04 10 Chalki-Moni

Rachidiotissa Kapelle
Rachidiotissa Kapelle

Dienstag, 04. Oktober – von Chalki nach Moni

Weggang vom Hotel um 9.45 Uhr. Diesmal starten wir mit einem kleinen Bus nach Chalki. Der Ort war einige Zeit sogar die Hauptstadt der Insel Naxos. Die meisten Häuser und Gässchen in Chalki sind nicht im weißgetünchten Kykladenstil erbaut, sondern im neoklassizistischen Stil und stammen aus der Zeit der venezianischen Herrschaft auf Naxos. Häuser in Pastellfarben zeigen andere architektonische Elemente (Balkone) und zeugen noch immer vom Wohlstand und Einfluss, den Chalki einst besaß. Wir haben Zeit, uns allein umzuschauen, bevor wir eine Destillerie besichtigen. Hier wird der Kitron seit über 100 Jahren aus den Blättern der Zitronatzitrone gewonnen, die in hochpro­zentigen Alkohol eingelegt werden. Wir verkosten drei Sorten des Likörs und starten zu un­se­rer Wanderung. Vor der geschlossenen Dorfkirche in Chalki aus dem 9./10. Jh. – sie gilt als größte byzantinische Kirche der Insel – werden wir auf eine Besonderheit aufmerksam ge­macht: hinter dem Altar sei eine runde Sitzbank, nur wer beim Besuch des Bischofs darauf sitzen durfte, weiß ich nicht mehr. Hinter der Kirche steht ein gut erhaltener venezianischer Wohnturm, umgeben von einer hohen Mauer. Ein zweiter Wohnturm in der Nähe wurde von Griechen errichtet. Letztere erprobten Aufstände gegen die Venezianer, ein Freiheitskämpfer wurde hingerichtet. Durch Gässchen mit Wohnhäusern folgen wir dem ansteigenden Pfad in das Bergdorf Moni. Eine sehr schöne Wanderung. Zur Mittagspause 13.3o Uhr sitzen wir auf einer Aussichtsterrasse mit Blick auf die umliegende Bergwelt und zurück in die Ebene.

Der Abstieg beschert uns eine Überraschung. Nicht weit entfernt von Moni stehen wir vor der Kirche Panagia Drosiani (= die taufrische Allerheilige). Sie gilt als eine der besterhalten­sten früh­christlichen Kirchen im ganzen Balkanraum. Ihr Ursprung datiert bis ins 6. Jh. zurück. Andere Bauabschnitte stammen aus mehreren Epochen. Den ältesten Teil bildet eine einschiffige Kirche mit einem Drei-Konchen-Chor. Von der Innenwand führen Durchgänge in drei noch in mittelbyzantinischer Zeit nachträglich angebaute, schräg ausgerichtete Kapellen. Die beiden äußeren haben wie der Hauptraum der Kirche je drei Apsiden und eine Kuppel. Bei einem äußeren Rundgang begeistert die Architektur samt dem in späterer Zeit errichteten Glockenträger mit drei Bögen. Im Inneren sind verblasste Reste von Wandmalereien erhalten, die teils noch aus der Entstehungszeit der Kirche, also vor dem byzantinischen Bilderstreit im 8./9. Jh. stammen. Die Fresken in der Hauptkuppel sind bis zu 1400 Jahre alt und damit die ältesten des Balkans. Dargestellt ist Christus sowohl als junger als auch als älterer Mann.

Auf unserer Wanderroute sind wiederholt Gotteshäuser ausgeschildert, denn dieses Gebiet wird auch als „Byzantinischer Park“ bezeichnet. Stopp vor der Rachidiotissa Kapelle, die leider verschlossen ist. Wir rasten auf dem schönen Hof. Es ist gerade 16 Uhr: Siggi betätigt viermal den Glockenstrang. Zurück in Chalki müssen wir knapp zwei Stunden ausharren. Zunächst vertreibe ich mir die Zeit mit Lektüre auf der Bank unter einer Platane auf dem Kirchplatz. Dann bummle ich durch die wenigen Gassen. Wanderschildern zu Sehenswürdigkeiten (Kapellen) folge ich nicht, da Entfernungsangaben fehlen. Also bleiben noch die alten knorrigen Olivenbäume – mir ist langweilig. 18.3o Uhr steigen wir in den Bus. Treff 19.45 Uhr zum gemeinsamen Essen einer Fischsuppe à la Naxos an der Hafenpromenade.

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