05-24 Ucka Berge

Dienstag, 24.Mai 2016, Wanderung über den Vojak im Učka Naturpark

Die Fahrt mit dem Bus vom Hotel in Motovun bis zum Beginn unserer Wanderung im Učka Naturpark beträgt knapp 50 km. Schon von weitem können wir unser Gipfelziel, den Vojak, sehen, bzw. nicht sehen, denn er steckt in dicken Wolken. Aber weiter unten ist die Region um den Gipfel frei von Gewölk. Ob sich die Wanderung hinauf wohl lohnt?

Die Anfahrt dauert knapp 2 Stunden, wobei wir aber unterwegs in einem Shopping Center in Buzet Halt machen, um unsere Vorräte zu ergänzen. Am Ziel der Busfahrt und Beginn unserer Wanderung steht das Restaurant Učka, das aber geschlossen zu sein scheint. Beim Souvenirladen bekommen wir die letzte Information zur beabsichtigten Wanderung. Adrian beschliesst, die Richtung der von unserer Wanderleiterin vorgeschlagenen Route umzukehren: die steile Route hinauf, die andere hinunter. Das sollte sich als kluger Entscheid herausstellen. Start und Ziel der Route heisst auf der Karte und den zahlreichen Wegweisern unterwegs Poklon, der Gipfel Vojak. Da die Wetterlage unsicher ist, kleidet sich jeder nach seinem Geschmack gegen Regen ein.

Zunächst geht es während einer knappen Stunde in leichtem auf und ab praktisch ohne Höhengewinn duch einen feuchten Wald, wobei wir einige glitschige Stellen passieren müssen. In den letzten Tagen hat es oft geregnet. Während eines kurzen Trinkhalts erklärt uns Adrian, dass es nun steil hinauf geht. Diese Strecke von 200 m Höhendifferenz auf einem schmalen Fussweg im Wald macht man bei diesem feuchten Boden lieber im Aufstieg als umgekehrt. Wir bringen sie in ca. 45 min hinter uns und befinden uns nun auf einem Pass (1200 m), der aber vor lauter Bäumen keine Aussicht erlaubt. Während des Aufstiegs haben uns zwei Kuckucke mit einem Duett erfreut.

Wir gehen bald weiter durch den Wald und sehen zu unserer Rechten etwas erhöht erste Anzeichen der Zivilisation, Sendemasten und eine weisse runde Kuppel mit unbekannter Funktion, vielleicht Radar. Nach leichtem Anstieg erreichen wir nach 20 min einen weiteren Pass, von dem aus die Sicht in die Ferne geht. Aber der Gipfel ist noch weiter oben. Den Aufstieg im nun baumfreien Gelände können wir gut verfolgen. Der Gipfel ist zwar noch nicht sichtbar, aber er scheint frei von Wolken zu sein. In einer knappen halben Stunde schaffen wir die letzten 150 Höhenmeter gerade rechtzeitig, um festzustellen, dass die Wolken die Antennenanlage zu verhüllen beginnen. Aber die Aussicht Richtung Küste ist noch genügend gut, um Opatija sehen zu können, von wo aus uns die Wanderleiterin gestern das heutige Wanderziel gezeigt hat.

Der Ausblick vom steinernen Turm (Vidikovac, Höhe ca. 5 m) ist nicht besser als von seinem Fuss aus, denn er wird von Nebelschwaden umweht. Für den Aufstieg haben wir 2 1/2 h gebraucht. Nach einem ausführlichen Picknick geht es abwärts, zuerst auf einerm Fahrsträsschen, das wir aber bald auf einem Fussweg verlassen. Es folgt ein schmaler, anfänglich steiler Pfad im Wald, der noch regennass ist. Dreimal überqueren wir das Strässchen, bis wir nach 1 1/2 Stunden unser Ziel Poklon erreichen, wo uns unser Bus wieder aufnimmt.

Das nächste Ziel hat zwei Schwerpunkte. Einerseits ist es eine Stadt: Hum. Sie wird als „Kleinste Stadt der Welt“ beworben. Sie soll nur ca. 30 Personen beherbergen. Einige davon haben wir im Gastgewerbe und Tourismusbereich (Shop) gesehen. Aus der Grösse der um 1802 neu gebauten Kirche zu schliessen, muss es vor nicht allzu langer Zeit wesentlich mehr Einwohner gegeben haben. In der Humska konoba, dem einzigen Gasthaus des Städtchens, geniessen wir eine Spezialität des Hauses, den Biska, ein Tresterbrand, hergestellt aus Misteln und vier Kräutern. Das Rezept wird von den Kelten seit 2000 Jahren überliefert. Da René Frei heute Geburtstag hat, spendiert er eine Runde.

Der zweite Schwerpunkt ist die sog. „Glagolitische Allee“. Dies sind steinerne Denkmäler für die Glagoliza entlang einer Strasse ganz in der Nähe von Hum. Die Glagoliza ist das erste Alphabet der Slawischen Schrift, das um 836 vom Mönch Kyrill von Saloniki entwickelt wurde, um die mit dem griechischen Alphabet nicht darstellbaren Laute der slawischen Sprachen schreiben zu können.

Die Schrift hatte eine sehr wechselvolle Geschichte und ist heute für praktische Zwecke verschwunden. Sie wurde später entweder durch das lateinische oder kyrillische Alphabet ersetzt.

Bevor wir wieder ins Hotel gehen, gibts noch eine Spezialität der Region. Wir besuchen eine Trüffelprobe. Es gibt hier sehr viele Wälder, die voll von Trüffeln sind. Diese werden von speziell trainierten Hunden gesucht. Die Firma hat zwei solche Hunde, die uns in sicheren Käfigen mit grösster Begeisterung begrüssen. Es werden uns grosse Schalen voller riesiger Trüffel präsentiert. Dann können wir diverse Präparate mit Trüffeln à discretion probieren und sie natürlich auch kaufen. Gut genährt können dann manche von uns heute auf das Nachtessen verzichten.

Es hat den ganzen Tag über nie geregnet.

Hanspeter

 

 

 

 

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