04-24 Buffavento

Dienstag, 24. April, von Girne über Buffavento nach Bellapais mit Überraschung am Schluss

Panorama-Wanderung zur spektakulär gelegenen Höhenburgruine Buffavento und weiter durch das Gebirge hinunter nach Bellapais, ca. 5 Stunden
Von meinem Zimmer im direkt am Hafen gelegenen Hotel White Pearl in Kyryneia (türkisch Girne) hatte ich einen wunderbaren Hafenblick. Bei Sonnen-aufgang kündigte sich ein prächtiger Tag an, der förmlich nach dem Fotoapparat rief, um den Hafenrundumblick bei Sonnenaufgang festzuhalten. Als ich gemütlich im kleinen Frühstücksraum Platz genommen hatte, kamen Jan und Jiri mit ihren Koffern die Treppe herunter. Die beiden hatten angenommen, wir wechselten schon heute das Hotel. Ein Glück dachte ich mir, dass ich nicht jetzt noch schnell Koffer packen muss.  image001_r4
Nach dem Morgenessen schlenderten wir gemütlich am Meer entlang zum Abfahrtsort unseres Busses vor dem Hotel Dome. Im Rücken lag die schmale Kette des 1000 m hohen Keryneia-Gebirges, das die Anatolien zugewandte Küste säumt. Gleich hinter dem Dorf stieg die Landschaft steil zum Gebirge an. Im Vordergrund befand sich das fast kreisrunde Hafenbecken aus venezianischer Zeit mit den vielen Cafés und Restaurants und auf der anderen Seite des Hafens lag die in byzantinischer Zeit angelegte und von Franken und Venezianern erweiterte mächtige Festung.Mit dem Bus fuhren wir erst mal in einen Lemar Supermarket, um uns mit Proviant für den Tag zu versorgen. Dann ging‘s vorbei am Friedensdenkmal entlang des alpin anmutenden Pendadaktylos-Gebirges über eine steile und ausgesetzte Passstrasse mit wenig Ausweichstellen. In der Strasse lag plötzlich ein riesiger Stein, der aber so günstig heruntergefallen war, dass er umfahren werden konnte. Nikosia konnte man in der Ebene ausmachen sowie Zitronen- und Orangenhaine, die zugleich Blüten und Früchte trugen und einen berauschenden süssen Duft verströmten. In der Ferne waren die letzten Schneeflecken im Troodosgebirge zu bestaunen.
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Auf der linken Seite sah man eine riesige Müllkippe. Sabri erklärte uns, dass aufgrund einer Gesetzes-initiative Plastikflaschen verboten werden sollten, aber da der Schwiegersohn des Importeurs der Plastikflaschen der Schwager des Präsidenten ist, sei die Initiative abgelehnt worden. Auf der linken Seite sah man aber auch schon die Südseite des Buffaventogipfels mit der ursprünglich byzantinischen Festung, die von den Lusignans in ein Jagdschloss umgebaut wurde. Richard Löwenherz, der im Verlauf eines Kreuzzuges Zypern erobert hatte verkaufte Zypern an den aus Poitié stammenden französischen Adeligen Guy de Lusignan, den früheren König von Jerusalem. Dieser begründete die 300 Jahre dauernde Lusignan-Dynastie (1192-1489). Während der Fahrt sprach Sabri auch von Fossilienfunden, die belegen, dass einst auf der Insel wegen Futtermangels verzwergte Elephanten lebten sowie die Legende, dass sogar im Nildelta lebende Nilpferde bis nach Pafos geschwommen seien, weil sie das süsse zypriotische Gras rochen. Die Insel Zypern sei durch Druck von zwei gegeneinanderstossende Kontinentalplatten entstanden, der eurasischen und der europäischen, die Berge aus dem Meer hochgekeilt hätten. Die Insel sei mehrfach unter Wasser gewesen, was an Felsen mit Muschelrückständen erkennbar sei. Die Insel bestünde hauptsächlich aus durch Erosion gebildetem Sedimentgestein aus dem Meer.
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Nach der etwas abenteuerlichen Fahrt durften wir nun endlich aussteigen und die 350 steilen Stufen zur Burg Buffavento erklimmen. Unterwegs boten sich uns prächtige Ausblicke aufs Troodos Gebirge mit dem 1950 m hohen Olympos. Die Radarkuppeln des britischen Militärs, die seinen Doppelgipfel markieren, waren gut zu erkennen. Auch Bellapais liess sich schon erspähen und ganz unten im Tal lag Agios Christodomos – ein Kloster für Verwirrte. Nach eingehender Besichtigung von Buffavento machten wir uns wieder auf den sehr steilen Abstieg, bei dem wir wirklich aufpassen mussten wo wir unsere Füsse hinsetzten. Zwischen den Felsen erspähten die Kenner unter uns eine Reihe von autochthonen Pflanzen, die sie auch benennen konnten.
