29. April, Küstenwanderung auf Gavdos
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Der Morgen beginnt sehr früh bei uns in der kleinen Siedlung in Korfos. Gehört das Wasserrauschen zum Traum oder ist es Wirklichkeit? Lange Zeit ist das nicht klar, wohnen wir hier doch am Strand und Regen auf Kreta ist uns auch nicht unbekannt. Endlich gelingt ein schlaftrunkener Blick auf die Uhr: es ist 4.00. Ein genaueres Hinhören macht klar, dass es tatsächlich in unserer Behausung irgendwo rauscht und rauscht. Ein Gang ins Badezimmer beruhigt. Bei uns ist alles in Ordnung. Nicht so bei unseren Nachbarn, Adelheid und Bruni. Wie wir am Morgen hören werden, mussten sie gegen eine Überschwemmung ihres Zimmers kämpfen und ihre Koffer, Rucksäcke und Schuhe in Sicherheit bringen. Offensichtlich war der Duschhahn offen geblieben, nachdem kein Wasser mehr kam. Das Wasser auf Gavdos ist kostbar und fließt nicht jederzeit aus dem Hahnen.Trotz diesen nächtlichen Störungen sind wir nach halb acht bereit, in den Bus zu steigen, der uns in den Hafen zum Morgenessen bringen wird. Ein Plastiksack mit den als Bodenlappen gebrauchten Frottiertüchern wird diskret mitgetragen. |
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Der Rest unserer Gruppe erwartet uns an der großen Tafel draußen zum gemütlichen (ich dachte es wäre so warm auf Kreta) Morgenessen! Wir sind alle in Faserpelzjacken gepackt. Der warme Kaffee und Tee wärmt uns auf und gestärkt mit Eiern und Brot steigen wir dann um 9.00 in den Bus, der uns auf einer der wenigen Strassen auf Gavdos oberhalb der Sarakiniko Bucht an unseren Bestimmungsort, Agio Ioannis bringt. Von hier aus wandern wir hinunter an die Küste, der wir nun auf einem eher imaginären Weg folgen. Die Küstenlandschaft ist sehr abwechslungsreich. Einmal gehen wir über einen Steinstrand, dann suchen wir uns zwischen bizarr erodierten gelblichen Felsen einen Pfad, dann wieder meinen wir uns in der Wüste zu befinden. Die Dünenlandschaft ist durchsetzt mit Wacholderbäumen und kugeligen Kopfthymianbüschen und wird Phrygana genannt.Phrygana (griechisch Φρύγανα) ist die Bezeichnung für die von niedrigen, bis zu einen Meter hohen, immergrünen Busch- und Strauchwerk bewachsene Vegetationsform, welches große Teile der Landschaften des östlichen Mittelmeerraums bedeckt (Griechenland, Türkei, Zypern). Im westlichen Mittelmeerraum hat sich dagegen für die dort wachsenden Pflanzengemeinschaften in gleicher ökologischer Rolle der Begriff Garigue durchgesetzt (Spanien, Italien und Frankreich). |
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Heute ist ein wunderschöner Tag, der Himmel ist blau, die Sonne scheint und wir befinden uns in einer richtigen „ Ferienlandschaft, weit weg von zuhause in einer sehr wilden und unbewohnten Gegend. Hier gibt es nur Meer, Strand, Steine, Felsen, Sand und Vegetation. So denke ich, aber da erblicke ich unter einem Wacholderbaum ein blaues Zeltdach und dann später ein oranges. Da wohnen also vorübergehend Leute, die Natur pur haben wollen. Ich kann das gut begreifen, denn es ist hier wirklich paradiesisch (wenigstens solange das Wetter gut ist).Unsere Gruppe löst sich immer wieder auf in kleine Gruppen. Es gibt viel zu sehen und zu photographieren und dann kommt auch ein kleiner Aufstieg mit einer Schlüsselstelle, die mit Vorsicht überwinden werden muss. Hier fällt die Küste steil ins Meer ab und der Strand ist fast unzugänglich. Die gewonnene Höhe bietet aber einen Blick zurück auf die gegangene Strecke und nach vorne auf auf einen wieder flachen sandigen Küstenabschnitt. |
