04-30 Ravello

30.April, Maiori-Minori-Ravello-Atrani-Amalfi

Die Touristik-Manager der Amalfi-Region haben offensichtlich ein Spezialabkommen mit Petrus. Die nasse Wetterprognose für Süditalien, die Jean-Francois mitgebracht hatte, sollte sich für uns – gottseidank – nicht erfüllen, sie hatte aber doch den grossen Vorteil, dass Adrian die ursprünglich für den ersten Tag vorgesehene Gewaltstour (“Erchie/Cetara – Santuario dell’Avvocata 873m. – Maiori, 5.5 Std.”) nicht durchführte, sondern die kürzere Variante (“Maiori – (Ravello –) Amalfi, 450m. 3.75 Std.”) wählte. Und das war gut so. Aber, lieber der Reihe nach.
image001Frühstück im “Hotel Amalfi” war auf 8:00 angesagt, im 5. Stock, der Lift liess auf sich warten, aber das Warten lohnte sich, denn das Frühstücksbuffet liess keine Wünsche offen: Tee, Kaffee, Juices, Cornflakes, Schinken, Käse, Yoghurt, Dolce … und anschliessend noch die Aussicht von der Terrasse: auf den Dom, das Meer und – gegen Norden – auf die steil ragenden Berge, unser morgiges Wanderziel. Die Berggipfel sind allerdings in einen dichten Wolkenkranz gehüllt. Also hat die Wetterprognose nicht ganz Unrecht.
Der Rückweg ins Zimmer gestaltet sich interessant. Ich verzichte auf den Lift – es geht ja nur abwärts – und steige die Treppe hinab. Nächster Stock links- Sackgasse. Zurück- hinaus auf die Aussentreppe – zwei Stockwerke abwärts – hinein – nach rechts – Sackgasse. Zurück, Treppe hinab- Hurrah ich bin angelangt.
image004Abmarsch vom Hotel um 9 Uhr – der Bus fährt erst um 10 Uhr. Das Busticket muss man in einem “Tabacchi” kaufen und im Bus entwerten (es kostet nur 1 Euro und ist eine Stunde lang gültig – mein Gott, in einer Stunde könnten wir in Salerno sein! “Denkste!”, sagt der Berliner).
Die Sonne scheint, wir schlendern zum Hafen, bewundern im Vorbeigehen den Brunnen am Domplatz mit seinen wasserspendenden Frauenbüsten und steigen in den Bus, der pünktlich abfährt. Er fährt zügig 500 m, dann steckt er im ersten Stau und gleich darauf im zweiten und im dritten usw. So erreichen wir glücklich nach einer halben Stunde das 5 km entfernte Maiori.
Wir starten unsere Wanderung an der Strandpromenade, ziehen die Hauptstrasse (“Via Corso Reginna”) hinauf und beginnen den Treppenweg hinaufzusteigen … und steigen … und steigen…. Ich habe die Stufen nicht gezählt. Aber wenn man eine mittlere Stufenhöhe von 20 cm annimmt, feststellt, dass Maiori ca. 10m über Meeresniveau liegt und der höchste Punkt heute bei 380 m (Ravello, Piazza del Duomo) liegt, dann sind wir am Ende des Tages 1850 Stufen hinauf- (und nachher natürlich wieder hinunter-) -gestiegen. Mindestens! Denn dazwischen sind wir noch ein paar Mal hinauf und hinunter. z.B. nach Minori – also nochmal 500 Stufen dazu!

