05-26 Ben Hope

Dienstag, 26.Mai, Ben Hope

Nach einem eher gemütlichen Transfer von Kinlochbervie nach Tongue am Vortag war wieder eine anspruchsvolle Wanderung vorgesehen. Auf dem Programm sind der Ben Hope (3041ft/927m) und alternativ der Ben Loyal (2506ft/764m) als Ausflugsziele angegeben. Bereits beim Blick aus dem Fenster unseres Hotels „Ben Loyal“ konnten wir das atemberaubende Panorama mit den beiden Bergen im Hintergrund bewundern.
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Die Entscheidung fiel auf den Ben Hope, der mit über 3000ft Höhe der nördlichste Munro ist. Auf der Liste von Sir Hugh Munro (1856 – 1919), sind 283+1 Berge in Schottland verzeichnet, die alle eine Höhe von über 3000ft (914,4m) aufweisen, wobei der Ben Hope den Rang 257 einnimmt. Der Name „Hope“ ist von altnordischer Herkunft und bedeutet „Bay“ (Ben Hope => Mountain of the Bay).Nach dem, wie üblich, reichhaltigen englischen Frühstück startete unser Reisebus kurz nach 9 Uhr, um unsere Reisegruppe nach Alltnacaillich, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, zu bringen.  Kurz vor dem unteren Ende von Loch Hope bog der Bus in eine schmale einspurige Nebenstraße ab, die uns entlang dem langgesteckten See nach Süden führte. An der Abzweigung fiel vor allem der in voller Blüte stehende Rhododendron auf. Die Abhänge entlang der Straße sind zum Teil mit Birkenwald bewachsen, der durchsetzt ist von einzelnen Ebereschen, die zu dieser Jahreszeit mit weißen Blütendolden übersät waren. Vereinzelte Stechginsterbüsche sorgten für gelbe Farbtupfer in der Landschaft.
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Oberhalb von Lochside gab es dann den ersten Halt für Fotoaufnahmen. Die beeindruckende Landschaft rund um Loch Hope mit den Bergen im Hintergrund war ein dankbares Motiv. Auch die Schafe mit ihren Lämmern auf den eingezäunten Weidenflächen sowie die beiden Schottischen Hochlandrinder (eine Kuh mit ihrem Kalb) am Rande der Straße wurden gerne fotografiert. Anschließend ging die Fahrt weiter bis zum oberen Ende des Sees und dann dem Strathmore River entlang. Hier konnte man immer wieder abgegrenzte bewaldete Flächen sehen, die vor allem mit Nadelbäumen, darunter Kiefern, Fichten und Lärchen, aufgeforstet worden sind.

Das nächste Ziel war Dun Dornaigil Broch, ein turmartiges Bauwerk aus der Eisenzeit, das vermutlich als Zufluchtsort gegen Räuber und Plünderer gedient hat. Die Beschreibung auf der Informationstafel ist überwiegend in der Konjunktivform gehalten, da es kaum gesicherte Erkenntnisse gibt und die Angaben zum Teil spekulativ sind:

