen Wanderexzesse habe ich am Vorabend inbrünstig für gutes Wetter gebetet. Am nächsten Morgen wurden wir mit strahlend blauem Himmel belohnt, keine einzige Wolke zeigte sich am Horizont. Während des Morgenessens haben noch einzelne UPs (unbekehrbare Pessimisten) kommentiert, dass der Wind wohl zu stark wäre, aber nichtsdestotrotz hat sich dann die gesamte Gruppe für die Inselvariante entschieden. Erleichtert habe ich meine Wanderschuhe in den Koffer gepackt.

Nachdem wir den überpünktlichen Bus bestiegen und unser ausuferndes Gepäck eingeladen hatten, ging es entlang einer aussichtsreichen Küstenstrasse nach Agios Stefanos, wo unser Schiff bereits im Hafen lag. Die halbstündige Schifffahrt selbst verlief weitgehend ereignislos – zeitweise hat das Boot massiv geschaukelt (ist aber nicht einmal gekentert), wir haben viele kleine Inseln passiert (aber keine gerammt), manchen Leuten wurde leicht übel (aber keiner ist über Bord gegangen). Alles in allem eine geglückte Überfahrt. Um Mut zu machen, haben unsere UPs einstimmig kommentiert, dass bei der Rückfahrt am Nachmittag wohl mit viel stärkerem Wind zu rechnen sei. Aber wer will schon so weit voraus denken.

Eine sehr kleine Insel wie Mathraki von ungefähr 3 km Länge hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil – exzessives Wandern ist unmöglich, bei aller Kreativität. Als Nachteil hingegen könnte es dort langweilig werden, weil der Handlungsspielraum etwas limitiert ist. Es freut mich, zu berichten, dass unser Tagesprogramm von einer einzigartigen Vielfältigkeit geprägt war und jeder in unserer Gruppe ihre/seine natürlichen Begabungen voll ausleben konnte.

Es gab solche, die jede Bewegung minimierten, einfach den Moment genossen und die unvergesslichen Blautöne des Meers auf sich wirken liessen – diese Leute haben am glücklichsten gewirkt am Abend.

Andere haben sich in Steine verbissen und die geologischen Hintergründe der Insel genauestens studiert (alles mathrakiatischer Sandstein, stellenweise tafoni-verwittert).

Wieder andere haben ethnologische Studien betrieben – eine Eliteeinheit unserer Gruppe wurde von Einheimischen zu Hause einladen und konnte feststellen, dass die meisten Mathrakiaten ihre Insel schon einmal verlassen haben (einige haben viele Jahre in Amerika gelebt).

Adelheid hat sich mehr für das Tierreich interessiert und wurde in ihrer Spezialmission von einem Ungeheuer angefallen, das ihr die Hose vom Leibe riss – dabei handelte es sich um eine mathrakiatische Hybridform zwischen Geissbock und Hund. Vögel gab es nur wenig auf dieser Insel, weil die werden auf speziell konstruierten Bäumen zuerst angelockt und dann abgeschossen (unglaublich, aber wahr – leider). Quallen waren auch zahlreich vorhanden und wurden von manchen näher inspiziert.

Dann gab es die, die bevorzugt das Pflanzenreich bestaunten – die Blütenpracht war einfach überwältigend und die Düfte berauschend.

Manche gingen schwimmen (siehe später).

Und dann gab es noch solche, die nur wandern wollten und alle steilen Weglein mehrmals abliefen, um auf ihre Kosten zu kommen – aber die sind nicht Thema meines Tourenberichts.

Das mit dem Schwimmen möchte ich kurz erörtern. Wie die meistenInseln hat Mathraki mindestens zwei Seiten, in diesem Fall eine Ost- und eine Westküste. Nun ein Geheimtipp – die leichter zugängliche Ostküste ist nicht nur windig, sondern auch menschen- und quallenverseucht. Die Westküste hingegen ist von einzigartiger Schönheit und menschenleer (weil nur wenige sie finden). Mechthild, Marianne und ich haben als Spähtrupp das Gelände rekognosziert und René als Begleitschutz mitgenommen. Das Gelände war geröllig und unwegsam. Nachdem wir verstanden haben,wie das Gelände funktioniert, haben wir alsbald eine kleine Bucht für uns okkupiert (René ging noch circa zwei Kilometer weiter, um dann schnorchelnderweise das Meer Richtung Italien zu überqueren).

So blieb der Frauentrupp in dieser lauschigen Bucht, wo wir uns stundenlangen Badefreuden hingeben konnten – abwechselnd haben wir uns in die tiefblauen Fluten gestürzt, um dann ausgebreitet auf karstigem Sandstein von den wohltemperierten Sonnenstrahlen erwärmt zu werden. All das unbeobachtet und vollkommen ungestört von Einheimischen oder lästigen Wanderern. Dass die Einsamkeit ihren Grund hat und unsere holden Gestalten als biologische Strandsperre fungiert haben könnten – dieser böse Verdacht darf nur aus unserem Munde geäussert werden.

Die Rückreise per Boot verlief absolut reibungsfrei und wellenlos.

(Heinzine)

Hiking in Switzerland and around the world