05-21 Capu d’Ortu

21. Mai, Piana, Chalet des Roches Bleues 480m – Capu d’Ortu 1294m – Chalet des Roches Bleues 6Std.

Ausnahmsweise durften wir schon um 7.30 Uhr das Frühstück einnehmen, da doch eine etwas längere Wanderung auf dem Programm stand. Nachdem die Akkus mit Energie versehen waren, hiess es um 8.30 Uhr Abfahrt vom Hotel Aitone in Evisa. Patrick, unser zuverlässiger Chauffeur bewältigte die kurvenreiche Strecke runter nach Porto und die nicht weniger kurvenreiche Strecke wieder hoch Richtung Piana gekonnt wie immer.
Zwischen Porto und Piana liegt das Restaurant Chalet des Roches Bleues (418m), welches unser Ausgangspunkt der aktuellen Wanderung war. Um 9.30 Uhr machten wir uns auf die Socken, d.h. 18 waghalsige Wanderer wagten sich ins Ungewisse. Gegenüber dem Restaurant beginnt beim Trinkbrunnen der beschilderte Aufstieg zum Capu d’Ortu. Laut Tafel wird der Aufstieg mit 2½ Stunden angegeben. Die ersten ca. 25 Min. stiegen wir durch einen mit Macchie und Kiefern durchsetzten Steilhang. Nach kurzer Pause für Photoshooting und einen Schluck aus der Flasche ging es etwas weniger steil bergan.

image001_r35image003_r35Nach 1 Stunde war eine etwas längere Trinkpause angesagt, unterhalb einer recht steilen Felsplatte. Da ein direkter Weg über die Felsplatte mit Steinmännchen markiert war, wurde diese Variante zum weiteren Aufstieg gewählt, wobei die Hände doch ab und zu eingesetzt werden mussten. Oberhalb der Felsplatte fanden wir wiederum den markierten Bergpfad. Der felsige Aufstieg führte an herrlichen Bergblumen vorbei. Linker Hand konnte man die Tafoniplastiken der Palani-Felsen bestaunen. Hier konnte man der Phantasie freien Lauf lassen und man hörte von schlafendem Nilpferd, angreifendem Haifisch oder sonstigen Viechereien, die man in den Felsgebilden erkennen konnte.

image005_r35image007_r35Nach ca. 2 Stunden erreichten wir den Sattel Bocca di Piazza Moninca (947m). Hier verabschiedeten sich 3 Kollegen, welche den Gipfel ausliessen und den Abstieg direkt Richtung Piana in Angriff nahmen. Für die restlichen 15 Verbliebenen ging es zunächst durch eine Buschlandschaft (Baumerika), danach über Felsplatten an einem Couloir entlang. Jetzt wurde der Aufstieg interessant und recht alpin, d.h. der 4X4 musste zugeschaltet werden, denn ohne Hände kommt man das letzte Teilstück nicht hoch. Die ersten erreichten nach gut 3 Stunden den Gipfel (1294m) [die 2½ Std. laut Wegweiser sind doch eher knapp bemessen]. Kurze Zeit später waren alle Wagemutigen eingetroffen, mit etwas unterschiedlichen „Aufstiegs-erfahrungen“. Die Aussicht vom Capu d’Ortu ist fast unbeschreiblich. Von einem Plateau sieht man direkt runter nach Porto und den tollen Küstenformationen. Die Ortschaften Ota und Evisa konnten gut eingesehen werden.
image009_r35image011_r35Wer einen Feldstecher dabei hatte, konnte sogar unser Hotel erkennen. Auch die wilde Spelunca Schlucht zeigte sich praktisch in der ganzen Länge. Eigentlich konnten wir alle unsere Wanderungen die wir in der Woche zuvor absolviert hatten, nochmals geistig und visuell nachvollziehen. Auch das „korsische Matterhorn“ (Paglia Orba), unter dem wir am Samstag vorbei marschiert waren, zeigte sich wie auf dem Präsentierteller. Auf dem Gipfel trafen wir 5 Korsen, richtige Prachtkerle, die alle eine Flasche Rotwein dabei hatten und diese natürlich auch köpften. Der Eine hat uns dann beim Mittags-schläfchen etwas vorgeschnarcht, zum Gaudi seiner Kollegen. Nach einer Stunde Mittagsrast, hiess es zunächst die gleiche Strecke runter. Diejenigen, die nicht mit der Beinlänge XXL ausgerüstet sind, hatten sicher nicht nur Freude am Abstieg.

Ab dem Sattel Piazza Moninca führte der Abstieg über endlose Serpentien zu dem Flusstal des Riusseau de Piazza Moninca. Am Fluss entlang führte der breite Bergpfad Richtung Piana (vorbei an zwei Badefreaks, wer wohl?). Oberhalb des Fussballfeldes von Piana haben wir die 3 vor uns abgestiegenen Kollegen getroffen. Laut Adrian führt das letzte Stück des Abstiegs über die Strada Alta (Hochstrasse), die oberhalb der Fahrstrasse liegt. Der Hinweis, dass man nach kurzer Strecke die Abzweigung Richtung les Roches Bleues ignorieren soll und weiter gerade marschieren, war sehr wertvoll. Diese Strada Alta bietet nochmals eine Aussicht, die schlicht weg genial ist. Besser als 1000 Worte kann hier nur ein schönes Photo helfen. Etwas oberhalb des Restaurants des Roches Bleues führte der Weg nochmals steil hinab auf die Fahrstrasse und ein paar Minuten später erreichten wir das Ziel (17.30 Uhr).

image013_r35Als nach einiger Zeit auch die zwei frisch „Gebadeten“ eingetroffen waren, dachten wir: „Alles Heil angekommen und ab zurück ins Hotel“. Nur, 5 liebe Kollegen fehlten noch! Die waren nicht beim Fussballplatz (Aufpickmöglichkeit für Insider) und auch nicht auf der klassischen Strada Alta. Die hatten schlicht und einfach noch nicht genug und hatten die Ab-zweigung über les Roches Bleues (300m Aufstieg), d. h. den 2. Bergpreis des Tages auch noch ab-solviert. Etwas abgekämpft sind sie um ca. 18.20 Uhr auch am Zielort eingetroffen.
Auf der Rückfahrt konnte reichlich diskutiert werden, bezüglich Kommunikationsprobleme.
Patrick hat uns zum x-mal sicher nach Evisa ins Hotel kutschiert und nach einer erfrischenden Dusche wurde um 20.00 Uhr das Nachtessen serviert. Wie die Tage zuvor wurden wir mit einem 4 Gang Menü verwöhnt. Vorspeise: Soupe Corse / Hauptgang: Spaghetti, Osso Bucco / Zwischengang: Käseplatte / Dessert: Früchte nach Wahl.
Da sich Patrick am nächsten Tag als unser Chauffeur verabschieden würde, überreichten ihm Adrian und Agnes unser gesammeltes „Trinkgeld“. Er hat während der ganzen Woche einen tollen Job gemacht. Patrick freute sich riesig und sagte, er hoffe zukünftig nur solch angenehme Gruppen transportieren zu dürfen. Um 22 Uhr hiess es von diversen Seiten „pfused guet“. Der Tag war doch recht lang und anstrengend. Nach kurzem geistigen Zusammenfassen der Ereignisse des ganzen Tages, bin ich zufrieden eingeschlafen.
Peter S.

Hiking in Switzerland and around the world