05-23 Liapades

23.Mai, Pelekas – Liapades

I I I I iiiehhhh – ein gellender Schrei zerreisst die Nacht!

Christina steht zitternd auf dem Balkon – Ein haariger Schwanz zuckt unter ihrem Bett! – Beelzebub?

Nein, nur ein harmloser kleiner Siebenschläfer, der nicht schlafen kann und Liebe und ein warmes Bett sucht. Aber das kann man ja im Dunklen nicht wissen.

Tierisch geht’s weiter. Um 4:25 legt der erste Hahn los – wenn ich das gewusst hätte, wäre ich gestern früher ins Bett.

Z’morge um 8 Uhr – wieder ausgiebig und freundlich serviert mit Jus, Omelette, Gomfi, Brot und dem gesegneten Kuchen vom Feiertag – Jimmy’s ist bis jetzt für mich das Hotel mit dem besten Essen und den nettesten Personal. Ganz im Gegensatz zum Hotelier, der uns heute abend in Liapades empfangen wird. Aber ich will nicht vorgreifen.

Lieber noch mal zurück auf das Dorffest von vorgestern abend. (Die Befreiung 1864 von den Engländern wurde gefeiert. Adrian, darauf angetippt, war nicht sehr gesprächig). Das Fest war ein Hit. Der Pope, der zum Gottesdienst läutet (s.Foto “Korfu1_62” von Rene Frei in www.renefrei.ch), unsere Hotelieuse im roten Kleid, die unseren Damen die griechischen Tanzschritte beibringt, die kleinen Mädchen, kaum 6 Jahre alt, die ernst und konzentriert noch um 23 Uhr auf dem Dorfplatz mittanzen und die lokalen Platzhirsche, die den Rundtanz mit beherrscht präzisen Bewegungen anführen – es war ein wunderschöner Abend.

Zurück zu “heute”. Besammlung ist um 9:Uhr vor Jimmy’s, die Sonne scheint, der Bus ist etwas verspätet, was soll’s – wir haben Ferien, das Gepäck wird eingeladen, Abmarsch Richtung Myrtiotissa, Corfus inoffiziellem FKK-Strand. Kurz vor dem Kloster (ein einziger Mönch soll dort noch hausen) geht die Wegspur ab, sie führt durch Blumenwiesen mit Pusteblumen und Olivenhaine hinauf. Zeitweise steil. Von einem Felsvorsprung geniessen wir noch einmal den Blick zurück auf die Küste, die Strände von Myrtiotissa und Glyfada und – am Horizont – den Aussichtsgipfel “Kaizers Throne”.

Das Weglein wird bald zur Naturstrasse, sie führt um den mit Funkantennen gekrönten Berggipfel herum, ins Dorf Vatos.

Es ist 11 Uhr, also ist es Zeit für einen Zwischenhalt auf dem Dorfplatz, ein “Supermarkt” ist offen, die Ladenbesitzerin verkauft uns Nescafe-Frappe, Coca Cola, die Sonne scheint … es ist wie Ferien.

Von Vatos steigen wir auf der Strasse ab in die Ebene die der Fluss Ropa — Fluss??, hah, dass ich nicht lache! – ein Bächlein höchstens!, also – die der Ropa durchquert. Wir verlassen die Strasse, nehmen den Weg zum Golfplatz, diskutieren – wo geht’s weiter? rechts, links oder…? der Boss dekretiert “straight on”- er hat wieder, wie meistens (aber nicht immer) recht.

Wir laufen im Gänsemarsch dem Ropa entlang, er ist unter dem dichten Schilf fast nicht zu sehen, Frösche quaken, Blumen rechts Blumen links, wir nähern uns der Brücke, es ist kurz vor 12 Uhr, Zeit für eine halbe Stunde Mittagsrast und ein Siesta-Nickerchen. Ein kurzes nur, denn Liapades ist noch weit.

Weiter geht’s durch die Ebene in das Dörfchen Kanakades, wo die Taverne geschlossen ist – weil Sonntag ist, weil nach dem Feiertag vorgestern kein Wein mehr vorhanden ist – oder weil einfach Siesta-Zeit ist? Keine Ahnung.

Ein paar von uns finden, dass für heute genug gewandert ist – Daniel gelingt es für sie den Taxitransport direkt nach Liapades zu organisieren.

Bald nach Kanakades und nach einem nächsten “wogohtsächschtwiiter”-Stop (kurz “wgäwS”) beim Steinbruch, eine dramatische Szene. Franz wird von wilden Tieren angefallen! Mechthild – bestens ausgerüstet mit einem Kombi-Vipergift-Zecken-Sauger – nimmt sich seiner Wade an, Vreni G. versucht mit einer gefundenen rostigen Zange zu assistieren, weitere Vorschläge – Vollnarkose, Amputation – werden in der Runde diskutiert, aber doch noch verworfen. Schliesslich kann der Schwerverletzte mit zusammen-gebissenen Zähnen weiterziehen.

Aber Liapades ist jetzt nah, ein schattiger Dorfplatz lädt uns zum Verweilen ein. So sitzen wir halt auf der runden Bank um den Baum herum, der in der Mitte des Platzes steht und der mit einem Kreisverkehr-Schild ausgerüstet ist um Ordnung in den brausenden Verkehr bringen soll. Im Moment ist er allerdings arbeitslos – kein Rad bewegt sich. Siesta!

Der Rest wandert weiter, nur um nach wenigen Minuten im Dorf wieder einen “wgäwS” einzulegen. Nach altbewährter Methode schwärmt der Leseclub aus (das sind diejenigen dankenswerten Wanderkollegen – ihnen sei einmal an dieser Stelle ein Kränzlein gewunden – die an der Spitze unserer Rotte, Punkt für Punkt die SOP abhaken, d.h. die das Büchlein mit den detaillierten, aber manchmal doch diskutablen, Wegbeschreibungen in der Hand halten und versuchen peinlich genau die Anweisungen in die Realität umzusetzen) und bald sind wir wieder auf Kurs. Puh! Ein komplizierter Absatz. Also für alle, die ihn nicht verstanden haben: “wieder zurück zum Absatz‑Anfang”. Nach der vierten Wiederholung ein Email an die Help-Line: “bert.operschall@bluewin.ch” senden.

So treffen wir schon relativ früh in Liapades ein. Dort wird’s interessant. Adrians Tagesplan sah vor, dass vor Zimmerbezug zuerst am Strand Sonne und Wasser getankt wird. Aber diejenigen, die direkt der Cricketer Taverna zusteuern, stossen auf einen Hotelier, der überrascht/überfordert ist und auf dynamische Aktionen sauer reagiert. Originalton: “Ich bin Grieche!!!!! Kein Amerikaner, kein Engländer, kein Deutscher — Grieche!!!”.

Je nun, auch das legt sich. Alle finden Unterkunft, wenn nicht im Hotel, so doch in netten, nahe gelegenen Ferienwohnungen und bald trifft man sich wieder im Strandhotel, wo Adrian auf der Terrasse einen Super-Apero organisiert hat. Und anschliessend stiften Peter und Vreni im Cricketer Ouzo und Gebäck und Mechthild den Wein. Sie hat eine Enkelin bekommen, Caroline ist auf die Welt gekommen. Wir gratulieren herzlich!

Und das war’s dann auch. Es wird noch einige Zeit diskutiert, dann geht die Sonne im Meer unter und ich unter der Bettdecke. Es war wieder ein wunderschöner Tag. Merci Adrian

Bert

Eindrücke von Corfu Stadt

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