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Nach Ankunft auf der Asphaltstrasse führte uns ein kleiner steiniger Weg steil nach oben. Wir picknickten auf dem Übergang zur andern Seite. Als wir unsere Wanderung wieder aufnahmen, kamen wir durch einen Wald mit kleinen Pinien, nach einer kurzen Asphaltstrasse führte uns der Abstieg durch Mimosen und ganze Hänge voller weisser und rosa Zistrosen mit hunderten von Blüten an einem Busch, Zedern, Zypressen, Immortellen, Wicken, Salbei und vieles mehr. Ein solches Blütenmeer bekommt man selten zu sehen. Die klebrigen Blätter der Zistrosen sondern übrigens das Harz Labdanum ab, das früher zur Herstelllung von Räucherstoffen beliebt war. Die Bauern ernteten es, indem sie Ziegen durch die Pflanzen trieben, ihnen danach das Beinfell scherten und es auskochten. Beim weiteren Abstieg blickten wir auf den Hafen von Girne mit der Festung und dem neuen Hafen sowie auf den Schwimmplatz vom Vortag.
Auf einem relativ breiten Weg erreichten wir das Haus von Laurence Durell, dem Autor von Bitter Lemon. Inzwischen versperrte ein neueres Haus den Blick aufs Meer, den der Schriftsteller einst genossen haben musste. Wir passierten enge Gassen mit Gärten voller Orangen- und, Zitronenbäumen, vielfarbigen Geranien, Eukalyptus in Blüte, einer Art Magnolie, aus den Mauern hervor lugende rote Löwenmäulchen, gelben Klee.  image008_r2
Endlich lag das Dörfchen Bellapais mit der Ruine einer um 1205 von Augustinermönchen gegründeten gotischen Abtei vor uns. Sabri liess uns keine Zeit das Bauwerk näher zu betrachten, denn das stand für den nächsten Tag auf dem Programm. Mit durstigen Kehlen liefen wir weiter und weiter und begannen uns langsam zu fragen, wie lange noch. Sabri zeigte uns noch rasch sein Reisebüro im Dorf, stellte uns einige Angestellte vor, trieb uns dann weiter an einigen Gartenwirtschaften vorbei, wo wir uns gerne mal hingesetzt und etwas getrunken hätten. Wir bogen in wunderschön gepflegte Gartenanlagen ein und wunderten uns was wir in dieser Wohngegend zu suchen hatten und dann die Überraschung.
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Wir landeten in Sabris blühendem Garten und dann tauchte sein aus hellem Sandstein gebauter Bungalow auf mit einem herrlichen Swimming Pool, der sich über die ganze Länge des Hauses erstreckte. Im Wasser spiegelte sich die gotische Abtei, die sich im Hintergrund erhob. Sabri hatte für uns vor seinem Haus einen langen mit weissen Tischtüchern gedeckten Tisch arrangiert, geschmückt mit roten und lila Bougainvilleas, Zitronenblüten und weissen Calla, eine wahre Pracht. Im Schatten seines Hauses stand eine Bank, die auf der sich einige sogleich niederliessen. Vor der Küche stand ein kleinerer ebenso mit Blumen reich dekorierter Tisch mit 28 Burgundergläsern, versehen mit einem Zuckerrand und einer ans Glas geklemmten Organgenscheibe dazu eine Art silbriges Bowlegefäss mit roter Flüssigkeit. Sabri braute für uns Brandy Sour, eine Reminiszenz aus britischer Kolonialzeit, das zum zypriotischen Nationalgetränk wurde. Es besteht aus 20 % Orangen- , 20% Zitronensirup, 20% Soda und 20% eines leichten Brandys und natürlich Eiwürfeln, eine ungeheuer süffige Erfrischung, von der er uns reichlich nachschenkte.
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Die Dame des Hauses, Sarah, war inzwischen auch zu uns gestossen und mit der Zeit getraute sich auch „Pappy“, die 12-jährige Tochter zu uns. Zum Essen gab es eine Reihe von hervorragenden zypriotischen Kleinigkeiten: Huhn in Curry gebraten, Dolmades (mit Hackfleisch gefüllte Weinblätter), Hallumi (zyprischer Schafs- und Ziegenkäse), Humus (Püree aus Kichererbsen), Tachini (Sesamsauce) um ein paar zu nennen. Dazu gab es herrliches Brot.
Das war Gastfreundschaft hoch drei für 28 Personen. Bei unglaublich schönem Wetter liessen wir uns von der spätnachmittäglichen Sonne bescheinen und meinten in Hollywood gelandet zu sein. Wir flanierten noch ein wenig um den Swimming Pool, setzten uns an die Tischchen auf der gegenüberliegenden Seite und waren schwer beeindruckt von der schönen Lage des Besitzes. Danke, lieber Sabri und Familie. Es wird uns schwerfallen, Deine Gastfreundschaft zu toppen.   Brigitte D.  image014_r4

bei Sabri in Bellapais

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