05 17 Othos

17. Mai, Vollada – Othos – Piles

Nach dem Frühstück im Hotel gingen wir gemeinsam zum Busbahnhof in Pigadia, von wo uns ein Bus auf einer spektakulären, Kurven reichen Strasse via Aperi hinauf nach Volada brachte. Auf einem mit Geländer gesicherten Weg wanderten wir zur Agios Stavros Kapelle, die am Ende eines Felsrückens liegt und eine traumhaft schöne Aussicht auf Aperi, Volada, Menetes und Pigadia mit Meer bietet.

Da der Platz in der Kirche sehr begrenzt ist, blieben die Rucksäcke vor der Tür. Erst musste man sich an das dunkle Innere gewöhnen, dann konnte man nach und nach Einzelheiten erkennen. Christina erklärte uns einige Riten der griechischen orthodoxen Kirche, entzündete Weihrauch mit einem Stück brennender Kohle und wir lernten, dass nur das Entzünden einer Kerze wichtig ist, nicht die Zeit, die diese Kerze dann brennt, so konnten wir guten Gewissens alle Kerzen vor Verlassen der Kapelle löschen. Jane meinte es besonders gut und löschte auch noch das ewige Licht aus.

Wir wanderten zurück nach Volada und spürten schon die Hitze, die eine vom wolkenlosen Himmel strahlende Sonne verbreitete. In Volada stiegen wir dann viele Stufen einer steilen Treppe zwischen den Häusern zur Strasse nach Othos hinauf, zum am höchsten gelegenen Dorf von Karpathos (510m über dem Meer).Nach einer kurzen Rast folgten wir der Strasse und erreichten bald Othos, die man wegen ständiger Bedrohung durch Seeräuber extra hoch in die Berge gebaut hatte. Wir besuchten zunächst das kleine aber sehr informative örtliche Museum, wo uns ein im traditionellen Stil von Karpathos völlig eingerichtetes Haus erwartete. Wir bewunderten die vielen Stickereien und Häkelarbeiten, die Gegenstände aus Holz und Keramik und wir lernten, dass die Gesellschaft von Karpathos stark matriarchalisch geprägt war und teilweise noch ist. So werden nach dem Tod der Mutter das Haus mit Inhalt und alle

Vermögenswerte auf die älteste Tochter übertragen, alle anderen Kinder erhalten nichts. Die jüngeren Töchter können als Angestellte der erstgeborenen Schwester für Kost und Logis arbeiten und heiraten nicht. Die Brüder gehen in die Fremde, nach Uebersee (USA, Canada, Australien) oder in europäische Länder wie Italien, Spanien, Deutschland. Meist arbeiten sie als Betreiber von Restaurants und schicken Geld an die Familie auf Karpathos. So wurden Orte wie Aperi, Volada oder Othos reich. Wanderten erst nur Männer aus, gingen im 19. Jahrhundert ganze Familien in die Fremde, um dort ihr Glück zu machen. Viele Emigranten kehrten später wieder nach Karpathos zurück, um auf der Insel ihren Lebensabend zu verbringen und auch dort begraben zu werden.

Nach einer ausgiebigen Mittagsrast in einem der beiden Restaurants in Othos, bei der wir einen speziellen, sehr feinen Ziegenkäse genossen, den es nur auf Karpathos gibt, stiegen wir zur Krete hinauf, die wir dann überschritten. Auf der anderen Seite ging es über den Weiler Stes zur Tagesüberraschung. Wir waren von Lambros, dem Schwiegervater unseres Hoteliers in Diafani, wo wir im zweiten Teil unseres Aufenthalts auf Karpathos wohnen werden, eingeladen, in seinem in einem wunderschönen parkartigen Garten gelegenen Haus unter alten Bäumen den selbst gemachten Wein zu verkosten. Der Wein war ausgezeichnet, stark und erinnerte an Jerez, dazu hatte die Frau von Lambros jede Menge köstlicher Speisen bereitet, so bekamen wir eine Kostprobe griechischer Gastlichkeit vom Feinsten.

Mehr als gestärkt setzten wir unsere Wanderung fort, trafen auf eine grosse Ziegenherde und erreichten in Piles den Bus zurück nach Pigadia. Einige gingen noch baden, andere pflegten sich. Um 19 Uhr 30 trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen, es war sehr gut aber fast zu viel nach allem, was wir schon gegessen hatten. Ein schöner, erlebnisreicher und sehr lehrreicher Tag ging zu Ende, niemand hatte sich verletzt und so bleibt nur noch der Dank an Christina.

Michael

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