05-12 Antimachia

 Dienstag, 12. Mai 2015, Festung Antimachia

„Ein Schiff wird kommen . . . „

Bereits in der Nacht haben kleine Regenschauer für etwas Feuchtigkeit gesorgt, aber richtig gegossen hat es erst, als wir am Hafen von Mandraki/Nisyros einerseits auf den Gepäcktransporter und andererseits auf das Fährboot warteten, das uns zur Insel Kos – wo Hippokrates lehrte – übersetzen sollte. Wir gingen tropfnass an Bord und drängten uns unter Deck zusammen. Die See trug auf tintenblauen Wogen kleine Schaumkrönchen. Der Regen rann aus dem gleichmässig grauen Himmel. Die weisse Gischt der Bugwellen schäumte den Schiffsplanken entlang und Mandraki samt dem Vulkangebirge versanken in der Ferne.

image001_r35Die ms „Constantina“ hielt Kurs auf Kardamena, wiegte sich in der Dünung und legte nach einer Stunde
am Fuss des Dikeos-Gebirges an. Es regnete kaum noch. Wir rollten unser Gepäck durch die leicht überflutete Hauptgasse zum bereitstehenden Bus, der uns um 12.30 h vor dem Hotel Calimera Mare aussteigen liess. Freundlich wurden wir hereingebeten und mit einem Wellcome-Drink (Orangensaft) und Kuchen verwöhnt.

Bereits um 14 Uhr war die Abfahrt mit dem Bus zur Johanniterfestung Antimachia vorgesehen. Unter-dessen lachte schon wieder die Sonne vom Himmel.

Und plötzlich lüüchtet die ganzi Insel
als gäb’s kei Räge, als wär’s nie kalt
als hätt der Liebgott mit eme Pinsel
e vergässene Traum uff s Wasser gmalt . . .

(frei nach Peter Reber)

Der Bus brachte uns bis vor die beeindruckende, mit Zinnen bewehrte Festungsmauer. Ein Mann in der Tracht griechischer Hirten empfängt die Besucher. Seine flachen Schuhe sind mit einem Pompon geschmückt, seine mageren Beine staken in weissen Strümpfen, die unter dem weissen Tütü verschwanden.

Ein rotes besticktes Wams war über das weisse Hemd gezogen und das Stoffbarret war mit der üblichen Quaste geziert. Dazu hantierte er mit einem langen, gebogenen Hirtenstab, mit dem er sowohl den Herdentiere als auch den Touristen imponiert. Letztere sind aufgefordert, für das Portraitieren einen Obolus abzuliefern. Wir schrit ten durch das mächtige Tor und Christina gab uns Anhaltspunkte zu diesem Bauwerk:

image005_r35image003_r35Bereits in byzantinischer Zeit existierte eine Burg an dieser Lage auf dem Plateau 170 m ü.M. Der erste schriftliche Hinweis erwähnt den Großmeister des Johanniterordens, Helion de Villeneuve, als Erbauer zwischen 1337 und 1346. Nach Beschädigungen durch ein Erdbeben 1493 wurde unter Pierre d’Aubusson, Kardinal und Ritter des Johanniterordens, in Erwägungen gezogen an anderer Stelle eine neue Festung zu errichten, dem standen aber wirtschaftliche Gründe entgegen. Oberhalb des Innentores ist sein Wappen mit der Jahreszahl 1494 in der Mauer eingelassen. Fabrizio del Carretto, ein weiterer Grossmeister des Johanniterordens, ließ im frühen 16. Jahrhundert am Haupteingang an der Nordwestseite eine hufeisenförmige Bastion anbauen. Nach der Belagerung von Rhodos (1522) und der Niederlage der Johanniter gelangte die Insel Kos unter osmanische Herrschaft.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gaben die Einwohner die Siedlung in der Festung auf und ließen sich im nahe gelegenen Antimachia nieder. Den Erdbeben am 8. Februar 1926 am 23. April 1933 hielten die Festungsmauern sowie zwei Kirchen im Inneren stand, alle übrigen Gebäude wurden zerstört.

image007_r36image009_r36Auf eigene Faust erkundeten wir die riesige Anlage und genossen die Aussicht in allen Himmels­richtungen Auf den einstigen Trümmern hat sich die Natur ihren Platz zurückerobert. Eine bunte Blumenwiese hat zugedeckt, was früher an stolzem Mauerwerk vorhanden war.

image011_r36image013_r36Für den Rückweg führte uns Christina auf einer Schotterstrasse in die Vulkanlandschaft hinunter. Der Weg war gesäumt mit üppig blühenden Margriten-Büschen, duftendem Ginster, rosa blühendem Oleander, nebst dem für diese Gegend typischen Distel-, Stachel- und Dornenzeug. In der Talsohle war auch landwirtschaftliche Nutzung festzustellen, seien es quickende Ferkel oder gackernde Hennen.

Bei einem Halt am Brunnentrog gingen die Wege und die Meinungen auseinander. Ein paar versprengte Irrläufer wurden später von Christina zurückgeholt.

Als wir die kleine Kirche auf der Anhöhe erreicht hatten wurde feldherrlich entschieden die Route quer durch ein dürres Feld, einen Olivenhain und durch einen tückischen Wassergraben zu nehmen, um zu den Häusern von Kardamena zu gelangen. Hier im Ort fanden sich alsbald genügend Tavernen, so dass für ausreichende Verpflegung nach eigenem Gusto gesorgt war.                                     Vreni Z.

Bilder am Schiff von Brigitte D.

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Festung Antimachia – Kardamena – Hotel Kalimera Mar

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