05-26 Komovi Gebirge

Sonntag, 26.Mai, Von Kolasin nach Eco Katun Stavnat im Komovi Gebirge

Nach einer mit wolkenbruchartigen Gewittern durchzogenen Nacht sassen am Morgen um 9.30 Uhr 23 Wettererprobte im Bus zur Abfahrt nach Andrijevica. Nachdem sich einige Teilnehmer erst gar nicht blicken liessen überlegte ich noch eine Weile, ob ich nicht doch noch aussteigen sollte, denn es begann wieder stark zu regnen. Um den Bus herum standen ein paar Zauderer, die uns von unserem Vorhaben abhalten wollten. Doch schliesslich vertraute ich auf unseren einheimischen Guide Vlatko und auf Adrian, die sicher eine Alternative gefunden hätten, wenn es allzu unangenehm geworden wäre.

So starteten die 23 Mutigen, Vlatko, Adrian, Ingrid, Rainer, Christa 1, Philipp, Gabi, Regina, Margrit, Felix, Sylvana, Erich, Albin, Peter, Christa 2, Sonja, Helen, René, Adelheid, Uli, Jan, Hanspeter und Brigitte in ein kleines Abenteuer.

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Auf einer engen Strasse waren rechts und links Autos parkiert, so dass unser Bus nur mit Mühe und nach mehreren Anläufen die engen Stellen passieren konnte. Es ging entlang eines Flusses, an dem wahrscheinlich die Fischer gerade ihren Sonntagsschmaus fingen. Plötzlich trafen ein paar verirrte Sonnen-strahlen unsere entwöhnten Augen, am Wegrand liessen sich „Flaschenputzer“ und weisser Aphodill blicken, im Bus schwappte unverhohlener, fröhlicher Optimismus durch die Reihen, der aber sofort wieder in die Schranken verwiesen wurde sobald die dunklen Wolken sich jetzt in Form von Schnee auf unserer Gefährt entluden. Nebelfetzen verwehrten uns den Blick auf die Bergkuppen und den Aufstieg von Tresnejevik nach Andrijevica. Nachdem wir mit unseren Kameras dokumentiert hatten, dass am Startpunkt tatsächlich frischer Schnee lag und wir uns etwas orientiert hatten wo der Ausflug hinführen sollte, starteten wir die circa dreistündige Wanderung auf Nassschnee, die uns abwechselnd den blauesten Himmel durch-zogen mit bedrohlichen Wolkenschwaden, Graupelschauer, Wintergewitter mit Blitz und Donner bescherte.

Wir kamen durch lichte Buchen- und Steineichenwälder mit zartgrünem Blätterwerk, markant gezeichneten Baumrinden, schneebedeckten Blattspitzen und weiss-grün aufleuchtendem Unterholz, solbald wieder ein vorwitziger Lichtstrahl die Wolkendecke durchbrach.

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An diesem Tag hatten wir eigentlich genügend Zeit zum Fotografieren und so wagten wir einen kurzen Abstecher, um die am Horizont erkennbaren Schneekuppen der 2000er mit einigen Streifen blauen Himmels ohne störende elektrische Leitungen aufzunehmen. Und schon waren die anderen über alle Berge. Unglaublich wie schnell die Leute ohne die andauernde Ablichtungsbremse unterwegs sind. Adrian und ich trafen uns auf unseren Abwegen wieder, wobei ich zunächst eine Strasse entlang ging, die wir auf dem Rückweg dann zwar benützten aber es zeigte sich schnell, dass wir jetzt nicht auf dem richtigen Weg waren. So beschloss Adrian solange zurückzugehen bis wir sahen, wo der Rest der Gruppe abbog, was sich als die beste Entscheidung erwies, denn nach alter Pfadfindermanier brauchten wir nur den Schneespuren zu folgen, um wieder auf Kurs zu sein. Inzwischen war der Vorsprung unserer geübten Wanderer zwar nicht so gross, doch das Gelände war nicht dazu angetan, die Farbtupfer mit den bunten Regenumhängen aus der Ferne zu erkennen. Da half auch das Rufen nichts, denn die meisten waren schon hinter dem nächsten Hügel verschwunden. In der Ferne erkannte ich einen „Gelben“, der etwas beunruhigt auf uns wartete, was sofort meine Herzfrequenz senkte. Zufrieden waren unsere Kollegen zwar nicht mit uns, doch denke ich, sie waren froh, dass wir wieder gemeinsam weitertrotten konnten, kündigte sich doch auch noch ein kräftiges Wintergewitter an.

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Bei der Ankunft in Eco Katun Stavnat, einem Camp bestehend aus einer Ansammlung aus Holzhütten, von denen uns eine zum Mittagessen beherbergte, waren alle Mühen schnell vergessen. Bei Schneegestöber betraten wir den heimelig gestalteten Raum. Die Linse meines Fotoapparates beschlug sich sofort, so dass die Bilder etwas neblig daherkommen. An den Holzwänden hingen bunte Webteppiche mit typischen Mustern aus den verschiedenen „Provinzen“, ein Guzle – das ist ein einsaitiges Instrument, das bei allen Festen noch heute aufgespielt wird, wie uns Vlatko erklärte. Der mit einem geschnitzten Steinbockmotiv verziert Griff gefiel mir besonders gut. Wir platzierten uns an einem grossen Tisch und erhielten sogleich den inzwischen bekannten Wein oder Bier und Hahnenwasser. Gegen 13 Uhr servierten uns freundliche Wirtsleute ein währschaftes Essen bestehend aus Suppe, Krautsalat mit Tomaten und Frühlingszwiebeln, einem hervorragenden Lammschmorbraten mit würzigen Kartoffeln, Ruebli und Bärlauchblättern und einem feinen Dessert.

Wieder draussen in der Natur bezauberten uns die inzwischen noch reichhaltiger verzuckerten Dächer der Hütten und vor allem die Tatsache, dass der Bus weiter unten bereitstand, um uns in den Botanischen Garten nach Kolasin zu fahren.

Dieser Garten war sicher einmal ein Kleinod, aber dem heute 84-jährigen Daniel aus dem Nachbarland Albanien, der ihn mit dem Ziel anlegte, die einheimische Flora Montenegros zu bewahren, dürfte die viele Arbeit inzwischen über den Kopf gewachsen sein. So lud er uns zu einem Raki- Umtrunk ein und ein junger Mitarbeiter erklärte verschiedene Pflanzen. Nachdem es anfing abwechselnd zu schneien, zu regnen und die Sonne wieder herauslugte nahmen wir den Rest des Heimweges ins Hotel unter die eigenen Füsse, was uns erlaubte, noch ein wenig in Kolasin herumzustreifen.

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Eigentlich hatten wir für den nächsten Tag eine Wetterbesserung erwartet, aber als sich dieser noch düsterer ankündigte, waren wir sicher alle froh, den heutigen Tag auf diese Weise genossen zu haben.

Mit einem herzlichen Dankeschönl.       Brigitte D.

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