Es war der Zwanzigste mal! So lange habe ich die Wanderferien jedes Jahr im Frühling durchführt. Wir waren schon an vielen Orte im Mittelmeerraum, den Britischen Inseln, einmal auf den Kanarischen Inseln und einmal sogar im Nepal. Während dieser langen Zeit hat es natürlich eine ständig wechselnde Kundschaft gegeben, aber auch Freunde, die über Jahre oder gar Jahrzehnte treu geblieben sind und immer wieder dabei waren. Das hat mich natürlich gefreut, aber auch, dass jedesmal einige neue Leute sich angemeldet haben. Im Durchschnitt hat es 28 Teilnehmer gehabt. Ein grosse Gruppe und ein Beweiss, dass meine Wanderungen ein grosse Beliebtheit bekommen haben. Ich hatte viel Spass auch bei der Vorbereitung der Reisen, weil ich jedes Jahr ein neues Land oder Region kennenlernte. Bis vor drei Jahren habe ich die Wanderungen auch selber geleitet, obwohl ich manchmal ein lokales Reisebüro bei der Reservation der Unterkünfte oder des Transports engagiert habe.
Wo sollte es aber für diese Jubilaeumsreise hingehen? Ich hatte ursprünglich an einen zweiten Besuch von Irland gedacht. Unsere Reise letztes Jahr im Mittelraum war aber wider Erwarten eine ziemlich feuchte Angelegenheit und ich wollte nicht eine Wiederholung solcher Wetterverhältnisse riskieren. Ein sicher sonniger Ort? Ja, ein zweiter Besuch der Kanarischen Inseln – nach La Palma bietet sich Teneriffa sehr gut als Wanderinsel an. Ein Blick in den Führer zeigt, dass manche Wanderungen gut aus geschildert sind, aber ich bin auf den Namen eines lokalen Wanderreisebüros gestossen – der Wanderstab. Die ersten e-Mail Kontakte mit der zuständigen Dame, Marion, waren vielversprechend und die Reise konnte grossenteils aus der Ferne organisiert werden. Ich gehe aber immer ein Jahr vorher zum Zielort, um alles kennenzulernen und reiste im November 2013 nach Puero de la Cruz. Eine Woche reichte nicht, um jedes Gebiet anzuschauen aber ich hatte Vertrauen, dass Marion alles gut und mit deutscher Gründlichkeit organisieren würde. Wir hatten doch Gelegenheit ein paar schöne Wanderungen miteinander zu machen, vor allem den Kletterweg auf dem Guajara, der leider später wegen Steinschlaggefahr geschlossen wurde.
Der Gruppenreise ging schon gegen Ende April los, etwas früher als gewöhnlich wegen der mehr südlichen Lage. Bei unserer Ankunft in Teneriffa wurden wir mit einem strahlendblauen Himmel begrüsst und es blieb so die ganze Zeit, ausser wenn die Passatwolken auf die Nordseite der Insel stiessen. Marion wusste dann aber wohin man fahren musste um wieder in die Sonne zu kommen.
Unsere erste Unterkunft war eine herrliche Hotelanlage in der Nähe von Vilaflor auf 1400 Meter, dem höchst gelegenen Dorf aller kanarischen Inseln. Der Hotelgarten war voll mit blühenden Taginasten, eine imposante meterhohe endemische Planze mit bis 30,000 Blüten auf einem einzigen Stengel! Die Wanderungen von dort aus zeigten uns die Landschaften in verschieden Höhenlagen auf der Südseite des Teide Massivs bis auf dem höchsten Punkt des Calderarands, dem Guajara 2700m. Es gab immer wieder schöne Aussichten auf die Südküste und bis Grand Canaria.
Nach drei Tagen fuhren wir durch das neuste Lavagebiet des Teide und hinunter nach Nordosten, um das Teno Gebirge kennenzulernen. Hier trifft man wegen der höheren Feuchtigkeit auf eine ganz andere Landschaft und Vegetation. In dem lebhaften Ferienort Puerto de la Cruz an der Nordküste bezogen wir unsere Unterkunft für die nächsten sechs Tage. Die Zimmer in dem traditionsreichen Hotel Monopol waren nicht so schön wie an am vorherigen Orte, aber dafür war es ganz zentral in der Altstadt gelegen und es gab ein reiche Auswahl an Restaurants in der Nähe. Auch hier wusste unsere Führerin bestens Bescheid.
Puerto ist ein zentraler Ausgangspukt für viele Wanderungen auf der Nordseite Teneriffas, wie in das nahegelegene Oratavatal und in das Lavagebiet südlich von der früheren Hafenstadt Garachico. Die zwei grossen Höhepunkte bildeten die berühmte Masca Schlucht und der Teide, mit seinen 3711 Metern der höchste Berg Spaniens. Während alle den anspruchsvollen Abstieg in der Masca Schlucht problemlos bewältigten, hat die Hälfte der Gruppe auf den langen Abstieg vom Teide verzichtet. Wir sind alle mit der Seilbahn auf 3500m gefahren, von wo aus wir nach vorheriger Anmeldung auf den Gipfel steigen durften. Jörg, der Partner von Marion, hat uns die Aussicht und die vulkanischen Formationen ausführlich erklärt. Der Abstieg erfolgte über den Pico Viejo mit seinem viel grösseren Krater.
Punta del Hildalgo am Rande der Anagagebirge war der letzte Stutzpunkt für unsere Wanderungen. Dort haben wir im luxuriouse Hotel und Spa Oceano, wovon alle begeistert waren. Der Nachteil diese Ort ist leider, dass Wolken ofters an die Berge hängen. Zweimal sind wir auf den Südseite ausgewichen und könnten eindrücklichen Wanderungen doch in der Sonne geniessen. Am letztem Tag sind wir unter den Wolken geblieben auf eine Wanderung entlang der wilde und imposante Nordküste. In ein sehr abgelegen Dorf haben wir den letzten tolle Mahlzeit zusammen mit Marion genossen und uns von ihr und unsere zuverlässigen Fahrer verabschiedet.
Ich glaube ich kann sagen, dass die zwanstigsten Wanderferien sehr gut verlaufen sind und von allen genossen wurden. Leider gab es zwei Verletzungs/Krankheits-bedingte Ausfälle, die aber nichts mit den Wanderungen zu tun hatten. Kultur gab es wenig, ausser die Erkundung der Altstädte Puertos und La Lagunas von einen Teil der Gruppe. Hier und da sahen wir Resten von den Behausungen der Ureinwohner, den Guanchen, aber es ist nicht viel davon geblieben.
Es stellt sich die Frage wegen dem nächsten Jahr – wie, wo und ob es weiter geht. Weil alles wieder so reibungslos von sich ging, ermuntert es mich doch weiterzumachen. Ich geniesse es sehr, jedes Jahr mit Euch unterwegs zu sein und nach den Teilnehmerzahlen zu beurteilen, muss es bei Euch auch so sein. Warten wir es ab. Ich wünsche Euch ein schönes Jahr und vor allem gute Gesundheit.
Adrian