05-10 La Zarza

10. Mai, La Zarza – Don Pedro – La Zarza

Heute, an unserem letzten Wandertag, war früh aufstehen angesagt. Als die ersten Leute kurz nach 7 Uhr zum Frühstück erschienen, war es noch fast dunkel draussen. Um 8 Uhr traf sich die Wandergruppe beim Parkplatz vor dem Hotel. Der Bus war jedoch verspätet, sodass sich die Abfahrt um 20 Minuten verzögerte.

Zum Abschluss war nochmals eine Wanderung unter Sigmunds Führung geplant. Das ursprüngliche Programm für den heutigen Tag war etwas abgeändert worden, um die Wanderung weniger lang und anstrengend zu halten und um die Busfahrt zu verkürzen. Trotzdem nahmen nicht alle Leute an der Tour teil. Es fanden sich 18 Nasen im Bus ein, Adrian inbegriffen.

Wir fuhren nicht, wie ursprünglich vorgesehen, bis nach Santo Domingo, sondern wir bogen nach der Abzweigung nach Don Pedro zum Kulturpark La Zarza ab, wo wir gleichzeitig mit Sigmund ankamen. Die archäologische Kulturstätte war zu dieser frühen Morgenstunde – es war kurz nach 9 Uhr – noch geschlossen. So hoben wir uns die Petroglyphen für später auf.

Bevor wir los wanderten, erläuterte uns Sigmund, dass wir 400 Höhenmeter hinunter steigen würden und nach einem Rundgang gegen 1 Uhr in La Zarza zurück sein würden.

Sigmund hatte seine Hündin Susi mitgebracht, ein wolliger, anfangs etwas scheuer Begleiter, der meist die Führung übernahm. Wir folgten in etwa dem Wanderweg LP 9.2, der uns zuerst durch eine bewaldete Schlucht nach unten führte, auf „verschwiegenen Pfaden“, wie Sigmund es ausdrückte. Zwischendurch legten wir kurze Trinkpausen ein, wobei Sigmund auf die Wichtigkeit des Trinkens hinwies. Ausserdem gab er immer wieder kurze Erläuterungen von sich. So erklärte er, dass der Lorbeerbaum und die Baumheide (Erica arborea) wichtige Vertreter der hiesigenVegetationszone seien, die dieser auch den Namen gaben. Aus den Wurzelknollen der Baumheide werden auch Pfeifen hergestellt.

Das Wetter war heute, wie schon am Vortag, durchzogen. Sigmund erklärte, dass dies nicht ungewöhnlich sei für den Monat Mai und dass wir bisher eher schönes Juniwetter gehabt hätten. Die Wolkenfront sei eine Folge des Levante, ein Wind, der von Afrika kommt und über dem Meer Feuchtigkeit aufnimmt.

Nach der bewaldeten Schlucht führte der Wegweiter einen Kamm hinunter, vor uns das Meer und hinter uns der Roque de los Muchachos, bis dieser in den Wolken verschwand.

Aus den 400 Metern Abstieg wurden 600 Meter und wir gelangten zum Mirador El Morale, von wo wir nach El Tablado hinüber sehen konnten, von dem wir durch einen weiteren Barranco getrennt waren. Wir genossen die Aussicht auf die wilde Schlucht, die von vereinzelten Drachenbäumen gesäumt war.

Nun folgte der Aufstieg nach Don Pedro, der uns zum Schwitzen brachte, obwohl gelegentlich ein paar Tropfen Nieselregen fielen, die man aber kaum als Regen bezeichnen konnte.

Bis sich die Gruppe in Don Pedro versammelt hatte, schauten wir einer Hundefamilie zu, die uns anbellte. Der einzelne Welpe war schon grösser als Mama Hund, wurde aber noch immer gesäugt. Es sah lustig aus, wie sich der Welpe niederlegen musste, um an die Zitzen zu gelangen.

Von Don Pedro aus folgte eine mühsame Etappe die Asphaltstrasse hoch. Es war bereits Mittagszeit,aber da war weit und breit kein lauschiges Plätzchen für die Mittagsrast. Vor 1 Uhr war dann aber genug. Asphaltstrasse hin oder her, wir liessen uns an einem kiesigen Bord neben der Strasse niederund verzerrten unser Picknick.

Als Entschädigung für die Asphaltstrasse versprach uns Sigmund einen weiteren wilden und waldigen Barranco. Unter Lorbeer- und Erikabäumen schlängelte sich der Pfad durch Farnbewuchs und bot uns Wanderern viel Abwechslung und schöne Fotomotive.

Gegen halb 4 Uhr, also 2 ½ Stunden später als angekündigt, waren wir wieder beim Informationszentrum von La Zarza angelangt. Jetzt war Kultur angesagt. Es handelte sich dabei um Felsgravuren,den Petroglyphen, die von den Ureinwohnern zurück gehend bis 300-500 v. Ch. in die Felsen geritzt worden waren.Für 1.80 Euro Eintritt konnte man das archäologische Museum besuchen, einen 20-minütigen Videofilm anschauen und die Petroglyphenfunde vor Ort besichtigen. Dafür wurde vorerst eine halbe Stunde veranschlagt, denn um 4 Uhr sollte man sich wieder beim Bus einfinden.

Die Zeit reichte eben knapp für das Museum und das Video oder für eine Tour durch die Petroglyphenfunde im Schnelllauf. Um 4 Uhr wurde allerdings die Abfahrt um ¾ Stunden verschoben, auf Kosten eines Bierhalts in einem Restaurant. Es hatte die Kultur über den Suff gesiegt, auch wenn die Stimmen der Kulturanhänger fast doppelt gezählt haben mussten, um eine Mehrheit bei der Abstimmung erzielt zu haben. So kamen auch jene noch in den Genuss des Rundgangs, die sich nur den Videofilm angeschaut hatten und umgekehrt.

Nachdem wir uns von Sigmund verabschiedet hatten, traten wir die Rückfahrt an, die so manchen in den Schlaf lullte.Kurz vor 6 Uhr erreichten wir unser Hotel, wo für 7 Uhr ein letztes gemeinsames Abendessen geplant war. (Ursprünglich hätten wir dieses Essen nicht im Hotel sondern beim Besucherzentrum der Lagune einnehmen sollen. Aber wie sich am Vortag herausgestellt hatte, wurden wir dort erst am 28. Mai erwartet.)

Beim Abendessen erhob sich Christine nach dem Hauptgang und ergriff das Wort. In Gedichtform fasste sie die Höhe-und Tiefpunkte der vergangenen 2 Wochen zusammen, und Mechthild überreicht Adrian sein wohlverdientes Trinkgeld. Adrian quittierte diese Geste mit einer erstaunlich langen Rede. So kam auch dieser Abend langsam zum Abschuss.

Silvana

Hiking in Switzerland and around the world