16. Mai, Poppaghia 1076m – Lac Nino 1743m – Castellu di Verghio, 5.5 Std. oder Col de Verghio – Foret d’Aitone (baden) – Evisa, 3.5 Std.
Wir haben die erste und für die meisten sicher eine kühle Nacht im Hotel l’Aitone in Evisa verbracht. In Faserpelze gehüllt sitzen wir nach 8.00 am Frühstückstisch und bedienen uns mit Croissants (für jeden ein Stück) Brot und Getränke à discretion. Butter und Konfitüre aber sind auf ein Stück pro Person limitiert, was die Verteilung auf dem Brot etwas schwierig macht.
Vor unserer Abfahrt um 9.30 können wir noch im Dorfladen unseren Proviant für heute und morgen einkaufen gehen. Ich benutze den Zehn – Minuten Spaziergang ins Dorf, um einige Fotos vom Dorf Evisa zu machen. Die Felskulisse hinter Evisa sieht großartig aus. Noch weiß ich nicht, dass wir in 5 Tagen auf einem dieser hohen Felsblöcke, dem Capu d’Ortu, stehen werden.
Um genau 9.30 fährt der Bus ab in Richtung Poppaghia ab. Die Strasse führt durch den Forêt d’Aitone auf den Col de Vergio, dem höchsten Pass von Korsika (1477m) (10.00). Hier können die Kurzwanderer aussteigen und auf dem Weg „ Mare a Mare“ zurück nach Evisa wandern.
Ich steige schnell aus dem Bus, um die Sicht auf den Calacucchia–Stausee im Tal unten aufzunehmen. Weiter geht die Fahrt durch den endlos scheinenden Wald hinunter zum Forsthaus von Poppaghia (1076m), wo wir um 10.25 ankommen. Um 10.30 sind wir bereit zum Abmarsch in den Kieferwald (Laricio Kiefern oder Schwarzkiefern) von Valdu Niellu (Korsisch: Schwarwald), welches ein Schutzgebiet ist.
Die Landschaft ist sehr wild und malerisch. Im lichten Wald finden wir den fast schon verblühten Affodil. Die stetige leichte Steigung des Pfades lässt uns bald unsere Jacken ausziehen.
Ein Bergbach in einem Bachbett mit mächtigen Steinen, die Colga ist eine Art von Hindernis, das Anlass für viele Fotos bietet. Über riesige Steinplatten, Geröll und Grasflächen folgen wir den gelben Wegzeichen, wobei jeder sich seinen eigenen Weg zu suchen scheint. Dieser Weg ist ein Abenteuer und verspricht immer wieder neue Aussichten, dh. Fotosujets nach vorn und hinten. Bald scheint dann eine Trinkpause fällig zu sein, bevor wir weiter kraxeln und bald die Waldgrenze hinter uns lassen. Die Steinmännchen weisen uns den Weg über riesige abschüssige Steinplatten, auf denen es bei gutem Wetter angenehm zu gehen ist. Wir lassen die letzten Kiefern hinter uns und blicken in den grün–grauen Talgrund hinein, dessen Abschluss der Bergsattel Bocca a Stazzone bildet. Wir lassen die Bergerie de Colga rechts liegen.
Es folgt ein anstrengender, schweißtreibender Aufstieg über Geröll und riesige Felsplatten, der eine echte „Schlüsselstelle“ birgt, welche für die einen oder anderen eine echte Herausforderung bietet, die aber bestens gemeistert wird.
Ein Trinkhalt ist dann wieder angesagt. Von hier aus bietet sich ein wunderbarer Ausblick hinüber auf den Capu Tafunatu und den Paglia Orba, Berge, denen wir noch im Laufe dieser Woche begegnen werden. Grosse Wolken segeln am Himmel und bedecken die Sonne und es wird kühler. Wir machen uns wieder auf den Weg und erreichen nach weiteren Kletterpartien den Bocca a Stazzione, wo es kalt und windig ist (1762m) (13.35).
Gerade lässt sich noch ein Blick auf den Talgrund des Lac de Nino erhaschen bevor die Gegend im Nebel verschwindet. Wir halten an, um all unsere Kleider anzuziehen und uns für ein Gruppenbild zu positionieren. Mich wundert, welche Sicht wir nun verpassen.
Über grüne Alpweiden steigen wir zur Seenplatte hinunter und umrunden den wohl ehemaligen See, von welchem nur noch die vielen „Pozzines„ Grasinseln aus Torf übrig bleiben, welche von Wasserläufen umgeben sind. Der Name dieser Pozzines leitet sich vom korsischen Namen für die Wasserlöcher (i pozzi) ab.
