04-27 Garajonay

Donnerstag, 27.4.2003. Alto de Garajonay, 1487 m, die höchste Erhebung der Insel

Nach der Begrüssung durch unseren Wanderleiter Carlos fährt uns ein schnittiger, kleiner Mercedes-Bus kurz nach 9 h bei 23 Grad Celsuis von unserem Hotel Gran Rey zum Ausgangspunkt unserer Wanderung im Nationalpark Garajonay.

Die Wanderung führt uns am Fusse des Tafelbergs Fortaleza, der mit seinen 1243 Metern 200 m höher ist als der in Kapstadt in Südafrika. Der Nationalpark Garajonay befindet sich in den höher gelegenen Regionen der Insel, zwischen 800 und 1487 m. Wir kommen durch einen dank der Passatwinde mit der Feuchtigkeit des Nebels gesegneten intakten Nebelwald mit Gagelbäumen, Baumheide mit im Gegenlicht aufleuchtenden Flechtenbärten, den typischen Macchia-Pflanzen wie z.B. Ginster, Zistrose, Myrte, und Erdbeerbaum, die uns Carlos noch eindrücklich zu Gemüte führt. Aber auch immer wieder durch verkohlte Gebiete, in denen die Bäume durch die letzten Waldbrände auf längere Zeit zerstört worden sind. Die Kanarische Kiefer mit ihren bis zu 30 cm langen Nadeln gehöre zu den autochthonen Gewächsen auf der Insel. Sie ertrage bis zu 400 Grad Celsius und schlage nach einem Brand nach einigen Jahren wieder aus, erklärt Carlos.

Unterwegs beschert uns das klare, schöne Wetter Ausblicke auf die Nachbarinseln Teneriffa mit dem Teide, La Palma und El Hierro. Wenn sich der Wald zu lichten beginnt, verändert sich die Pflanzenwelt schlagartig. Die gelb blühende Gänsedistel, eine Löwenzahnart, die vielen Sukkulenten, der blaue Natternkopf, um nur einige zu nennen, die mich besonders beeindruckt haben. Immer wieder bleiben wir stehen und geniessen die zauberhaften Ausblicke auf die Tafelberge und skurrilen Steinformationen sowie auf die Agaven mit ihren hoch in den Himmel ragenden Blütenrispen.

Beim Mirador de Igualero machen wir unsere Mittagspause. Der Aussichtspunkt befindet sich bei der Ortschaft Igualero auf 1321 m, fast genau in der Inselmitte am Rande Nationalparks. Von dort bieten sich fantastische Ausblicke über weite und tiefe, grün bewachsene Schluchten bis hinunter zum Meer – ideal zum Entspannen und Geniessen. Etwas weiter unten befindet sich die Kapelle Ermita de San Francisco de Asis. Der Tafelberg von Chipude, La Fortaleza, lässt sich genau gegenüber bestaunen. Beim Mirador befindet sich auch ein kurioses Kunstwerk, das Denkmal Silbo Gomeo, welches die Pfeifsprache ehrt, Teil des UNESCO Kulturerbes, die verwendet wurde, um über weite Strecken zwischen den Schluchten zu kommunizieren.

Über steile und steinige Berghänge bewachsen von einem Meer orangeblühender Opuntien steigen wir hinab in das kleine, ziemlich verlassene und langsam zerfallende Dorf Pavon, das noch vor 200 Jahren eine der grössten Ortschaften auf La Gomera war. Im 19. Jh. boomte die Landwirtschaft und da in den Tälern die Felder voll mit Zuckerrohr für den Export standen, wurde in den fruchtbareren höheren Lagen bei Pavon das Getreide zur Versorgung der Bevölkerung angebaut. In der ersten Hälfte des 20. Jh. kam es zu einer grossen Landflucht. Von den einst in Hochzeiten 2000 Einwohnern sind heute noch ca. 180 übriggeblieben. Auf dem

Camino Natural Cumbres de La Gomera kommen wir nach Chipude, von wo uns der Busfahrer bravourös zurück über die Serpentinenstrasse zum Hotel bringt. Natürlich erst nach wir unseren grossen Durst mit einem wohlverdienten Bier oder andere Getränk gelöscht haben.

Brigitte D.

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