08-24 Colle d’Enchiausa

Freitag 24.August, Königsetappe Krönungsetappe – Colle d’Enchiausa

Unsere Route führt uns von Ponte Maira über den Colled`Enchiausanach Chialvetta. Sie ist unsere letzte und längste Etappe. Eine Krönungsetappe im wahrsten Sinne.

Im Hotel Mistral genießen wir ein feines Frühstück. Die Hotelfamilie ist sehr freundlich und liebenswürdig. Bald schon wird zum Abmarsch gepfiffen. Wir sind schon ganz verwöhnt, denn wir müssen nur das Gepäck tragen, das wir während des Tages brauchen. Alles andere Nötige und Unnötige wird per Taxi zur nächsten Unterkunft gefahren. Welch ein Luxus! Wir marschieren westwärts auf der Strasse. Und schon wird von hinten gerufen “hier gibt es eine Abkürzung”! Alle kehren um und nehmen den Weg mit der blauen Markierung. Es geht aufwärts und die ganze Gruppe ist voller Tatendrang. Wir durchqueren einen schönen Ahornwald.

Adrian murmelt, irgendwie stimmt etwas nicht. Peter, wie könnte es anders sein, ist schon weit vorne.Bei der Abzweigung geht es wieder bergab. Ja eine Abkürzung ist nicht immer kürzer. Einer Biene hat das Blut von Jean-Francois besonders gut geschmeckt. Hans-Peter reagiert schnell und saugt kräftig an Jean-Francois Bein. Und siehe da es wirkte Wunder. Durch diesen Zwischenfall haben wir fast die Gruppe verloren.Auf der Höhe von Saretto teilen sich die Wege. Das ist auch der Treffpunkt der GTA-Variante. Zwei entscheiden sich für die kürzere Tour, die über den Colle Ciarbonet nach Chialvetta führt. Alle anderen wollen das Mairatal noch richtig genießen.

Adrian ist stolz, dass sich so viele für die anstrengende Route entschieden haben, mit 1300m Höhendifferenz und einer Laufzeit von 7 Stunden. Wir folgen der rot-weissen Markierung. Der Weg führt stetig aufwärts durch einen wunderschönen Lärchenwald. Ich stelle mir vor wie der Wald im Herbst aussieht, wenn er sich gelb verfärbt. Bunte Schmetterlinge hüpfen vor den Füssen. Es gibt immer wieder schöne Aussichtspunkte wo wir das Ende des Mairatales bewundern können. Die höheren Berge sind zugleich die Grenze zu Frankreich. Eine markante Felsnadel “Torre Castello” hat es mir speziell angetan. Sie ist sicher ein Paradies für Kletterer.

Es dauert nicht lange und schon ist eine Gruppe von uns auf und davon und bis am Nachmittag nicht mehr zu sehen. Auf einer Ebene auf 2282m machen wir Rast und sitzen inmitten von Edelweiß. Ansonsten ist die Flora eher karg. Die Felsen erinnern mich an die Dolomiten. Plötzlich kommt Susanne zurück. Sie hat den Anschluss zur ersten Gruppe verloren und den falschen Weg gewählt. Aber – Aber, so etwas dürfte unter Bergfreunden nicht passieren.

Gemeinsam wandern wir zum kleinen Pass, wo wir eine tolle Aussicht auf den kleinen See Visaisa haben. Die türkisch-tiefblaue Farbe mit den Gipfeln im Hintergrund laden zum Verweilen ein. Wir haben es lustig. Jean-Francois Sprüche werden begleitet vom Pfeifen der Murmeli.Solch humorvolle Menschen sindGold wert.

Ein guter Weg führt uns weiter zum nächsten Talkessel, in dem der Lago d`Apzoi liegt. Nun wird der Weg steiniger. Rundum gibt es senkrecht gefaltete Kalkberge. In den großen Steinblöcken erblicken wir eine Gemse. Sie scheint sehr verwirrt zu sein. Wir beobachten das unnatürliche Verhalten. Offensichtlich ist sie blind, denn sie rennt immer im Kreis und teils direkt in denFels. Es ist ein trauriger Anblick, sie tut uns so leid. Weiter geht es durch eine fast endlose Steinwüste.

Den steilen Geröllhang bis zum Pass laufen wir wegen Steinschlag dicht geschlossen.Ein schöner Übergang, Colle d`Enchiausa 2740m. Wir sind stolz das erste Ziel erreicht zu haben. Der Rest der Gruppe ist schon weiter gezogen. Wir machen Fotos und genießen die Rundsicht. Bewacht werden wir vom mächtigen Monte Oronaye. Auf den Berggipfeln liegt noch ein Hauch Neuschnee der vor paar Tagen gefallen ist. Die wellenförmigen Felskonturen wären für Geologen sicher interessant, für uns einfach schön. Ein großer Finger ragt im Passeinschnitt in die Luft. Er ist aus der Entfernung das Erkennungszeichen für den Colle d`Enchiausa.

Der Abstieg ist steil, eine riesige Geröllhalde, aber ein guter Weg. Auf diesen “rolling stones” muss man recht konzentriert laufen. Auf einer Alpweide lagerten inmitten der Edelweiß unsere durchgebrannten Kollegen. Die haben lange auf uns warten müssen. Es geht abwärts, feines Glockengebimmel begleitet uns. Wir entdecken eine Gruppe schwarzer Pferde, mit Fohlen. Wunderschön! Auch die Murmeli lassen sich blicken. Schließlich stoßen wir wieder auf den offiziellen Mairaweg. Somit ist auch der Schluss der beiden Varianten dieselbe.

Beim Dorf Viviere wird tüchtig gearbeitet, das hämmern hört man schon von weitem. Die alten Steinhäuser werden recht aufwendig renoviert. Die Menschen hier geben sich viel Mühe.Das nächste Dorf heißtPratorotondo. Die große Madonna steht auf einem Felsblock und bewacht das Dorf. Hier rasten wir ein letztes Mal. Noch ist es eine Stunde nach Chialvetta.

Achtung – das Tempo wird beschleunigt und das Rennen geht los für den besten Platz in der Unterkunft. Es beginnt eine beträchtliche Unruhe in der Gruppe und keiner will es wahrhaben.

Bei Rolando Comba nehmen wir das Nachtessen ein. Er hat das örtliche Museum gegründet.

Danke an Adrian. Du hast wieder tolle Touren ausgesucht und für uns viel Zeit investiert.

Margrit

Hiking in Switzerland and around the world