image005Die Wandertreppe ist wirklich bemerkenswert. Bei jeder Verschnaufpause Aussicht auf das blaue Meer, auf die Dörfer die sich an den Steilhängen emporhangeln und die Berge deren Gipfel in Wolkenkragen
eingehüllt sind. Rechts und links geht’s steil hinauf und hinunter, auf beiden Seiten Unmengen von Zitronenbäumen, die gleichzeitig Früchte und Blüten tragen, die ganzen Felder abgedeckt mit schwarzen Netzen. Ob diese Netze Insekten oder Hagel fernhalten sollen oder zur Reifung der Früchte beitragen– man hörte verschiedene Meinungen.
Nach ca. 170 Hm Treppenhinaufsteigen geht’s Treppen hinunter nach Minori. Es ist mittlerweile halb Zwölf geworden – Zeit für einen kurzen Kaffeehalt in dem heimeligen Dörfchen.
Und wieder geht’s hinauf, durch Obst und Gemüsegärten, die den ganzen Berg hinauf als Terrassen angelegt sind, bis Torello, wo die meisten auf dem kleinen Plätzli neben der Kirche ein kurzes Mittags-
Picknick abhalten und einige eine halbe Stunde weiter laufen nach Ravello, dort versprechen einige Restaurants mehr kulinarische Anreize.
image007Auch wir steigen bald nach Ravello hinauf, es ist ein hübsches Städtchen. Früher war es scheinbar mit Amalfi zusammen die grösste Stadt der Region. Davon zeugen auch der imposante Dom und viele grossartige Patrizierhäuser. Wir spazieren herum, geniessen Glace mit Aussicht auf die vorbeiziehenden Touristenscharen und von einer kleinen Aussichtsterrasse – wo ein junger Kater am trainieren ist – auf die Landschaft rundum. Wir schlendern die schmalen Gässlein hinunter, bewundern die Hausnummern, die als Keramikplättli ausgeführt sind, werfen Blicke in die Parks und die Auslagen der Keramik-Souvenirshops, kurz – wir geniessen die Ferien.

Um 15:00 Uhr ist Abmarsch für diejenigen, die noch in Ravello verblieben sind, einige Grüpplein sind schon früher Richtung Amalfi gezogen. Daniel versucht noch in einem bewundernswerten Spurt den Bus zu erwischen, doch dieser startet mit grossem Vorsprung und verschwindet.
image009Der Abstieg ist interessant. Am Ende von Ravello laufen wir auf einem schmalen Weg, der sich eng an den Berg schmiegt, unter dem “Santuario S.Cosma” vorbei und an Häusern, die aussehen, als wären sie an die senkrechte Felswand geklebt. Sie sind zum Teil in Höhlen gebaut. Und dann folgen ?? Was wohl?? Richtig! Stufen und Stufen und…. Bislang war im Club immer von den Steintreppen nach Morcote, die wir 1994 hinunterstiegen, als Rekord-Treppen-Abstieg die Rede. Damit ist jetzt Schluss!
Kurz bevor wir Atrani erreichen, warnt ein Schild vor “Crollo parapetto”. Kurzes Blätter im Dicc -> “Einsturz”+”Brüstung”. Huh! Aber das zerrissene Absperrband lässt vermuten, dass man trotzdem durchkommt. Und richtig, an einer Stelle ist wirklich eine Baustelle, wo die Seitenwand durch einen Felssturz lochab geschickt wurde, aber wir winden und klettern uns durch die Baugerüste und gelangen problemlos nach Atrani.

image011Und weil Adrian in unserem Grüpplein ist, landen wir blitzartig am Strand. Und dort? Richtig! Innert Minuten plätschern er und Vreni im Mittelmeer. Susanne und Marlene tauchen auch auf und, nachdem Adrian und Vreni wieder trocken sind, verschiebt man sich 200 m nach Norden, wo an einem kleinen Platz ein Ristorante “Uusestuelete” gemacht hat. Dort sitzen schon einige von uns und wir feiern Wiedersehen. Und der Bert bestellt ein..? Richtig! “Nastro Azzurro”!
Und dann kommt die letzte Etappe. Ein paar Treppen hinauf – Kinderspiel – ein paar Treppen hinunter – kaum erwähnenswert – wir sind zurück in Amalfi! Duschen im Hotel und auf ins “Ristorante Il Teatro”. Dort hat Adrian für uns alle ein gemeinsames Nachtessen organisiert, es war wirklich sehr fein und gemütlich. Der ganze Tag war eine wunderschöne Einleitung zu Adrians Amalfi-Wanderwoche, an der jeder Tag Neues und Interessantes bot. Herzlichen Dank Adrian!
Bert

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