04-23 Antifonitis

Montag, 23.April, Wanderung zur byzantinischen Wallfahrtskirche Antifonitis

Nach dem wunderschönen Wandertag sass ich auf dem Balkon im Hotel Dome in Girne und versuchte meine Notizen zu ordnen, während die Sonne gerade am Horizont verschwand. Ich bin mit meinen Notizen nicht sehr weit gekommen, ich war vom Wandern viel zu müde. Also musste ich eine Woche später weiter schreiben, was für mein Gehirn, keine ganz leichte Aufgabe war.
  Wo sollte ich anfangen? Natürlich am Morgen der ganz besonders begann, mit viel Polizei, Militär, Musik, einer Gruppe gleich gekleideter Kinder, staunenden Touristen, vielen Fotografen und anderen Personen. Die Nationalhymne wurde gespielt, Fahnen gezogen. Es gab eine Ansprachen von einem Mädchen und von einer Frau, was uns erstaunte. Der 23.4. ist ein Ehrentag in der Türkei und wir waren ja im türkischen Teil von Zypern. Am 23.4.1924 eröffnete Atatürk das 1.Parlament und widmete diesen Tag der Jugend. Schon während des Wochenendes gab es verschiedene Jugendanlässe. Atatürk wird im türkischen Teil von Zypern sehr
verehrt. In jedem grösseren Ort steht eine Statue von ihm, mal ist er hoch zu Ross oder als ganz normaler Bürger, aber auf einem Sockel zu sehen. Der Verkehr in den Strassen stand während der Ehrung still, so gab es auch für uns eine verzögerte Abfahrt. Der erste Halt war beim Supermarkt. Es galt für das Picknick Wasser und Sonstiges einzukaufen. Danach ging es in östlicher Richtung weiter. Mit Fotostopp auf dem Pass, um den Fünf Finger-Berg 740m zu fotografieren. Er gehört zum Pentadàktylos-Gebirge, das der römische Kriegsgott Richtung Festland geworfen hat. Ich weiss nicht von wo aus der Gott das Gebirge geworfen hat!! Anne meint: Das hat er von seinem Himmel aus gemacht!
Um 10.10 Uhr begann unsere Wanderung bei der Forststation Alevkaya in 640m Höhe. Ein leicht ansteigender Naturstrasse, durch einen Kiefernwald, der vor ca. hundert Jahren von den Engländern aufgeforstet wurde. Er gab uns Schatten und eine angenehme Kühle. Von der Insel sind 16 % mit dichtem Wald bedeckt, was im mediterranen Raum Seltenheitswert hat. Die Insel wurde 16 mal abgeholzt und wieder aufgeforstet. Benötigt wurde das Holz z.B. für den Bau der Pyramiden in Ägypten, für den Schiffbau, auch für Alexander den Grossen, für den Kupferabbau und vieles mehr.  
Nach einer Stunde waren wir 100m gestiegen und es gab eine Pause von 15 Min. Alle weiteren Pausen waren ebenfalls an schönen, schattigen und sonnigen Stellen, je nach Bedürfnis konnte man sich für Sonne oder Schatten entscheiden. Das Besondere an dieser Strecke war, dass wir zeitweise nach Süden in die Mesaòria-Ebene, der Kornkammer Zyperns blickten und manchmal nach der Nordseite das Meer sehen konnten. Der höchste Punkt der Wanderung war bei 770m, von da an ging es bergab zur byzantinischen Wallfahrtskirche Antifonitis.In dieser erlebten die Pilger ihre Gebete und Gesänge als Echo. Mit Wasser gefüllte Tonkrüge, in Löchern im Mauerwerk der Kirche aufgestellt, führten zu dieser Tonwiedergabe und bei den Gläubigen zu der Vorstellung, dass ihre Worte erhört werden. Die in den 20er Jahren des vorigen Jahrhundert verlassene Kirche mit ihren reichen Fresken blieb unbeaufsichtigt, ja unverschlossen.  
1976 war es, als Kunsträuber die Wandmalereien gnadenlos abbrachen. Bevorzugte Objekte für Geschäfte dieser Art sind die Gesichter der abgebildeten Figuren, meist Heiligen. Als man die Schande entdeckte, war die ‘Ware’, getarnt als Umzugsgut, bereits auf dem Weg über die Türkei, Griechenland, Schweiz nach Deutschland. Dank enger Zusammenarbeit der türkischen und deutschen Polizei gelang es, die gestohlene Ware vor deren Verkauf zu beschlagnahmen und ein langer bürokratischer Weg führte die Teile der Wandmalerei der Wallfahrtskirche Antifonitis zurück nach Zypern, wo man sie im Ikonenmuseum von Nikosia bewundern kann. Unbegreiflich sind weitere Verstümmelungen an den Wänden der Kirche. Griechische Frauen kratzen Mauerwerk aus den Gesichtern von Heiligendarstellungen, um diese in einem Amulett, aus welchen Gründen auch immer, auf ihrem Körper zu tragen.  image007_r4
Sobald der Staat einen Lottogewinn erziele, sagte unser Wanderleiter mit seinen profunden Kenntnissen, werde auch dieses Kunstwerk restauriert, welches jetzt lediglich bewacht wird.
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Nach der Besichtigung gab es beim Wächterhaus eine Kaffee-Pause mit diversen türkische Kaffeearten, ohne Zucker (skétto), wenig Zucker (métrio) oder süss (glikò) und dazu gefüllten Keksen.Auf dem Parkplatz stand der Bus in Wartestellung und brachte uns zu einer Taverne, wo das Essen schon auf uns wartete. Auf den Tischen standen viele gefüllte Teller mit einheimischen Speisen, wir konnten uns bedienen und den Hunger stillen, es wurden noch andere Köstlichkeiten verteilt. Dazu gab es Wasser und Wein, jedem nach seinem Gusto.
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Das Wetter war spitze und der Badestrand lockte, sodass die Hälfte der Gruppe ein kühles Bad wagte. Nur Christa kam etwas zu kurz, da sie erst zum Baden ging, als die Ersten wieder aus dem Wasser stiegen.

Der Bus brachte uns zum Parkplatz bei der Festung in Girne und die ganze Wanderschar spazierte durch die Hafenanlage zu ihren Hotels. Mir reichte es gerade zum oben erwähnten Sonnenuntergang.

Brigitte H. und Anne

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