Für Interessierte siehe: http://www.kallistea.com/decouverte/nino.htm – haut
Ces pozzines sont des étendues de pelouses tourbeuses qui entourent les lacs de montagne et qui constituent le dernier stade de comblement des lacs. Constituées de résidus de végétaux, elles renferment diverses espèces de mousses. D’un beau vert tendre, tirant parfois ver le gris, elles peuvent avoir plusieurs milliers d’années ! Ces pozzines sont des étendues de pelouses tourbeuses qui entourent les lacs de montagne et qui constituent le dernier stade de comblement des lacs. Constituées de résidus de végétaux, elles renferment diverses espèces de mousses. D’un beau vert tendre, tirant parfois ver le gris, elles peuvent avoir plusieurs milliers d’années !
Auf der Bocca a Stazzone am Lac de Nino
Wir begegnen einigen Pferden, die sich an den feinen Gräsern der Pozzines gütlich tun. Hier sollen sonst auch Kühe und Schweine weiden. Hat sie der Nebel verschluckt? Leider lassen es die weißen Nebelschwaden nicht zu, ein wirklich gutes Bild vom Lac de Nino zu machen Aber zum Glück gibt es ja das Internet. Dort fand ich sehr schöne Bilder.
Übrigens entspringt der zweitgrößte Fluss von Korsika, der Tavignano dem Lac de Nino (er fließt durch das Vallée de Restonica and die Ostküste und mündet bei Aleria ins Meer). In einem Fotoalbum aus dem Jahre 1974 habe ich ein Bild von mir in Tavignano badend gefunden! Unter ganz anderen Umständen finde ich mich wieder in Korsika. Wie die Zeit vergeht!
Am Seeufer finden wir dann den Einstieg zur GR20, die uns in sanfter Steigung zur Bocca a Reta (1883m), dem höchsten Punkt unserer Tageswanderung bringt. Leider gibt es auch von hier oben keinerlei Aussicht, weder auf den Lac Nino noch auf den Capu a u Tozzu., (aber dessen Pyramide haben wir ja von unten in Tal gesehen). Der Wind bläst uns um die Ohren. Wohl denen,die nach der Erfahrung von gestern die Mützen und Stirnbänder eingepackt haben! Wir scheinen nun auf der Westseite des Grates zu gehen. Das Terrain ist sehr steinig und unwegsam. Irgendwann wechselt der Pfad zurück auf die Ostseite. Von hier aus könnten wir eine phantastische Aussicht nach Norden auf die größten Berge von Korsika haben.
Wir steigen über Weiden und Schuttwiesen hinunter und gelangen dann in einen lichten Buchenwald. Wir sehen die berühmten windgebeugten Buchen in der Nähe vom Col de St. Pierre (1452m) den wir dann um 16.00 erreichen. Hier steht eine baufällige, kleine Kapelle. Von hier aus haben wir dank einer zögernden Aufhellung eine Aussicht in das bewaldete Gebiet des Forêt Domanial de Valdu Niellu. Nun steht uns noch der Rückweg zum Castellu di Vergio, wo der Bus auf uns wartet, bevor. Der Weg durch den Wald erscheint mir sehr lange. Ich glaube wir sind alle froh endlich um ca. 17.30 die Strasse zu erreichen. Zu einem Pastis im Hotel reicht es nicht (dieser Wintersportort samt Hotel wirkt auch nicht sehr einladend), denn der Bus ist abfahrtbereit.
In Evisa steigen wir bei Sonnenschein aus dem Bus und der Sturm auf die Duschen im Hotel l’Aitone wird bald losgehen.
Ich erinnere mich nicht mehr an das Menu dieses Abends. Jedenfalls hat alles gut geschmeckt.
Müde von unserer Tour (Marschzeit 5 Stunden und 47 Minuten, Aufstieg 972m, Abstieg 647m und Streckenlänge 14,2km (dank Hanspeter’s GPS Information wissen wir im Nachhinein, was wir geleistet haben) legen wir uns in den kalten Zimmern zu Bett.
Wir haben heute eine sehr eindrucksvolle, wilde Landschaft gesehen. Dies war erst die dritte Tour aber mir scheint, ich hätte schon so viel erlebt.
Einen großen Dank an Adrian für die gute Tourenwahl und Leitung. Für die heutige Schlechtwetterphase können wir ihn nicht behaften!
Sicher hat er für die nächsten Touren Sonne und Wärme bestellt, denn das Baden steht doch auch auf dem Programm.
Marianne