04-30 Ambelos

Mittwoch, 30.April, Gavdos, Kastri-Ambelos, überfahrt nach Paleochora

Die etwas strenge Musik der Dieselgeneratoren, die uns abends im Akrogiali in Korfos in den Schlaf begleitet hatte, holte uns morgens auch zeitig wieder raus. (Die nicht funktionierende Solaranlage der Insel lässt grüssen!) Obwohl ich auch in dieser Nacht Wasserrauschen zu hören glaubte, waren Füsse und Schuhe in dem Nebenzimmer heute Morgen trocken. Diesmal waren es wirklich die neu gepflanzten Bäumchen, die das Wasser bekamen. Schon ein Luxus für die Insel Gavdos, wenn man weiss, dass Wasser hier so kostbar und nicht im Überfluss vorhanden ist! Nachdem die Fischerboote im Morgengrauen aus der Bucht abgezogen waren, erlebten wir einen stimmungsvollen Sonnenaufgang, und in der Ferne zeigten sich die Kretischen Berge.
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Der Bus brachte uns für 08.15 Uhr zum Frühstück zur Taverne am Hafen, dann zurück nach Korfos zum Kofferpacken. Wer wollte, konnte anschliessend den freien Vormittag nützen, um mit dem Bus den Teil der Insel zu erkunden, den wir noch nicht gesehen hatten. Wir fuhren um 10Uhr von Korfos hinauf auf die Hauptstrasse, vorbei einerseits an halb verfallenen Steinhäusern mit Olivenholz als Dachkonstruktion und andererseits an der Theofilos Permanent Facility, einer Aussenstation des Instituts für Geoinformation der Technischen Universität von Kreta in Chania. Hier geht es um modernste internationale High Tech mit Radarmessungen (Landvermessung und Höhenmessung)  von Sateliten aus.
Bis Kastri, Hauptort der Insel, ist die Strasse asphaltiert. Auch in Kastri fällt mir der Gegensatz von vielen alten und eher verfallenen Häusern und einigen modernen Bauten, wie etwa die „Princess-Appartements“ auf. In einigen Reiseführern wird behauptet, es fehle dem Ort seit einigen Jahren ein Lehrer. Aber das Schulhaus ist renoviert. Bringt der allmählich wachsende Tourismus neue Lebens-grundlagen auch für junge Leute und Familien auf die Insel? Vor dem starken Rückgang der Bevölkerung wurde hier Landwirtschaft betrieben, Schafe gezüchtet, Ziegen gehalten, Oliven und Reben kultiviert und Getreide angebaut. An diese Tätigkeit erinnern die zahlreichen Terrassenmauern und nur noch einzelne kleinere Gerstenfelder, Olivenbäume und ein paar RebenWir entdeckten einen grossen Brunnentrog und wenig oberhalb eine betonierte flache und wenig geneigte Schüssel, in der offensichtlich das (spärliche) Regenwasser gesammelt wird und in ein Reservoire abfliesst, aus dem der Brunnen gespeist wird.  image005_r4
Nahe dem höchsten Punkt der Insel (382 m) bei Vardia, wo wir durch grössere Kiefernwälder fuhren, umschloss ein Gitterzaun ein Waldstück, in dem drei Mobiltelefongesellschaften ihre Antennen errichtet haben.Der Bus bringt uns bis Ambelos, einen Ort, der fast nur aus verfallenen Steinhäusern besteht, mitten drin aber ein weiss getünchtes Kirchlein. Vor dem offenbar einzigen bewohnbaren Haus macht sich eine Frau zu schaffen.
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Wir laufen den Fussweg weiter nach Norden, bis der Abfall zum Meer die Sicht auf die Potamos-Bucht frei gibt, auf deren Besuch wir ja leider verzichten mussten. Trotz des um diese Zeit eher trüben Wetters wanderte so manch sehnsüchtiger Blick zur Bucht hinunter. Auf der Rückfahrt machten wir Halt beim Leuchtturm. Alles sah hier sehr gepflegt aus, nur verschlossen, ? ungenutzt (bis auf eine lokale Radiostation, die angeblich von hier aus sendet.  www.gavdosfm.gr
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Zurück am Hafen in Karaves gab es ein wunderbares Mittagessen auf der Terrasse, mit frittierten Calamari. Dann das gespannte Warten auf unser Schiff. Der Platz vor der Taverne füllte sich mit den kleinen Lieferwägen. Beim Löschen der Schiffsladung halfen einige unserer starken Männer fleissig mit, und so konnten wir bald die Überfahrt beginnen. In der Sonne war es heiss, im Schatten windig und kalt, aber überall holte sich das eigentlich sanfte Schaukeln des Schiffes seine Opfer. Da ich auch unter diesen war, weiss ich nicht viel von dieser Fahrt. Eines hab ich aber dazu gelernt: wie einem zu Mute ist, wenn man seekrank wird.Zurück in Paleochora hatte ich nur den einen Wunsch: Ruhe. Die Lebensgeister kehrten – wie unsere Stadtbummler – bald zurück und einige genossen einen kurzen Strandspaziergang oder einfach die Ruhe im Licht der sinkenden Sonne, bevor uns der Hotelier mit seinem Auto wieder nach Paleochora brachte. Nachdem wir Christine davon abhalten konnten, eine Ferienwohnung neben dem Polizeiposten zu erstehen, gings zum Abendessen in der Altstadt. An der langen Tafel wurde viel zu viel zum Essen bestellt, obwohl trotz der Probleme auf der Schifffahrt alle wieder gesunden Appetit zeigten. Mit einem Spaziergang zur beleuchteten Kirche und durch die belebten Gassen endete ein erlebnisreicher schöner Tag.                           Mechthild

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