05-27 Pula

Freitag, 27.5.2016, Von Vrsar nach Pula und Kap Kamenjak

 Eine Eigenheit bei mir auf dieser Wanderfahrt war, dass ich mich abends jeweils früh müde fühlte, dagegen morgens mit dem frühen Tageslicht meist schon um 6 Uhr wach war. Da an diesem Tag die Abfahrt Richtung Pula erst auf 9h30 angesetzt war, hatte ich so noch Zeit, mich in der Altstadt von Vrsar etwas umzusehen. Durchaus sehenswert ist diese kleine Altstadt, auch wenn sich die Touristen fast nur am Hafen sammeln, wo auch die Restaurants sind. Es gab einen schönen Aussichtspunkt, ganz nah beim Hotel, “Casanova’s Viewpoint”. Giacomo Girolamo Casanova, 1725 – 1898, ein venezianischer Schriftsteller und bekannt durch seine Schilderungen über Liebschaften, soll Vrsar in seinem Leben zweimal besucht gehabt haben.

Auf den ersten Ausflugsort von heute – Pula – etwas mehr als eine Stunde Reisezeit entfernt, war ich recht gespannt. Pula, nahe der Südspitze Istriens gelegen, ist dessen Hauptort. Ich dachte zurück als wir, 1985 und zu Marschall Tito’s Zeit noch, mit einer befreundeten Familie zusammen in zwei Autos, samt Kinder, zu Badeferien nach Pula aufgebrochen waren. Wir wohnten damals in Pula in einem Privathaus mit drei Ferienwohnungen, wovon wir zwei belegten; in der dritten Wohnung war ein österreichisches Ehepaar zu Gast. Vor gut dreissig Jahren war das! Wieviel hat sich seither wohl verändert? Viel, wie ich rasch sah!

Ich habe noch gut in Erinnerung, wie damals Pula ein recht beschaulicher Ort war, zwar bereits ein beliebter Ferienort, aber noch ohne tägliche Touristenbusse und grosse Ausflugsboote. Die wenigen Ausflugsboote waren oftmals mit “Insel xyz: FKK!” angeschrieben, im übrigen Westuropa damals noch wenig üblich. Grosse und auch recht schöne und moderne Campingplatz-Siedlungen in der Umgebung, auch mit FKK, gab es damals schon. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in Pula jemals in einem Restaurant gegessen hätten, ich meine es gab damals auch nur eine beschränkte Anzahl guter Lokale. Die Vermieter unserer Ferienwohnung waren nette Leute, aber sie wurden durch das Vermieten wohl kaum reich: alles, auch das Bezahlen, ging über das örtliche Fremden­verkehrsamt, und von dem kassierten Geld sahen sie wohl nur wenig. Was mir vor allem in Erinnerung bleibt war, dass die damalige jugoslawische Währung von galoppierender Inflation betroffen war, DM wurden deshalb sehr gern entgegengenommen, auch die Ferienwohnung musste in DM, umgerechnet in Franken, beglichen werden. Wenn man dann trotzdem Geld wechselte erhielt man ein grosses Bündel Banknoten in die Hand gedrückt, und es war beeindruckend zu sehen, wie schnell diese am Schalter jeweils von Hand durchgezählt wurden!

 

Nun das heutige Pula: man fährt nicht mehr über Landstrassen, sondern über eine moderne Autobahn dorthin. Als wir am Hafen ankamen war der eigentlich recht grosse Parkplatz mit vielen Reisebussen schon voll besetzt, wir konnten dort lediglich aussteigen. Mario musste dann irgendwo entfernter parkieren. Am Eingang zum römischen Amphitheater, eines der grössten noch erhaltenen in Europa und einst unter Kaiser Augustus erbaut, standen diverse Reisegruppen Schlange um gegen Eintritt Einlass zu erhalten. Ich erinnere mich nicht, dass man damals Eintritt hätte zahlen müssen, man ging einfach hinein. Und dann diese vielen Restaurants und Strassencafés und all die Strassen vollgestopft mit Touristen!! Trotzdem: Pula ist auch heute noch sehenswert. Auf einem von unserer Wanderleiterin Mini geführten kleinen Stadtrundgang lernten wir die wichtigsten Sehens­würdig­keiten kennen, und nachher hatten wir noch eine gute Stunde frei zur eigenen Stadtbesichtigung oder für einer Erfrischung in einem der vielen Strassencafés. Die Stadt ist voll von römischen und mittelalterlichen Relikten.

Kurz nach Mittag ging es in unserem Bus dann weiter Richtung Kap Kamenjak, dem südlichen Endzipfel von Istrien. Kurz nach dem Fischerdorf Premantura stiegen wir am Eingang zum dortigen Nationalpark, welcher die lange und schmale südlichste Landzunge Istriens belegt, aus, denn Busse können den Nationalpark nicht befahren. Zum südlichen Ende der Landzunge, dem linken Meeresufer und der Bucht von Medulin entlang, war es eine gute Stunde Wegzeit. Der Nationalpark ist berühmt für seine Flora und Fauna und auch bekannt für die vielen schönen Badebuchten, wo auch Klippenspringen möglich ist. Eine besondere botanische Attraktion sollen die zahlreichen Orchideen-Arten darstellen. Mehr als 23 verschiedene geschützte Arten sollen vorkommen. Auf unserer Wanderung waren all die Badeplätze, meist felsig, bereits gut besetzt. Trotz all der Schönheit der Natur stellte sich bei uns zum ersten Mal eine gewisse Wandermüdigkeit ein. Die einen wollten gleich baden, anderen war der Weg zu steinig oder auf den befahrenen Wegstücken, welche wir allerdings möglichst vermieden, zu staubig.

