03 10 Sangri Tempel

Sangri, Demetertempel
Sangri, Demetertempel

Montag, 03. Oktober – Sangri, Demetertempel

Wie am Vortag brechen wir 9.45 Uhr auf zum Bus. Diesmal steigen wir in einen großen Bus. Er fährt auf uns zunächst bekannten Straßen, zweigt dann aber ab zum Tempel von Sangri = Demetertempel. Der Tempel wurde um 530 v. Chr. vollständig aus naxischem Marmor errichtet und gehört zu den frühen ionischen Tempeln. Er hat eine große Bedeutung für die Entwicklung der griechischen Tempelarchitektur, indem die Athener nach der Unterwerfung von Naxos und Paros den „inselionischen“ Baustil, der auf den Kykladen insbesondere auf Naxos entstand, übernahmen. So entstanden im 5. Jh. v. Chr. eine ganze Reihe von Tempeln in demselben Stil, insbesondere das Erechtheion und der Nike-Tempel der Akro­polis; die Deckenkonstruktion wurde auch bei der Osthalle der Propyläen übernommen.

Der Tempel liegt auf einer Anhöhe inmitten einer noch heute vor allem mit Getreide bebauten Ebene. Er ist eines der wenigen Bauwerke im inselionischen Stil, das in allen Teilen rekonstruiert werden kann.

Ab dem Jahr 1954 wurde das Tempelareal von griechischen Archäologen ausgegraben. In den 90er Jahren trugen Wissenschaftler der Athener Universität in Zusammenarbeit mit dem Münchener Institut für Bauforschung aus der ganzen Region ausreichend Bauteile, die als sog. Spolien Verwendung fanden, zusammen. Aus alten und neuen Stücken wurde ein Teil des Gebäudes wieder aufgebaut. Von besonderem Interesse ist die Dachkonstruktion. Der Tempel besaß ein Satteldach, das von den fünf in einer Querreihe stehenden Säulen des Innenraumes getragen wurde. Gedeckt war das Dach mit dünnen, lichtdurchlässigen Marmorziegeln = eine Erfindung auf Naxos. Im Innenraum waren die Marmorziegel des schrägen Daches von unten aus frei sichtbar. Die Säulen des Demeter-Tempels sind sehr schlank und glatt, ohne die meist übliche Kannelierung. Wegen Fehlens einer waagerechten Decke mussten die Säulen direkt das schräge Satteldach tragen. Aus diesem Grunde platzierte man sie unterschiedlich hoch, mit einem Höhenunterschied von 1 m zwischen der mittleren und den beiden äußersten Säulen. Diese ungewöhnliche Konstruktion ist durch die Querorientierung des Raumes bedingt.

Ich versuche, die teilweise Restaurierung anhand der Tafeln zu ergänzen. Ungewohnt sind der Grundriss und die zwei Eingänge – wo sind die Giebel, in welcher Richtung verläuft der First? Eine Computersimulation wäre hilfreich. Aber ins Museum gehen wir Wandersleute nicht, sondern laufen ab hier in Richtung Meer. Die langweilige Straße zieht und zieht sich in die Länge. Bis auf einige landwirtschaftliche große Gehöfte keine Besiedlung. Irgendwann biegen wir ab auf unwegsames Gelände, öffnen und schließen Weidegatter und gelangen tatsächlich in eine Ortschaft, die uns mit drei super neuen Villen (tolle Architektur) und einer Taverne empfängt. Alle suchen dort einen schattigen Platz, während Sabine und ich zum nahen Meer eilen und einen wenig besuchten Traumstrand vorfinden. Hier genießen wir (FKK) einen wunderschönen Nachmittag, Sonne pur. Siggi und Adrian leisten uns Gesellschaft. 19 Uhr ist ge­­meinsames Abendessen in der Taverne angesagt. Irgendwann (meist spät) holt uns der Bus ab.

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