05-09 Pompeji

9. Mai, Reise auf Pompeji im Rahmen des Wanderausfluges an der Costiera amalfitana

Es ist also entschieden: wir fahren nicht nach Paestum, nicht nach Herculanum sondern nach Pompeji und wenn die Zeit reicht auch nach Paestum. Aber natürlich reichen zu den beiden letzteren Zielen weder Zeit noch Energie.
Um 09:00 h stehen diverse Mitglieder unserer Truppe vor dem Hotel und warten statt auf das Tram auf den Bus C 25, der berühmt ist für unregelmässiges Abfahren. Freddy mit seinen beiden „Assistenten“, Burgi, Raffaelo, Adelheid und Marejke, zwei weitere Paare, Brigitte und ich. Endlich kommt der C 25 um 09:25 und bringt uns zum Bahnhof, von wo uns ein Zug um 10:11 nach Pompeiji-Scavi um ca. 10:50 zur Porta Marina bringt. Die Gruppe ist schon getrennt, aber wir werden von Zeit zu Zeit kleinere Formationen von uns wieder antreffen. Es kommen immer mehr Gruppen aus allen Herren Ländern mit ihren Führern, die sich mehr oder weniger originell in der jeweiligen Touristenprache verständlich machen. Es herrscht ein babylonisches Sprachengewirr. Man hört chinesisch, japanisch, amerikanisch, französisch, deutsch, italienisch, spanisch, die osteuropäischen Sprachen und sogar russisch – ganz anders als vor Jahren.
01_r3502_r35Seitdem ich vor 41 Jahren da war, hat sich vieles geändert. Die Ausgrabungen sind viel ausgedehnter und manches ist vom Originalplatz ins Museum verschwunden. Ganze Quartiere sind neu entstanden. Die Ausdehnung ist enorm. Brigitte, die vor ca. 30 Jahren da war und ich erinnern uns an leere offene Strassen aber gar nicht an diese Ausdehnung.
Bald stossen wir auf die ersten viel und recht pietätlos fotografierten Körper von Opfern des Vulkanausbruches: es sind die mit Gips ausgefüllten Löcher, welche die Körper der unter der 6 Meter hohen Aschekruste begrabenen Leute nach Verwesung der organischen Materialien hinterliessen. Es tut schon weh, wenn man sich vor Augen hält, dass Tausende von Leuten in vielen Museen ihre letzte Ruhe gefunden haben. Auch ist beeindruckend zu merken, wie wenige Fresken, Mosaiken und Statuen an Ort und Stelle noch vorhanden sind. Fast alle verschwanden in den Museen oder anderswo.
DIGITAL CAMERAEs war am 24. August 79, als ohne Warnung ein Regen aus glühender Asche, Kraterauswurf und Feinstaub auf die ca. 40.000 Einwohner niederging und innerhalb von wenigen Stunden alles Leben erstickte. Die Leute wurden mitten in ihrer aktuellen Tätigkeit vom Schicksal ereilt. So hat man Menschen gefunden, die mitsamt ihren Utensilien bei ihrer Arbeit erfasst wurden, z.B. in der Bäckerei, wo gerade frisch gebackene Brote gefunden wurden. Oder auch Leute, die sich in den Thermen befanden, beim Essen lagen oder durch das Forum wanderten. Einige flüchteten in ihre Weinkeller, erstickten aber wie die anderen unter der ca. 6 Meter hohen Ascheschicht.
Dieses Unglück liefert der Nachwelt einen Einblick in das Leben der Römer zur damaligen Zeit von unschätzbarem Wert. Bereits im Jahr 62 hatte ein grosses Erdbeben Teile der Stadt zerstört.
Die Reparaturen waren voll im Gange. So ist man auf unvollständig durchgeführte Restaurierungsarbeiten gestossen. Die zufällige Entdeckung von Resten von Pompeji im Jahr 1600 kam dadurch zustande, dass ein Architekt beim Bau eines Umleitungskanals für den Fluss Sarno auf antike Gebäude mit Malereien stiess. Bis Ende des 19. Jahrhunderts waren die Grabungen oberflächlich und wertvolle Gegenstände verschwanden entweder in einem lukrativen Schwarzhandel oder in Museen. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte ein Italiener die Idee, ca. 1.100 Menschengestalten und viele Tiere mit flüssigem Gips auszugiessen.