 image008 Dun Dornaigil – Iron Age BrochWhen built about 2000 years ago, Dun Dornaigil (or Dornadilla, as it is also called) would have stood about twice as tall. Its high drystone walls formed a complete circle, pierced only by a single narrow entrance. The walls were hollow, and within their thickness a stone stair gave access to several narrow galleries, probably used for storage. The inner courtyard would have held a thatched wooden dwelling which housed the small farming community who had built the broch as a shelter against marauding raiders. Just who these raiders were is not known: perhaps feuding neighbours from along the glen, or pirates seeking slaves to sell elsewhere. (Historic Scotland)
Hier begegneten uns auch wieder die Fahrer auf den Motorrädern mit deutschen Kennzeichen, die uns schon einmal überholt hatten und die wohl ebenfalls einen Abstecher zu diesen bis zu 6,7 Meter hohen historischen Überresten machen wollten.Die Wanderung begann dann kurz nach 10 Uhr in der Nähe von Alltnacaillich, einem Gehöft oberhalb des Strathmore River. Adrian hatte für den Aufstieg eine Route ca. 2 km südlich der Normalroute gewählt, da es hier einen befestigten Pfad gibt und wir nicht, wie so oft, durch Morast stapfen mussten. Der Sonnentau, eine fleischfressende Pflanze, die auf sauren und nährstoffarmen Böden gedeiht, erinnerte uns daran, dass wir in einer Landschaft unterwegs waren, die in großen Teilen von Heidemoor geprägt ist.
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Schon von weitem konnte man einen Wasserfall sehen, der von Leitir Mhuiseil, einer Felsterrasse oberhalb von Strath More, herabstürzte. Nach einem etwa halbstündigen Aufstieg überquerten wir oberhalb des Wasserfalls einen Bach. Hier endete auch der Pfad. Nach einer kurzen Trinkpause setzten wir die Wanderung fort querfeldein über die mit Heidemoor bedeckte Senke von Clais Mhor bis zu einem Felsabbruch unterhalb von Creag Riabhach (580m), wo wir eine weitere Trinkpause einlegten. Aus westlicher Richtung näherten sich dunkle Wolken und wir nutzten die Zeit um unsere wasserdichten Jacken und Umhänge anzuziehen. Der Aufstieg ging nun weiter über den Bergrücken von Creag Riabhach bis wir zu einem großen Felsblock  gelangten. Es war gerade 12 Uhr und der Ort schien für die Mittagspause gut geeignet zu sein.  Ein Teil der Gruppe suchte sich einen Platz in einem vor dem Felsblock gelegenen Graben.
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Leider bot diese Vertiefung nur wenig Schutz vor dem eisigen Wind. Über felsiges, nur stellenweise mit Gras bewachsenes Gelände setzten wir dann unseren Aufstieg fort. Erst später erfuhr ich, dass Jiří und Hans bereits nach der Mittagspause ins Tal abgestiegen waren. In einem großen, weit nach Osten ausholenden Bogen stiegen die restlichen Munro-Bagger unseres Sportclubs zum zerklüfteten Südostkamm des Ben Hope auf und erreichten auf einer Route entlang der Kammlinie gegen 13.30 Uhr den Gipfel. 
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Auf dem Gipfel befindet sich ein Betonpfeiler als Markierung eines Trigonometrischen Punktes und eine aus Felsbrocken errichtete Schutzmauer. Dies war der richtige Platz, um sich nach einem anstrengenden Aufstieg niederzulassen und auszuruhen. Auch das Wetter hatte sich unterdessen etwas verbessert.Vom Gipfelplateau aus hatten wir eine herrliche Aussicht auf die Meeresbucht von „Kyle of Tongue“ im Nordosten und auf den „Ben Loyal“ im Osten. Im Norden konnte man „Loch Hope“ und dahinter den Meeresarm von „Loch Eriboll“ gut erkennen. In südlicher Richtung waren der „Ben Kilbreck“ sowie weitere Berge von Sutherland zu sehen.
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Von Westen her näherte sich jedoch bereits die nächste Regenfront, was uns veranlasste,  unverzüglich mit dem Abstieg auf der Normalroute zu beginnen. Ein ausgetretener, teils erodierter Pfad führte uns über den steinigen, zum Teil grasigen Südhang ins Tal hinunter. Auf halber Höhe kamen wir zu einem Bach, der über den nun wieder moorbedeckten Berghang zu Tal floss. Ab hier war der Boden derart morastig, dass wir uns einen eigenen Weg auf der einen oder anderen Seite des Pfades suchen mussten. Im unteren Teil bildete der Bach Kaskaden, die von blühendem Stechginster und anderen Sträuchern umsäumt waren. Dies war nochmals eine gute Gelegenheit einige schöne Ansichten dieser wildromantischen Landschaft mit der Kamera festzuhalten.Zum Schluss wurden wir doch noch einmal von einem Regenschauer überrascht und wir suchten Schutz in einem Schuppen in der Nähe des Parkplatzes. Gegen 16 Uhr brachte uns unser Reisebus wieder zurück zu unserem Hotel nach Tongue.

Es war der letzte Abend vor unserer Überfahrt nach Orkney und wir wussten, dass wir uns am nächsten Tag von Kenny, unserem Busfahrer, verabschieden mussten. Aus diesem Anlass war Kenny eingeladen, gemeinsam mit uns am Abendessen teilzunehmen. Hans hat noch eine Lobrede in Gedichtform vorgetragen und eine Karte mit Glückwünschen sowie einen Geldbetrag, den er zuvor eingesammelt hatte, als Zustupf überreicht.

                                              Wolfgang

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