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Hier finden wir einen richtigen Ziehbrunnen, der die einzige Wasserquelle in dieser Gegend sein soll. Gleich wird mal von einigen Durstigen (sie haben natürlich eine volle Wasserflasche in Rucksack!) Wasser hinaufgezogen und gekostet. Hier halten wir auch unsere erste Rast. Es ist nun 10.30 und Zeit für einen Znüni und für ein Bad. Aber nur wenige wagen sich ins kalte Wasser. Mir ist es zu kalt, nach einem Imbiss exploriere ich die Gegend, indem ich den Hang hinaufsteige, um mehr Übersicht zu gewinnen. Weit dehnt sich der mit grünen Kugelbüschen durchsetzte Sandstrand aus und gegen das Inselinnere erblicke ich die grünen Hügel oder Berge von Gavdos. Hier scheint es nur Natur zu geben. |
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Es wäre wieder an der Zeit, weiter zu wandern aber unser Chef, der Adrian hat offensichtlich ein gutes einsames Plätzchen zum Baden und Sonnenbaden gefunden, von welchem er sich nur ungern trennt.So steht unser Trupp marschbereit und sieht zu wie er sich gemächlich die Schuhe bindet und seine Sachen zusammenpackt. Dann geht es weiter durch ein Dickicht von Bäumen und schon wieder befinden wir uns am Meer, wo sehr interessante Felsformationen zum Photographieren locken. Unser Pfad führt uns an einer ehemaligen Behausung eines sog. Aussteigers oder Strandbewohners vorbei und wir staunen was dieser alles gebaut und dann zurückgelassen hat. |
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Weiter geht es in eine neue Bucht hinein, von welcher wir die nördlichsten Berge von Gavdos sehen können. Wir begegnen windgebeugten Kiefern auf einem Felsplateau und dann sehen wir eine felsige Strandpartie. Wir bewegen uns wieder auf Sand, was immer etwas mühsam ist. Bald wechselt das Terrain wieder und wir steigen auf einem Karrenfeld etwas in die Höhe. Von hier aus bietet sich wieder eine Sicht auf neue Strandbuchten, die sehr einladend wirken aber schwierig zu erreichen wären. Ich denke an einen Badestrand, wo wir den Mittagshalt machen könnten, denn ich habe Hunger. Aber wir scheinen uns nun vom Meer zu entfernen. Es kommt zu einem Halt, da Adrian den geplanten Weg ins Inselinnere suchen muss. Am steilen Berghang ist kaum ein Pfad auszumachen. Peter Schepperle geht voraus, um den Weg zu suchen. Wir stehen herum, trinken und essen etwas und harren der Dinge. Peter kommt wieder zurück und berichtet, dass der Weg, der am steilen Berghang verlaufen muss, nicht gut sei. Adrian zögert und schlägt dann vor, wieder zurückzulaufen und eine spätere Mittagspause am Strand zu machen, an welchem wir bereits am morgen Halt gemacht haben. Dieser Vorschlag scheint allen willkommen zu sein (dank dem Handy können wir unsere Route ändern und den Bus an einen anderen Ort bestellen). |
So geht es strammen Schrittes wieder mehr oder weniger denselben Pfad zurück zu besagtem Strand, wo sich die Grüppchen schnell unter den schattenspendenden Bäumchen verteilen. Es ist nun nach 13.00 und Essen und Baden ist angesagt. Jeder tut wozu er Lust hat und genießt ausgiebig die lange Mittagspause (wir sind schließlich in den Ferien). Dieses Mal lockt mich das Meer und ich tauche auch kurz ein ins recht kühle Nass. Umso länger dauert dann das Sonnenbad. Unterwegs auf der Wanderung habe ich Strandgut gesammelt und lichte dieses nun ab.Nach 15.00 wird der Sand von den trockenen Füssen gestreift und die Wanderschuhe angezogen und bald steht unser Trupp wieder bereit zu