17. Mai, Von Korcula nach Pupnat zur Konoba Mate
An diesem kühlen, grauen, etwas regnerischen Morgen starten wir gegen 8.30 h direkt vom Schiff in der Bucht Kneza. Nach kurzer Orientierung finden wir von der Strasse her den Durchgang zu einem ansteigenden Waldweg. Das Blätterdach schützt etwas vor dem Nieselregen. Nachdem wir eine gewisse Höhe erreicht haben, werden wir mit einem wunderschönen Blick auf das mittelalterliche Städtchen Korcula belohnt.Korcula ist eine der 1185 kroatischen Inseln, von denen nur 67 bewohnt sind. Eine Kalksteinkette, durchzieht die Insel auf ihrer gesamten Länge. Bei Pupnat auf dem Berg Klupca erreicht sie ihren höchsten Punkt auf ca. 568 m. | |
Sobald wir aus dem Wald kommen, stossen wir auf mehrere Häuser, in deren Gärten die schönsten Rosen, Lilien, Kakteen, Passionsblumen das triste Grau dieses Morgens erhellen, Orangenblüten ihren süssen, schweren Duft verströmen und die Mandelbäume schon fast reife Früchte zeigen. Ein Garten wird belegt mit einem Schiff, das an diesem Ort skurril erscheint. Wir passieren die Wegweiser, die nach Brdo und Zrnovica weisen. Nach einiger Zeit kommen wir ganz unerwartet in eine Art grüne „Hölle“, einem einzigartigen Geflecht aus Felsen, Höhlen, Grotten, üppiger Vegetation, mit Moos und Flechten bewachsenen Bäumen, die fast schon an einen tropischen Regenwald erinnern. |
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Aus manchen Felsspalten lugen scheu blaue Glockenblumen-büschel hervor. Der Boden wird glitschig und über ein paar moosbewachsene Felsbrocken helfen uns die vorbildlich hilfreichen Hände unseres trittsicheren Wanderkollegen Peter. Die Grotten und Höhlen faszinieren so manchen von uns und eignen sich hervorragend als Fotomotive. In einer Lichtung ist uns eine Picknickpause vergönnt, die wir ausgiebig geniessen. | |
Weiter führt uns der Weg durch hohe Macchia mit üppig blühendem Ginster, einem Teppich von Zistrosen, Wicken, wilden Gladiolen, Steinbrech, Wiesensalbei. Zwischen Steineichen finden wir sogar einen Erdbeerbaum, allerlei Orchideensorten darunter sogar die seltene Ragwurz, Waldvögelein und das Knabenkraut, das wir auch bei uns kennen. 25000 Arten Orchideen soll es auf der Welt geben, von denen nur ein Prozent in Europa vorkommen. Die Insel Korcula gilt als Ort mit den meisten wilden Orchideen, mehr als 20 Arten. | |
Auf unserem Weg über die Hochebene schweift unser Blick nach Peljesac, der gegenüberliegenden Halbinsel, getrennt durch eine Meeresenge, den Kanal von Peljesac. Langsam kommt auch die Sonne zum Vorschein, so dass die Landschaft einen strahlenden Anstrich erhält. Es gibt derart viele Fotosujets, ganze Arrangements von blumendurchzogenen Steingebilden, dass sich unser Grüppchen immer mehr auseinanderzieht. Vielleicht macht sich auch die Müdigkeit der vergangenen Tage etwas bemerkbar. Jedenfalls warten an Wegkreuzungen immer wieder einige unserer Kolleginnen und Kollegen, so dass keiner verloren geht und wir sicher einer nach dem anderen die Konoba Mate in Pupnat erreichen. Es erwartet uns hier ein gemütliches Steinhaus, in dem drinnen schon die Tische gedeckt sind und die Wirte mit Auberginen, Schinken, Oliven, Ziegenkäse, viel Wein und Branntwein aufwarten. Als es zum Schnaps kommt will Bruni keineswegs mehr schüchtern wie früher sein und langt kräftig zu. Das Gesöff lässt schnell alle Vorsätze vergessen und verlangt nach mehr. Alle werden immer fröhlicher und ich bin sicher, einige wären froh gewesen, bei einem Fussmarsch wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Die Fahrt zum Hafen mit den Minibussen auf der neu ausgebauten Strasse ist jedoch die bequemere und angenehmere Art, unser Schiff zu erreichen. | |
Nachdem die Sonne schon nachmittags durch die Wolken blinzelt, umfängt uns bei der Rückkehr ein samtweiches Mittelmeerklima, tolle Ausblicke aufs Meer in rosa-blauer Abendstimmung mit romantischen Küstenlichtern. Nach dem Abendessen auf dem Schiff, bei dem ich mit Mona fast schon alleine am Tisch sitze – Bruni hat keinen Hunger mehr, Hans und Philipp fehlen – schwärmen wir in kleinen Gruppen nochmals aus ins Städtchen. Unvermittelt stossen wir in einer kleinen Gasse auf Hans und Philipp, die es sich in einer Konoba mit Blick aufs Meer gemütlich gemacht haben, um Fisch zu essen.Es herrscht plötzlich ein erstaunlicher Aufruhr an deren Tisch, auf den wir uns zunächst keinen Reim machen können. Die beiden haben mit einer Südafrikanerin zu Abend gegessen und ihr ein Ständchen auf der „Schnurregiege“ gebracht. Hans beginnt verzweifelt herumzusuchen und schreit in der Gegend herum „My mouthorgel is lost“. Er sucht unter dem Tisch, hinter dem Tisch, geklagt sich bei der Serviertochter, die Südafrikanerin habe seine „Mouthorgel“ mitlaufen lassen, behauptet schliesslich Philipp habe das Instrument versteckt und lässt ihn seine Hosensäcke umkehren. Alles hilft nichts – Hans ist total unglücklich und macht dabei ganz netten Radau. Der Serviertochter ist es nirgends mehr wohl in der Haut, so hilft sie nochmals beim Suchen und hebt sämtliche Stühle und Bänke hoch. Und siehe da, in einer Ritze hinter der Bank kommt das Objekt zum Vorschein. Ihr hättet Hans glänzende Augen sehen sollen nachdem das angebliche Geschenk seines Lieblingsonkels wieder aufgetaucht ist.
Nun können wir getrost unseren „Abendspaziergang“ wieder fortsetzen, die mittelalterlichen Gemäuer mit ihren Schatten geniessen, die wunderschönen abgeschliffenen Kalksteinwege entlang schlendern, einen letzten Blick aufs Meer schweifen lassen und uns langsam in unsere Schiffskabinen zur Ruhe begeben. Ein schöner, ereignisreicher und lustiger Tag ist zu Ende gegangen. Brigitte D. |
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