05-28 Mrtvica Schlucht

Dienstag, 28. Mai, Canyon der Mrtvica

Im Gegensatz zum  regenreichen Vortag präsentierte sich heute der Himmel schon am frühen Morgen in Kolašin blau, und die Sonne spornte mich erstmals zu einem frühen Morgenspaziergang durch den recht hübschen, wenn auch kleinen, Ortskern, an.  Dabei fiel mir links unterhalb unseres Hotels vor allem das Bianca Resort & Spa auf, ein überdimensioniertes und im Baustil sehr eigenwilliges aber älteres 4-Stern Hotel. Kolašin ist eine für Montenegro bedeutende Skisport Destination und im Winter wird wohl schon etwas los sein.Um 9 Uhr hiess es Abschied nehmen vom sympathischen Hotel Brile. Wir reisten zuerst noch kurz durch das Hochtal in welchem auch Kolašin liegt, aber bald befanden wir uns, ohne wahrgenommenen Übergang und ziemlich überraschend, hoch über dem Morača Tal, umsäumt von schneebedeckten Bergen, und in welchen Talgrund es in weiten Kehren hinabging. Der Morača-Fluss entspringt in den Rzača Bergen und dessen Lauf ist rund 113 km lang, bevor er nach Passieren von Podgorica in den Skadar See fliesst.
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Nach etwa dreiviertelstündiger Fahrt erreichten wir das als Ausflugsziel sehr beliebte Morača-Kloster, idyllisch im Talgrund gelegen. Die Gründung des serbisch-orthodoxen Klosters geht auf das Jahr 1252 zurück. Neben der Architektur des sorgfältig restaurierten Klosters sind vor allem die dortigen Fresken  sehenswert, welche insbesondere Maria Himmelfahrt, aber auch das Leben des Propheten Elias thematisieren.  Sehenswert war auch die ebenfalls innerhalb des Areals freistehende Nicolas Kapelle. Im  Gegensatz zu anderen Klöstern, welche wir schon besucht hatten, gab uns ein freundlicher orthodoxer  Mönch mit stilgerechtem Vollbart die Erlaubnis, ihn zu fotografieren.
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Nach einer knappen Stunde Aufenthalt am idyllischen Ort hiess es wieder in den Bus steigen. Das Tal verengte sich zusehends, aber noch kurz vor dem eigentlichen vor uns noch liegenden Canyon stiegen wir  für eine Wanderung wieder aus. Ziel unserer Wanderung war das einmündende Mrtvica Tal mit seinem ebenfalls grossen Canyon.Es wäre vorgesehen gewesen, den Canyon der  Mrtvica in seiner Länge zu durchwandern, aber unser Guide informierte uns, dass wegen dem Hochwasser eine dazu nötige Brücke leider unpassierbar sei. So konnten wir nur von unten her den Canyon erreichen und mussten den gleichen Weg wieder zurück, wobei wir allerdings beim Rückweg auf die andere Talseite wechseln konnten. Die ganze Wanderung dauerte gegen vier Stunden: eine Stunde talaufwärts bis zum Eingang des eigentlichen Canyons und noch eine weitere Stunde bis zu einem verwunschenen Rastplatz, ganz im Inneren der Schlucht gelegen. Die ganze Wanderung war sehr schön und von den Steigungen her nicht anstrengend. Vor allem der Rastplatz mit den uralten moosbehangenen Bäumen, dem Felsenbogen zum Fluss hinab, und allgemein dessen  Lage, machte grossen Eindruck auf uns. Schade, dass wir nicht den Canyon in seiner Länge durchwandern konnten.
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Zurück beim Bus konnten wir uns im Garten eines  kleinen Restaurants an der Hauptstrasse an einem verdienten kühlen Bier erfrischen.  Dann hiess es wieder in unseren Bus steigen. Jetzt kam der imposanteste Teil unserer Busreise, der rund 20 km lange Morača Canyon. Schier endlos wand sich die Strasse durch die Schlucht, hoch oben auch noch die Bahn, und jede Kurve gab neue aufregende Blicke frei. Im Internet lese ich, dass für diesen  Abschnitt die Strasse,  eine wichtige Verbindung zwischen Podgorica und Belgrad, als gefährlich gelte und die alte Strasse in Zukunft wohl mit einer Autobahn, welche gegenwärtig geplant würde, umgangen werde: wie schade wäre das!
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Schliesslich weitete sich das Tal wieder aus in die Zeta Ebene, benannt nach dem Fluss Zeta welcher mit dem Morača-Fluss zusammenfliesst, und wir durchquerten die in der weiten Ebene liegende Hauptstadt Podgorica, nahe am Zentrum vorbei. Podgorica ist im gesamten jedoch nicht sehr sehenswert, da die Stadt im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden war und unter Tito im sozialistischen Stil wiederaufgebaut wurde. Die Stadt hiess übrigens von 1946 bis 1992 Titograd!Von Podgorica aus war es nicht mehr sehr weit bis zum Skadar See (auch Skutari See genannt), welcher sich durch grosse Schilfgebiete, welchen wir entlangfuhren, schon frühzeitig bemerkbar machte. Der Skadar See hat eine Gesamtfläche von 268 km2 und eine Gesamtlänge von 48 km, wobei 40% der Seefläche zu Albanien gehört. Der Skadar See ist der grösste See auf der Balkanhalbinsel, aber doch deutlich kleiner als z.B. der Bodensee mit seinen rund 500 km2. Der See ist  ein ganz wichtiges Rastgebiet für Zugvögel. Über einen Damm, welcher ein grösseres Becken vom übrigen See abtrennt, erreichten wir gegen 18 Uhr das sehr malerische Virpazar, ein kleiner aber vielbesuchter Ausflugsort. Mit dem umgebenden Schilfgürtel ist  Virpazar vor allem ein Paradies für Amphibien und Wasservögel. Unser Hotelzimmer mit Balkon ermöglichte einen schönen Ausblick auf das schilfbewachsenes Seebecken vor uns, man hätte dort schon einen Tag mehr verbringen können um die Natur und die Ruhe noch mehr zu geniessen.  Ein Abendessen im nahe gelegenen Fischrestaurant rundete den interessanten und schönen Tag ab.

René

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