05-16 Kameni Inseln

16. Mai, Kameni Inseln und Thirassia

Am heutigen Tag ist eine Boots- und Wanderreise innerhalb des Santorini Archipels angesagt. Ein paar Inseln und Inselchen bilden einen Ring mitten im Ägäischen Meer, und innerhalb des Ringes befinden sich weitere kleine Inselchen (siehe Bild). Diese wollen wir heute speziell erkunden.

Bereits beim Anblick dieses Bildes erahnt man, dass geologisch in den letzten Millionen Jahren einiges geschehen ist. Immer wieder wurde das Gebiet von Vulkanausbrüchen und Erdbeben erschüttert. Dabei vermischte sich vulkanisches Gestein mit nicht-vulkanischem. Neue riesige Krater entstanden und umfasste den ganzen Archipel. Dann sank das ganze Gebiet wieder ab, die Calderas stürzten ein und es bildete sich ein Innenmeer, das wir heute bewundern können. Dies geschah schubweise und wiederholt, der jetzige Zustand wird nur temporär existieren. Detaillierte Angaben zu dieser bewegten Geschichte kann auf Wikipedia nachgelesen werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Santorin

An diesem Tag stehen wir früh auf. Wir wollen weder im Verkehrsstau noch im Fussgängertouristenstau im Hauptort Fira steckenbleiben. Ein Touristenboot soll uns auf zwei innere Inseln des Archipels (Nea Kameni und PaleaKameni) führen und dann weiter auf die Ringinsel Thirassia bringen. Das Frühaufstehen hat sich gelohnt. Bei noch kühlen Temperaturen können wir den Abstieg von Fira zum Hafen auf dem berühmten Eselsweg, den ein deutscher Architekt für den Besuch eines Kaisers entworfen hatte, vornehmen. Immer wieder geniessen wir eine prächtige Panoramasicht auf Inseln, Kreuzschiffe und die z.T. stark bebaute Caldera. Eigentlich gibt es auf Santorini ein über 20 Jahren altes Gesetz, wonach die Caldera nicht bebaut werden darf. Offensichtlich stört das niemanden, es wird gebaut und gebaut, was das Zeug hält. Ganz so schlimm ist es auch nicht. Die Vulkantätigkeiten sind ja noch lange nicht am Ende. Neue Calderas werden entstehen, die alten wird es nicht mehr geben, samt den illegalen Bauten. Auf dem Weg nach unten geht es tierisch und stinkig zu. Immer wieder werden wir von Esel- und Touristengruppen regelrecht weggeschoben. Auch die Aufforderung nach mehr Respekt („Ich bin auch ein Esel“ oder „Dr Esel bin ig“) bewirken nur wenig. Trotzdem erreichen wir alle heil und rechtzeitig den Hafen.

Ein neu-antikes 3- mastiges grosses Segelboot, zwar ohne Segel, dafür mit einem kräftigen Motor, bringt uns auf die erste unbewohnte Insel Nea Kameni, ein nationaler Natur- und Geologiepark. Wir Schweizer haben vielleicht keine grosse Ahnung, wie eine kleine unbewohnte Insel mitten im Meer aussieht. Deshalb möchte ich ein typisches Bild einer solchen Insel zeigen:

Nach dem letzten riesigen Vulkanausbruch im 17. Jh. v. Chr. entstand ein kleines Tüpfchen im Meer, die Spitze eines Untermeervulkans. Die Aktivität des Vulkans liess peu à peu Nea Kameni und PaleaKameni wachsen, bis im Laufe des letzten Jahrhunderts die beiden Inseln ihre heutige Form erhielten. Heute noch sprudeln einige heisse Quellen hervor. Detaillierte Angaben über Nea Kameni siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Nea_Kameni

Die nächste Etappe mit dem Boot führt uns vor der kleinen Schwesterinsel PaleaKameni, ohne Anlegestelle, dafür mit einer Sehenswürdigkeit, oder besser gesagt mit einer Wohlbefindlichwürdigkeit. Sie verfügt nämlich über eine der vorhin erwähnten Vulkanquelle, die sich vor der Küste befindet und nur schwimmend erreicht werden kann. Naja, einige von uns haben sich ins kalte Nass zum Warmwasserbecken gewagt und sind – das wundert mich am meisten – nicht schwefelstinkig wieder zurückgekommen.

Die letzte Insel Thirassia erreichen wir während der grössten Nachmittagshitze, hungrig und durstig. Thirassia ist eine bewohnte Insel, wo die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes stehen geblieben ist. Das tut gut, nach dem Rummel von Fira und der unbewohnten Inseln. Nun aber, das Dorf liegt oben auf der dortigen Caldera, nur erreichbar auf einem steilen endlosen Eselsweg, und das empfohlene Restaurant liegt dort oben. Aber, auf einem Eselsweg gibt es doch sicher Esel, und die könnten uns einige Schweisstropfen abnehmen… hatte sich einer von uns ausgedacht. Als letzter kommt er jedoch ganz abgekämpft an, ohne Esel (und schon wieder hat einer gedacht: „dr Esel bin ig“). Kein Esel ist nämlich bereit, nur eine einzige Person hinaufzuführen, das rentiert nicht.

Im Restaurant erleben wir nun eine typisch griechische Gastfreundschaft und zudem ein Kunststück, wie Chaos produziert wird, und wie man wieder aus der Situation herauskommt. Vorweg möchte ich erwähnen, dass wir noch am selben Tag die Insel verlassen können und wieder zurück zu unserem Hotel ankommen werden. Zum Chaos haben wir Mitteleuropäer aber auch unseren Beitrag geleistet. Nun, 30 Personen ist eine ganze Menge in einem kleinen Dorfrestaurant, und wenn sie hungrig und durstig sind, reicht es schon für ein gewisses – sagen wir es so – unkonventionelles Vorgehen. Die Bestellung geht kreuz und quer vor sich, die Tische und Plätze werden umgeordnet, man erinnert sich dann nicht mehr genau, was man bestellt hat, die Küche und das Servicepersonal werden zusehend überfordert, und die Kundschaft – gemeint sind wir – beginnen zu helfen. Das führt zu einem Riesenchaos, das schier nur noch mit überirdischem Sinn wieder ein bisschen in Griff zu haben ist. Und da haben natürlich die Griechen immer noch ihre Götter, die mit vereinten Kräften versuchen, den Gordischen Knoten zu entrümpeln. Und siehe da, die bestellten Menüs kommen nach und nach. Es gibt schon noch Fragen wie: „Habe ich das wirklich bestellt?“, aber am Ende sind alle zufrieden ab der exzellenten Küche, die wir auf einer schönen Panoramaterasse geniessen können.

Am Nachmittag fängt die Wanderung erst richtig an, Wir gehen über eine wunderschöne leicht hügelige Landschaft quer über die Insel, an Höhlenhäusern vorbei und einer verlassenen, neu renovierten Kirche, die eine wunderbare Atmosphäre ausstrahlt,vorbei.Bevor uns ein Taxischiff zurück nach Santorini bringt, reicht es noch für ein Bad im Meer und/oder zu einem Bier in der einzigen Kneipe des kleinen Hafens im leider sehr verlotternden Weiler.

Und so kommen wir abends glücklich von einem eindrücklichen Wander- und Kulturtag wieder in unser Hotel zurück.

Last but not least möchte ich erwähnen, dass Markus mit seinen stets sehr kompetenten und lebendig vorgetragenen geologischen und historischen Schilderungen den Tag zu einem grossen Erfolg beigetragen hat. Roland

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