neuen Taten oder einem Abenteuer, wie sich später herausstellen wird. Von unserem Badestrand aus sieht man auf dem Berge ein Kirchlein stehen und da kommt der Gedanke, dass wir dort hinaufklettern könnten. Adrian ist geneigt, die Kirche von Agia Ioannis aufzusuchen und schon preschen die Leute voran ins Dickicht. Der Sand mutet wie Schnee an und mindert die Geschwindigkeit des Aufstieges. Es gibt verschiedenem Weg nach Agia Ioannis und wir finden uns oben alle wieder beim weißen Kirchlein, das ein gutes Photoobjekt ist. Von dieser Anhöhe haben wir eine gute Aussicht auf die Küste und wir sehen die Strecke, die wir heute gewandert sind. |
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Weiter geht es nun auf einem Pfad, der von irgendwoher zur Kirche führt. Später verlassen wir diesen Pfad, denn wir müssen wieder hinunter zu unserem morgigen Ausgangspunkt finden. Hier beginnt nun, was ich oben als Abenteuer bezeichnet habe. Während einer halben Stunde habe ich kein einziges Photo gemacht! Wir waren alle beschäftigt, uns teilweise durchs Dickicht zu kämpfen und den Vordermann oder die Vorderfrau nicht aus den Augen zu verlieren. Unser Fernziel ist offensichtlich nicht so leicht zu erreichen. Die Landschaft ist mehr gegliedert als man das erwartet und nicht alle Abhänge sind geeignet zum Hinuntersteigen. Alle befinden sich dann in einem Abhang, der in eine kleine Schlucht hinunterführt. Mechthild und ich gehen auf ihr Anraten etwas zurück ins Tal und können dann ganz einfach in ein paar Schritten auf die andere Talseite wechseln und in die Höhe steigen. Wir sehen dann von oben, wie die anderen sich durch die Schlucht kämpfen. Weiter unten blockiert ein großer Fels wie Schlucht und unsere Gruppe muss zu uns in die Höhe hinaufsteigen. Nun finden wir gemeinsam den letzen Abhang, der uns an den Strand hinunter bringt. Von hier aus müssen wir zur Strasse hinaufgehen, wo aber kein Bus wartet! Adrian hat den Bus zur Sarakiniko Bucht bestellt. |
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So bleibt uns nichts anderes übrig als eine Weile auf der geteerten Strasse zu marschieren. Später finden wir dann den Wanderweg zum Strand und nach einer halben Stunde sitzen wir dann in der einzigen Strandkneipe weit und breit. Wir haben ein Bier oder sonst was Kaltes verdient. Erinnerungen an andere Wanderungen in den letzten Jahren werden in mir wach. Schon oft saß die Gruppe nach einer Wanderung gemütlich zusammen, Späße wurden gemacht und es wurde viel gelacht. |
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Irgendwann taucht unser Bus auf, der uns zuerst zum Hafen und dann den Rest der Gruppe nach Korfos bringt. Adelheid und Bruni tragen einen Plastiksack mit neuer Frottierwäsche mit sich! Die ist ein guter Service. Die Zeit bis zur Rückfahrt in den Hafen ist knapp bemessen zum Duschen (bitte Hahn gut schließen¨) und den Packvorbereitungen, denn morgen werden wir wieder mit dem Schiff zurück nach Paleochora fahren.Zu unserem zweiten Abendessen im Hafen von Karaves sitzen wir alle draußen an der langen Tafel (wir haben unseren Faserpelz dabei) und genießen das griechische Essen, den Rezina und dann natürlich den Raki. Dieser bringt manche von uns (auch mich) recht in Fahrt und wir lachen sehr viel an diesem Abend. Noch steht uns die Busfahrt nach Korfos bevor, welche auch sehr lustig wird. Dann fallen wir müde ins Bett. Die Ferien haben sehr gut angefangen, hoffentlich geht es in diesem Stil weiter.Marianne |
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