05-19 Pestingrad

Samstag, 18. Mai, Hinreise, Altstadt Kotor.

Endlich ist es soweit – ab in den Süden – wird das Wetter dort besser sein als der verregnete und verschneite Frühling hier im Norden? Wir hoffen es inniglich. Um 9.40 fährt der grösste Teil unserer Wandergruppe mit dem Zug nach Zürich Flughafen. Die anderen stossen hier zu und wir sind nun vollständig mit 31 Leuten. Um 13.10 fliegt der Fokker der Montenegro Airlines hoch in die Luft. Im Süden wird es sonnig, ich sehe die Bucht von Trieste, weiter südlich die kroatischen Inseln von Brac mit dem Goldstrand bei Bol, Hvar mit Starigrad und das Städtchen Korcula auf der gleichnamigen Insel. Hier wanderten wir vor 2 Jahren mit dem Sportclub Ciba. Schöne Erinnerungen. Nach einem ruhigen Flug landen wir bei Sonne im Flughafen Podgorica südlich der montenegrinischen Hauptstadt gleichen Namens.
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Unser Reiseführer Vlatko Bulkatovic, der sein eigenes Reisebüro ZALAZ führt, erwartet uns mit einem grossen Bus um uns in anderthalb Stunden nach Kotor zu fahren. Doch weit gefehlt: nach einer flotten Fahrt durch die Tiefebene gelangen wir zu den Bergketten, die die Trennung zur Adria bilden. Fast auf der Passhöhe von Seostik gerät unser Bus in einen zweistündigen Stau wegen eines Unfalls. Als wir wieder losfahren können, erhaschen wir einen Blick auf einen völlig zertrümmerten Wagen rechterhand. Der nachfolgende Blick auf die Adria ist dann doch erfreulicher. Bald sehen wir weit unten linkerhand am Meer das Städtchen Budva mit seiner vorgelagerten Altstadt.
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Die Fahrt geht weiter über weitere Kurven und Höhen bis wir die traumhafte Bucht von Kotor erreichen. Beim mittleren Stadttor, wo viel Betrieb herrscht – es wird gerade geheiratet – steigen wir aus und schleppen unsere Koffer auf Pflastersteinen in die Stadt hinein. Einige wohnen im Hotel Marija während die anderen auf Zimmer in der Altstadt verteilt werden, was ziemlich langwierig und mühsam ist. Ueli und der Schreibende und vier weitere von uns landen als letzte in lieblosen Zimmern unter einem Dach im sechsten Stock am Hauptplatz von Kotor. Da werden wir zwei Nächte schlafen. Doch dann geht es auf Erkundungstour durch die pittoreske Altstadt. Imposante Befestigungsanlagen, Kirchen und schöne Palazzi fallen auf. Auch gibt es viele Restaurants, Touristen sind noch wenig vorhanden. Z’nacht gegessen wird individuell, sodass Ueli und ich auf einem Plätzchen in der hinteren Altstadt in der Konoba “Scale Santa” ausgezeichneten Fisch essen. Daneben befindet sich auch noch ein kleiner Laden, wo wir unser Pick-Nick für morgen einkaufen können. Und nochmals daneben das “Roma” in dem wir – d.h. die welche nicht im Hotel übernachten, ihr Morgenessen einnehmen werden. Nach einem Schlummertrunk auf einer anderen Piazza mit Adrian und Brigitte begeben wir uns in unsere Klausen.

Philippe

Sonntag, 19. Mai, Bucht von Kotor, Pestingrad Klippe, Lovcen Gebirge.