Die meisten kamen schliesslich doch bis zur südlichsten Landspitze, dem Kap, mit, welche auch mit Auto auf staubiger Piste (vielleicht leider) gut erreichbar ist und bei der Ankunft sehr mit Badenden und Ausflüglern besetzt war. Die Safari Beach Bar stellt dort eine etwas ausgefallenere Attraktion dar. Sie gefiel einem erst beim zweiten Hinsehen. Zuerst war es für einen sehr verwirrend anstatt einer Bar einen Pflanzendschungel vorzufinden, wo in einer Art Irrgarten immer wieder Bambus-Tische standen. Wo holten die Leute in diesem Dschungelwirrwarr ihre Getränke und ihr Essen? Man musste echt nach der Theke (Selbstbedienung) zuerst suchen. Aber wir fanden uns wieder – ich selbst wollte nämlich zuerst baden, aber es waren für mich zu viele Leute am Strand und die anderen Badefreudigen unter uns waren schon wieder

auf dem Rückweg. Es war dann doch echt originell, dort ‘irgendwo im Dschungel’ zu sitzen und zu speisen! Der Rückweg fand dann also in diversen Gruppen statt, da ja viele bereits unterwegs waren und auf dem Rückweg badeten. Trotz leichtem Chaos: beim Bus waren wir alle wieder zusammen, und wir fanden nun fast alle “es sei schön gewesen und wert, dieser Ausflug zum Kap Kamenjak”.

Auf der Rückfahrt nach Vrsar, bei dem wir unserem umsichtigen Busfahrer Mario wie immer voll vertrauen konnten, wurden noch einige wenige weitere von uns, welche den Tag gleich in Pula verbracht hatten, abgeholt.

Zurück in Vrsar war der Tag noch nicht zu Ende, es galt den letzten Abend unserer Wanderreise zu feiern. Nach genügend Zeit zum Duschen, Wechseln der Kleider etc. besammelten wir uns wieder bei der Hotellobby um den kurzen aber steilen Weg zum Hafen hinunter zu gehen. In einem der vielen Lokale dort, auf der gegenüberliegenden Buchtseite gelegen und im Aussenteil des Restaurants, mit schönem Blick auf die verankerten Boote und später auf den Sonnenuntergang über der kleinen Hafenbucht, bekamen wir ein vorzügliches Fischmenü serviert.

Helga hielt eine gute Ansprache, welche aber wegen dem allgemeinen Lärmpegel leider nicht von allen verstanden worden war und verteilte Couverts an Adrian, Mini und an unseren umsichtigen Fahrer Mario. Das erste Getränk war gratis – das zweite dann auch, und die später noch Bleibenden erhielten auch noch Schnäpse. Die Stimmung wurde sehr aufgeräumt, ich selbst zog mich dann aber bald einmal zurück, siehe Anfang meines Berichtes; es gab ja immerhin noch einen steilen Aufstieg, wenn auch nur kurz, zum Hotel zu bewältigen.

René

Freitag, 27.05.16, Unter-Bericht Pula Schiffahrt

Nachdem der Bus mit den Wanderern abgefahren ist, besteigen Edith Schwendimann und der Schreibende um 12.45 beim blauen Hafenkran das kleine Schiff “Kika” für eine zweistündige Rundfahrt zu je 180 Kuna inklusive Essen. Schöner Blick auf Pula, vorbei am Wellenbrecher und aufgelassen Marinehafen. Der Ausflug geht um die Insel Veli Brujun mit dem Nationalpark. Unterwegs wird eine feine Makrele mit Mineral und Weisswein à discretion sowie eine Glace serviert, die der Kapitän in seiner kleinen Kombüse zubereitet hat. Blick auf die ganze Insel auf der Tito seine Sommerresidenz hatte und sich schöne Anlagen des Nationalparks befinden, wir sehen sogar Hirsche. Viele Seemöven umfliegen das Schiff, da wir sie mit Fischresten füttern. Um 15.00 gehen wir zum Bahnhof Pula. Ein versprayter Dieseltriebwagen mit italienischem Look fährt um 15.30 ein und etwa 20 Passagiere steigen aus, meistens junge Leute. Auf dem Streckenschild steht “Buzet -> Pula”. Eine Dampflok mit FS-Nummer steht auch als Denkmal da. Dann vorbei an Residenzen mit kunstvollen Jugendstiltüren zurück zum Hafen. Es langt noch für Eiscafé in der oberen baumbestandenen Allee. Um 17 Uhr Abfahrt mit dem Bus vom Hafen aus nach Vrsar.

Philippe

 

 

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