05-23 Handa Island

Samstag, 23. Mai, Naturreservat Handa-Island

www.willkommeninschottland.com

Diese spektakuläre Insel gleich vor der Küste von Sutherland ist Heimat einer der größten Seevogelkolonien in Nordwest Europa. Im Sommer geht es hier, wenn mehr als 200000 Seevögel zum brüten hier herziehen, sehr lebendig zu.Hier kann man auf den Klippen Alk, Tordalk, Dreizehenmöwen und Papageitaucher beobachten. Mittelmeer und Schmarotzer-möwen nisten auf dem Moorland, einige sogar in der Nähe des Pfades. Wer von den Klippen auf die See schaut, kann dort oft Delphine, Schweinswale und Zwergwale beobachten. Am östlichen Ende der Insel stehen mehrere Hausruinen. Im frühen 19. Jahrhundert lebten hier um die 60 Menschen. Anno 1847 wanderten sie, nachdem die Kartoffelmehltau die Ernte vernichtet hatte nach Neuschottland aus. Aufseher, einfaches Besucher/Empfangszentrum. Rundweg (6 km).

Die Mainächte in Schottland sind kurz, gemäss Bert’s GPS-Gerät geht die Sonne 21.54 Uhr unter und um 04.40 Uhr bereits wieder auf. Doch das Frühstück ist erst um 07.30 Uhr angesagt – was tun? Es gibt einige von uns, die machen schon kurz nach Sonnenaufgang Exkursionen, andere sperren das Tageslicht aus oder versuchen trotz Helligkeit genügend Schlaf zu bekommen. Doch heute ist es nicht so hell und die Farben haben einen erheblichen Graustich. Nichtsdestotrotz – uns erwartet wieder ein neues schottisches Abenteuer und dafür haben wir uns, dank Goretex, bestens ausgerüstet.

Der Frühstücksraum ist schon gut besetzt und am Buffet kann man sich mit Müsli, Kompott, Milch und Fruchtsäften eindecken. Und bald kommt auch schon Kaffee oder Tee. Am Vorabend haben wir auf einer Liste mit unserer Zimmernummer eingetragen, welche Eierspeise mit diversen Beilagen wir wünschen. Die etwas scheue Servierdame kommt jetzt mit zwei dampfenden Tellern und flüstert eine Zimmernummer, diejenigen am nächsten Tisch geben das lautestarke Echo „Zimmer 12“ –und schon tönt’s vom anderen Raumende „hier – aber ich mag eigentlich kein scrambled egg, – na ja, isch jo gliich“. Dann wird Zimmer 7 ausgerufen, niemand meldet sich, ach so, Adrian ist noch nicht da, so wird halt der Teller zurückgetragen. Endlich kommen ein paar Toasts (=Brotscheiben!), womit man die Wartezeit mit Gomfi und Butter (Allergiker werden da speziell gewarnt, “Butter enthält Milch”!) überbrücken kann. Bis alle ihr bestelltes Frühstück haben, vergeht eine Weile und es ist nicht gesagt, dass, wenn man frühzeitig kommt, man auch zuerst bedient wird. Oder – wenn man selbst zwar am Vorabend die Bestell-Liste korrekt ausgefüllt hat, der Zimmer­kollege aber nicht und dieser dann jetzt das Menu für Zimmer 12 unwissentlich einfach wegschnappt ….. (Anmerkung: die zwei Kameraden vertragen sich immer noch sehr gut).

Um 09.00 Uhr kommt unser Bus und wir fahren zum B&B, wo zwei von uns untergebracht sind. Adrian geht zur Haustür, läutet und wartet auf ihr Auftauchen, währenddessen Jan beim Hinterausgang herausspringt und ungesehen in den Bus einsteigt. (Wenn wir nicht gerufen hätten, wäre Adrian vielleicht immer noch dort).