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Nach dem Morgenessen im Roma Pub auf dem Plätzchen “Trg od Salate” im hinteren Stadtteil versammeln sich alle um 9 Uhr ausserhalb des Stadttores um zum Busparkplatz zu gehen. Zwei riesige Kreuzfahrts-schiffe ergiessen ihre überseeische Passagierfracht  in die Stadt. Wir jedoch steigen in unseren Bus der sich hinter Kotor über Serpentinen den Berg immer weiter hinaufschraubt. So eröffnen sich uns immer schönere Ausblicke auf die Bucht, bis wir den Krstac/Cecanie Pass 940m oberhalb Kotor erreichen.
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Um 10.30 Uhr beginnt nun eine abwechslungsreiche Wanderung durch Karstgelände und Gebüsch. Wir erreichen einen Weiler mit sogenannten “Gumno”, das sind runde Plattformen zum dreschen, später geht es vorbei an Ruinen von österreichisch-ungarischen Kasernen, denn wir befinden uns im Grenzgebiet von 1914. Wir erreichen schliesslich einen Sattel, wo einige zurückbleiben. Nach einem kurzen Abstieg wo die Anwendung der Hände benötigt wird erreichen wir mittags die Pestingrad Klippe, die einen atemberaubenden Tiefblick auf die Bucht und die Stadt Kotor fast 1000m unterhalb von uns bietet. Hier machen wir Mittagspause.
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Zurück gehen wir auf demselben Weg bis zum Pass wo wir um 14.15 Uhr die Konoba erreichen und etwas trinken können, denn es ist den ganzen Tag sonnig und heiss. Dann fährt etwa die Hälfte zurück nach Kotor wo wir nach 1 1/4 Stunden eintreffen und die Möglichkeit haben, die alte befestigte Stadt zu durchstreifen.
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Die 4.5 Kilometer lange Stadtmauer, die eine Höhe bis zu 20 Metern erreicht, die verwinkelten Gassen, die Kirchen und Paläste trugen ihren Teil dazu bei, dass Kotor zum Unesco Weltkultur- und Naturerbe erklärt wurde. Die autofreie Altstadt von Kotor mit ihrem Architekturmix aus venezianischen Barockbauten und österreichisch-ungarischen Bürgerhäusern wurde nach dem Erdbeben von 1979 sorgfältig restauriert. Die andere Hälfte entscheidet sich vom Pass aus zu Fuss in 2 1/2 Stunden zuerst über einen steilen Saumpfad mit multiplen Kehren hinunter zu gehen. Im mittleren Teil geht es über eine alte Militärstrasse, bevor die alten Festungsmauern von Kotor durch ein Loch betreten werden. Diese Mauern erstrecken sich 250m den Berg hoch und etliche Treppen müssen abgestiegen werden bis die Stadt erreicht wird. Der Abend wird individuell mit Nachtessen und Altstadtspaziergang abgeschlossen.

Philippe

 Sonntag, 19.Mai, Abstieg vom Krstac Pass 940m

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Nach der kühlen Erfrischung im Restaurant beim Krstac Pass macht sich ein Teil der Wandergruppe zu Fuss auf den Weg hinunter nach Kotor während die andern in den Bus steigen. Nach einer Kurve auf der Strasse geht es auf einem schmalen steilen Pfad mit vielen losen Steinen im Zickzack den Hang hinunter in eine bewaldete Senke. Hier sind wir nicht mehr der warmen Sonne ausgesetzt und geniessen die Kühle.
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Nach der Waldpartie kommen wir wieder in offenes Gelände und sehen zurück auf die Pestingrad Klippe, die einige von uns  heute erklommen haben. Später stehen wir auf einer Art von Terrasse über der Bucht von Kotor und erblicken tief unter uns die gleichnamige Stadt und die gegenüberliegenden Gebirge. Die Aussicht ist grossartig! Noch immer liegt ein grosser Dampfer in der Bucht. Der andere fährt gerade weg. Wir erfreuen uns nicht nur der Landschaft sondern auch der vielen Blumen, die wir sehen und fotographieren.

Nun führt der Wanderweg – der ehemalige Maultierpfad – auch  „Scala di Cattaro“ bezeichnet, was zeigt, dass man früher an der Adriaküste das Italienische wegen der jahrhundertelangen Herrschaft Venedigs als Umgangssprache benutzte, in Kehren hinunter in eine grüne Senke, wo sich eine alte Kirche befindet. Hier halten wir eine Rast und trinken unsere Wasserflaschen leer. Wir sind nicht die einzigen hier – wir werden von einer Herde Geissen förmlich belagert.

Wir befinden uns unterhalb der Ruinen der Festung Sveti Ivan, die hoch vor uns in den Himmel ragt. Um zur alten Stadtmauer zu kommen, müssen wir einen Hang hinaufsteigen und durch eine Lücke in der Mauer hindurchklettern. Nun befinden wir uns auf der Stadtseite der Festung und haben beim langen Abstieg über die Treppen immer wieder interessante Ausblicke auf die Altstadt von Kotor und  die Meeresbucht. Wir kommen an verschiedenen halb zerfallenen Festungsbauten  vorbei sowie an der kleinen Kirche Gospe od Zravlja. Endlich treten wir bei“ Put do Svetog Ivana” in die Altstadt ein und verteilen uns bald in unsere  verschiedenen  Unterkünfte.

Dies war ein langer, steiler Abstieg, der mehr als zwei Stunden gedauert hat aber sehr lohnenswert war.

Marianne

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