08_r3509a_r35Eigentlich war Pompeji aber viel älter : die Stadt soll im 8. Jahrh. v.Chr. von Samniten gegründet worden sein. Im 7. Jahrhundert wurde die Gegend von den Etruskern in ihr Reich einverleibt. Erst im 89 v.Chr. nach 9 Jahren Belagerung ergab sich Pompeji dem römischen Diktator Sulla. Im 59 kam es zu einer grossen Schlägerei zwischen den Einwohnern von Pompeji und denjenigen von Nocera, einer Stadt im Süden von Pompeji anlässlich eines Gladiatorenkampfes. Man denke an die Schlägerei in Basel vom 13. Mai 06 von FCB Fans. Der Senat verfügte damals über eine Schliessung des Amphitheaters für eine Dauer von 10 Jahren !!!
img_0054_2_r35img_0063_2_r35Das Amphitheater für 20.000 Zuschauer konnten wir nur von aussen sehen. Die Ruinen des grossen und kleinen Theaters konnten wir geniessen sowie eine Neuinszenierung im wunderbaren Buch mit Diskette über Pompeji., Wir konnten in sehr schönen Gärten spazieren, versuchen uns in die Stimmung der damaligen Zeit zu versetzen und ein wenig zu träumen. Einen lebhaften Eindruck vermitteln auch Patrizierhäuser mit z.T. noch erhaltenen Originalfresken. Dagegen konnten wir das Haus 39, das „Lupanar“ (Freudenhaus), das seit 4 Jahren restauriert wird, nicht besuchen. Brigitte durfte das Haus vor 30 Jahren schon nicht besichtigen (damals mussten Frauen überhaupt draussen bleiben) und heute schon wieder nicht. Sie war ganz enttäuscht. Sie erspähte allerdings noch ein Fresko, das man gut durchs Gitter fotografieren konnte. Die Frauen der damaligen Zeit kamen, um den Riesenpenis zu berühren, damit sie guter Hoffnung würden.
In der und letzten Periode Pompejis baute man die Häuser zweistöckig damit sich die Herrschaften über enge Treppengänge zum Schlafen in ruhigere Gefilde zurückziehen konnten. Hinter den Ruinen versucht man manche Gärten wieder zu Leben zu erwecken. In manchen Patios werden Pflanzenöle und Pflanzenextrakte verkauft. Einige Brunnen funktionieren wieder. Auch beeindrucken die vielen noch erhaltenen Rohrsysteme aus gebranntem Ton und die interessanten Ziegeldächer, die mit Tonscherben in Form von Nonne und Mönch gedeckt sind.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Abend hat Adrian für uns ein Abendessen im Fischrestaurant „del Borgo“ auf der kleinen Insel um das Castell dell’ Uovo, also gerade gegenüber von unserem Hotel reserviert. Wir sind alle vollzählig erschienen. Die Aussicht auf den Vesuv sowie auf Capri ist herrlich klar an diesem Abend. Leider haben wir ausnahmsweise keinen Fotoapparat mitgenommen. Am Tag darauf wird es zu spät sein: wieder sind Vesuv und Capri hinter den Wolken entschwunden. Der lange Tisch für uns 19 Leute passt genau in die Breite des Restaurants. Ein Teil von uns wählt den grossen „Cernia“ Fisch, der aus einer Tiefe von 250m geangelt wird, andere begnügen sich mit sonstigen guten italienischen Speisen. Jedenfalls sind alle zufrieden und geniessen das wohl begossene Abschlussessen.
OLYMPUS DIGITAL CAMERAOLYMPUS DIGITAL CAMERAAm Ende haben wir die Freude und auch die Ehre den letzten vom Wirt gespendeten „Limoncetto“ zu schlürfen. Brigitte und ich machen noch eine kurze Besichtigung der Insel, die hinter den Jachthafen führt.
Es war ein guter letzter Tag unserer Amalfi Reise. Wieder hat Adrian mit einem Hit zugeschlagen, genau so gut wie am letzten Samstag mit dem Fischmittagessen am kleinen Strand von Benonimo.
Daniel

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