Ungefähr 15 km fahren wir entlang der Küste zum Bootshafen Tarbet. Dort kauft Adrian am Kassenhäuschen unsere Billette und dann übersetzen wir, aufgeteilt in 3 Gruppen und perfekt mit Schwimmwesten gesichert, zum Naturschutzreservat Handa-Island. Am weissen Sandstrand werden wir von zwei „Warden“ mit einem mobilen Holzsteg in Empfang genommen und anschliessend im Visitor-Centre über Handa-Island und über die Verhaltensregeln informiert und instruiert.

http://en.wikipedia.org/wiki/Handa,_Scotland

Ausgestattet mit Kamera, Feldstecher, Vogelkundebuch etc. geht’s über Naturpfade und Holzstege quer durch und um die Insel. Ein paar verfallene Mauern erinnern an die vor ca. 160 Jahren nach Nova Scotia ausgewanderten Bewohner, die so der Hungersnot entkamen. Bald schon sehen wir auch das lebende Whisky-Label „The Famous Grouse“ im Gras herumstolzieren. Weiter oben werden wir von „Skuas“ kritisch beäugt, worauf wir respektvoll weiter ziehen, denn es ist bekannt, dass sie während der Brutzeit, ihr Nest mit Sturzflugattacken verteidigen. Nach ca. 40 Minuten erreichen wir die steilen Klippen am Nordrand der Insel, mit Tausenden von Trottellummen. Jiri insistiert hier, das seien Pinguine und Wikipedia gibt ihm recht (hat er wohl diesen Beitrag selbst verfasst?):

Der „Pinguin“ der Nordhalbkugel

Der veraltete Name „pinguinus“ verrät, dass es sich um den Vogel handelt, den man ursprünglich als Pinguin bezeichnete, um dann den Namen auf die nicht verwandten Pinguine der Südhalbkugel zu über­tragen. Der Ursprung des Namens Pinguin ist wahrscheinlich Walisisch: pen bedeutet Kopf, und gwyn bedeutet weiß. Der Vogel hatte in der Tat einen auffallenden großen Fleck weißer Federn auf seinem Vorder­schnabel. Auch sein Bauch war weiß, der Rücken hingegen schwarz, so dass eine gewisse Ähnlichkeit zu Pinguinen bestand. Andere Quellen nennen das Englische „ping wing“ („kurzer Flügel“) als Wurzel des Wortes „Pinguin“.

Der Himmel ist schon lange eintönig grau und jetzt beginnt es auch noch zu regnen. Wir holen unsere Regenüberzüge, Mützen, Pelerinen und Schirme hervor und hüllen uns gegen die verschwenderisch dargebotene Nässe sorgfältig ein, schade, dass es so unfreundlich ist, denn die Vogelwelt hier ist wirklich einzigartig. Aber zum Glück posieren „süsse“ Papageientaucher ganz nahe am Klippenweg und so kennt auch die Euphorie keine feuchten Grenzen mehr. Mit unzähligen Pixeln werden die Taucherli als „Catch of the Day“ festgehalten.

Die Schönheit der Landschaft verschwindet nun fast ganz im Grau, Feldstecher und Fotoapparate leiden unter der Nässe und Einzelne streiken sogar. Auch uns Sportclübblern wird es langsam zu nass. Wir nehmen den Rückweg in Angriff, übersetzen wieder mit dem Fährböötli nach Tarbet, wo das Restaurant mit feinen schottischen Spezialitäten den Tag wieder erhellt. Dort hat es nur wenig Platz, aber für die Nachzügler räumt man kameradschaftlich die Sitze und verzieht sich in den wartenden Bus. Für die geplante Nachmittags­wanderung am Strand gibt es leider keine Interessenten und so fahren wir direkt zurück ins Hotel resp. B&B zum Trocknen der Ausrüstung und Desinfizieren der Kehlen. Um 19.00 Uhr treffen wir uns wieder zum Nachtessen und niemand bereut die Teilnahme an diesen erlebnisreichen Regentag.

Hiking in Switzerland and around the world