8. Mai, Ausflug nach Procida
Am Montag (am Tag nach unserem Vesuv-Ausflug) stand der Besuch der Insel Procida auf dem Programm. Die Interessenten scharten sich bald am Morgen im Halbkreis um unseren äusserst bewährten Reiseleiter Adrian und wanderten mit ihm zum Schiffshafen.
Das Boot nach Procida. welches später nach Iscia weiterschwamm, war ziemlich voll und kam mit einiger Verspätung an, was dem Schreiberling nur Recht war, denn er war ja etwas langsamer, aber sämtliche Mitreisenden nahmen verdankenswerter-weise Rücksicht.
Procida ist also eine kleine Insel die zwischen dem Festland und Iscia im Golf von Neapel liegt und nur etwa 4 km2 gross ist. Der Hafen selber ist nur dezent touristisch, denn früher war es die Gefängnisinsel und die Burg (des Arztes Giovanni da Procida) wurde als Zuchthaus benutzt.
Die ersten Bewohner waren Griechen und man sagt, dass sich ihre Nachfahren noch immer charakterlich deutlich von den übrigen Italienern unterscheiden, auch dies ein Grund weshalb sie gerne etwas isoliert bleiben wollten.
Nach den Ankunft im Hafen wanderte die Gruppe in ein kleines Beizlein um sich mit Kaffee oder so zu stärken (zwei Drittel nahmen Kaffe ein Drittel genehmigten sich bereits vor dem Mittag ein Bierchen).
So gestärkt ging es in kleinen Gässchen steil bergauf zur Kirche San Maria della Grazie, die zwar geschlossen war, aber von deren Terrasse man einen wunderschönen Ausblick auf beide Seiten der Insel hatte, insbesondere auf den Fischerhafen Corricella, der dann auch Ziel unserer Mittagspause sein sollte. Von dort stieg die Gruppe gerade noch rechtzeitig weiter zur Kirche San Michele Arcangelo (sie schloss die Tore nur gerade eine halbe Stunde später), die zugleich auf dem höchsten Punkt der Insel stand.
Eine Besonderheit durften wir auf dem Weg dorthin erleben: war doch am gleichen Abend eine Prozession auf dem Programm zu Ehren des Namenspatrons. Am Kirchentor war sie als Processione di Patrone angekündigt.
Auf den letzten und steilen paar hundert Metern waren alle 5 Meter Fackeln am Gassenrand postiert und ganz besonders eindrücklich war zu sehen wie die Bewohner dieses letzten Wegabschnitts die Strasse schmückten: die Frauen warfen von den gut 30 Meter hohen Balkonen farbige Papier- (oder Kunststoff-) Schlangen zu ihren Männern auf die gegenüberliegenden Seite der Gassen und sie befestigten sie an Bäumen oder andern geeigneten Gegenständen, so dass sich ein buntes Dach über den Gässchen bildete. Dies passierte mit viel Lachen und Gestik und war alleine den Ausflug zu San Michele Aranchelo wert, jedenfalls und schauten wir dem Treiben eine gute Weile fasziniert zu. Ein Drittel der Wandergruppe machte eifrig Aufnahmen davon, sie werden wohl dem Bericht beiliegen.
Auch weiter unten wurden die für die Prozession vorgesehenen Strässchen geschmückt.
Die Kirche selber war eindrücklich, aber wie oft in dieser Gegend ein Gemisch an Stilen, da sie immer „verrenoviert“ worden ist. Das Mittelschiff hatte eine wunderschöne Decke aus bemaltem Holz mit vielen kleinen Motiven. Leider versagte der elektronische Informationsstand nach knapp einer Minute seinen Dienst, so dass nicht mehr Information herauszuholen war.
Als dann eine deutsche Reisegruppe mit Leiter auftauchte, hoffte ich aus seinen Erklärungen etwas zu erfahren. Doch leider waren von ihm nur Platitüden (z.B. wo sich der Schalter zur Beleuchtung einer Statue befindet) zu hören, so dass ich es dabei bewenden lasse.
Danach erfolgte unser Abstieg über steile Stufen zum Fischerhafen Corricella hinunter. Ein Fischerboot lag neben dem anderen. Während unseres Aufenthaltes konnten wir zuschauen wie die Boote gewartet und die Netzte geflickt wurden. Die Bucht bestand zudem aus wunderschönen und farbigen Häusern und drei kleinen Beizlein. Eines wurde von der Reisegruppe besetzt und das dritte hatte ein beschränktes Angebot, so dass die Wahl einfach war und sie erwies sich auch als goldrichtig: die Fische und Muscheln waren frisch und mundeten dementsprechend herrlich.
Die Belegschaft bestand aus einem Kellner und einem Koch und da inzwischen einige weitere Gäste eingetroffen waren, verbrachten wir viel Zeit in diesem Bistro und wurden am Schluss noch mit feinem Grappa vom freundlichen jungen Kellner für das Warten entschädigt.
Diese etwas längere Mittagspause nahm unserem Reiseleiter die Lust am angrenzenden „Strand“ zu baden, denn die Rückreise mit dem Schiff stand ja noch bevor. In Neapel trennten sich die Wege der Reisegruppe: ein Drittel genehmigte sich noch ein Bier in Hafennähe, die andern zwei Drittel machten noch einen Stadtrundgang. Da dieser Teil nur aus zwei Personen bestand (rechne….), verzichten wir auf eine Schilderung darüber. Aber halt, das stimmt nur bedingt: denn 3 Stunden vor Mitternacht liefen wir an einem Beizlein vorbei worin rein zufällig 2 ElsässerInnen dinierten und uns zu sich hineinwinkten. Nicht aber zufällig handelte es sich um Mitbewohner des gleichen Hotels und ebenfalls nicht zufällig verdoppelte sich beim gemeinsamen Pizza essen der Anteil der Reisegruppe auf gemütliche Art. Fredy