05-24 Agios Giorgios

24.Mai, Lipiades – Agios Giorgios, Entlang der nordwestlichen Küste der Insel Korfu

In Lipiades Beach Hotel fängt der Tag gut an. Das etwas kargere Continental Frühstück wissen einige von uns sogleich aufzubessern durch das am Hintertisch von den Vikinger Reisen aufgebaute zusätzlich mit Tomaten, Frischkäse, Honig etc. angereicherte Büffet. Aufgrund des vorsichtigen Protests der Vikinger Damen getrauen sich aber längst nicht alle an die feinen Zusatzdinge. Trotzdem einige sind halt sehr hungrig und brauchen neue Kräfte.

In der Nacht hat es geregnet, so dass wir bei angenehmen Temperaturen starten. Unser steiler Weg fängt gerade an der Nordecke des Hotelgeländes im Wald an. Kurz darauf erscheint die von Adrian mit Ehrfurcht erwähnte „Schlüsselstelle“. Die besteht aus einer ca. 3m hohen Wand, allerdings ausgerüstet mit einem Seil. Dann geht es weiter hinauf durch ein Dickicht, das man zum Teil mit den Armen und unseren Stöcken öffnen muss. Wie wir merken, ein wenig benützter Teil des Corfu Trail.

Wir gehen an einer Acapulco Bar vorbei, dürfen aber kaum anhalten, weil die Gruppe nachzieht. Dann kommt ein Dorf mit viel Abfall. Am Berg hinauf und entlang gelangen wir zu einer traumhaften Aussicht über Paleokastritsas mit Feldern gespickt mit rotem Klatschmohn. Der Anblick lässt die Fotografenherzen höher schlagen. Man hat das Gefühl vor einem Theater zu stehen, mit einem senkrechtem Blick über die Bucht, über das Dorf und über die Abtei in der Form einer Festung, dass das Gesamte zu einer anderen, unerreichbaren Welt zu gehören scheint.

In dieser Vogelperspektive verweilen wir noch eineZeitlang und bleiben weiter auf der Höhe, also auf einer Extrawelt über der normalen Welt, die sich vor unseren Füssen und Augen abspielt. Am Ausgang des Dorfes Lakones holt uns ein Platzregen ein, wie wir ihn Gott sei Dank während der ganzen Ferien nicht mehr erlebt haben. In Sekundenschnelle wäre alles durchnässt gewesen, aber welch ein Glück, genau an dieser Stelle befindet sich eine hervorragende Konditorei, wie wir keine mehr zu Gesicht bekamen.

So trudeln eine ganze Reihe langsam in diesem Kaffeehaus ein, obwohl der eigentliche Treffpunkt ja ein ganzes Stück weiter vorne sein sollte. Die Vorhut hat es bis zum abgemachten Punkt geschafft, die Mehrzahl beobachtet jedoch bei Kaffee, Tee, Kuchen und sonstigen supersüssen „Türkenspeisen“ wie der Regen an die Fensterscheiben klatscht und den Raum in ein Nebelmeer verwandelt.

Das Kaffeehaus „Dolce“ bestehend aus einer grossen Halle mit viel plüschartigen Armstühlen und einer herrlichen Aussicht war also bestens geeignet, die Horde von unerwarteten Touristen für die kurze Zeit des Gewitters aufzunehmen. Die grossen Fenster erlauben das Schauspiel zu beobachten und wieder rechtzeitig zum Abmarsch zu blasen, sobald nur noch wenige Regentropfen vom Himmel fallen. Die Bedienung hält diesem Ansturm jedoch nicht so recht stand. Sie ist äusserst langsam, dafür fröhlich und neugierig über diese komischen Ausländer, die für einmal nicht aus einem Bus aussteigen.

Plötzlich ist die Sonne da und jetzt dürfen wir auf dem bekannten „Römerweg“ auf der hohen Strasse laufen über Angelokastro, durch das Dorf Krini, ein schöner, kleiner, mittelalterlicher Weiler auf dem Weg nach Mikrades. Das Erlebnis der Höhe verfolgt uns. Von diesem hohen Blickpunkt aus defiliert die ganze Nordwest Küste Korfus inklusive unser fernes Ziel – die Bucht von Agios Georgiou. Von Krini geht der Korfu Trail durch Olivenhaine auf einem langen, etwas mühsamen Weg inmitten eines Teils der 4 Millionen ehemals vom Stadtstaat Venedig gepflanzten Olivenbäume. Bald gehen wir durch eine Art Tropenwald, der sich nach einer Weile in fast unpassierbare Dornsträucher verwandelt. Am Ende folgt noch eine wunderbare Rutschpartie auf feuchter Erde.

Und plötzlich sind wir auf dem richtigen Weg, einer Autostrasse, die dem Golf entlang führt. Der Wind bläst die Wolken weg und lässt die Sonne immer stärker hervorschauen. Zum Abschluss kommen wir nach Acrogliali, einem Restaurant mit einer Windmühle (eigentlich von einem Motor getrieben, der selber von einem stinkenden Generator getrieben wird) und mit einer Bar am Meer, einem Strohdach und viel Westwind. Dies ist der Ort für den Apérogestiftet von René, denn er hat heute zusammen mit Christine Geburtstag und wir stossen an auf ihr Wohl und stimmen an im Chor. Währenddessen können wir ein schönes Segelboot mit deutscher Fahne Segeln beobachten, das sich unserer Küste nähert und schlussendlich hier vor Anker geht. Der Weg am Meer entlang wird immer angenehmer. Wir freuen uns auf das kommende Bad am Sandstrand an der grossen Bucht, obwohl der Wind stark und konstant bläst. Vor unserem Hotel „La Belle Hélène“ kann man tatsächlich baden, vorausgesetzt man findet eine geschützte Stelle um sich vorher etwas aufzuwärmen.

So gingen einige Unentwegte ins Wasser, unter anderem auch Brigitte, die eine hinter drei Sträuchern versteckte Ecke gefunden hat, wo sie vom Wind geschützt blieb. Inzwischen haben einige der Segler gekentert, ein Windsurfer bekommt Probleme, um wieder an den Strand zurück zu kehren. Um diesen zu „retten“ fährt ein dickes Boot von seiner Boje los in die Bucht und holt ihn: ein interessantes Manöver. Währen dessen bin ich von Elena, der Tochter des Hotelgründers und Frau von Costas, eingeladen worden ein Stück Sahnekuchen mit Schokolade zu essen, bevor sie selbst den Koch überwachen geht, der für uns 31 das Abendessen vorbereitet.

Das Mahl war ein absoluter Hit bestehend aus einer Menge wohlmundender Fischvorspeisen mit Greek Salad, dann einen wunderbaren grossen Fisch und als Dessert ein Eis (Schoggi + Vanilla) oder einen Apfel. Dies bringt gute Laune, um gegen den im Hotel heulenden Wind in der Nacht zu kämpfen und gut zu schlafen. Daniel

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